titelthema
|
fassadenSanierung
19
FASSADE 1/2019
mit Aufsatzkonstruktion. Zusätzlich sind
Wartungsbalkone an der Fassade befestigt,
die gemeinsam mit Raffstoren den Sonnen-
schutz erbringen.
Die detaillierte Inaugenscheinnahme des
Bestands zeigte die bisherigen Schwächen
auf und war die unabdingbare Basis für
die Erarbeitung von Lösungswegen. In der
Schnittzeichnung (Bild 4) ist die nicht ther-
misch getrennte Fassade und die nicht vor-
handene Wärmedämmung erkennbar. Es
zeigten sich zudem gravierende Zugerschei-
nungen und Wassereintritte über die Fassa-
de. Die Heizung-/Kühlungs-/Lüftungstech-
nik ist dezentral im Brüstungsbereich ange-
ordnet. Gesteuert wird die Anlage zentral.
Ökonomie:
Die im Zuge der Ist-Analy-
se durchgeführte Berechnung zeigte ganz
deutlich: Die Kosten zur Fortführung des
Betriebes mit der vorhandenen Fassade und
Klimatechnik würden in 20 Jahren ca. 5 Mio.
Euro an Instandhaltungs- und Energieko-
sten betragen.
Schritt 2: Definition der Anforderun-
gen des Bauherrn und der Nutzer
Nach der Bestandsanalyse war es mög-
lich, dem Bauherrn eine erste Einschätzung
zu geben. Dabei wurden die Wünsche von
Bauherr und Nutzern in mehreren Abstim-
mungsgesprächen geklärt. Für dieses Ge-
bäude wurden folgende Kriterien definiert:
• Aufgewertetes Erscheinungsbild
• Fassade muss die heutigen Anforderun-
gen erfüllen
• Raumklima soll individuell regelbar sein
• Zufriedenheit der Nutzer soll durch Nut-
zung von natürlichem Licht gesteigert
werden
• Deutliche Reduzierung des Energiever-
brauchs und der Betriebskosten
• Re-Renovierbarkeit auch noch in 20 Jahren
In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und die
Ökologie galt es, vor allem die Investitions-
kosten so gering wie möglich halten und
möglichst viele Bauteile weiterzuverwen-
den. Die Lebenszykluskosten sollten auf 20
Jahre gerechnet werden.
Auch während der Bauphase sollten be-
sondere Anforderungen erfüllt werden. Die
Modernisierung sollte bei laufendem Be-
trieb erfolgen und die normalen Betriebs-
abläufe nicht beeinträchtigen. Gleichzeitig
sollte der Innenausbau des Gebäudes frei
von Beschädigungen bleiben. Nicht zuletzt
war eine möglichst kurze Bauzeit gefordert.
Schritt 3: Erarbeiten möglicher
Konzepte
Auf dieser Basis standen folgende Lösungs-
möglichkeiten zurVerfügung.
• Entkernung mit neuer Fassade und zen-
traler Klimaanlage: Die Fassade und al-
le Bauteile werden demontiert und ent-
sorgt. Es verbleibt lediglich der Rohbau.
• Erneuerung der Fassade mit dezentraler
Klimatechnik: Demontage der vorhan-
denen Fassade und TGA-Komponen-
ten im Brüstungsbereich, Montage eines
neuen Fenster/Brüstungssystems. Aus-
tausch der Technik in den Büroräumen.
• Zweite-Haut Fassade zum Schutz der
bestehenden Fassade: Austausch der
Technikkomponenten und Fenster in-
nerhalb des witterungsgeschützten Zwi-
schenraums von Bestand und Zweite-
Haut Fassade. Einbau von Raffstoren mit
Lichtlenkungssystem im Fassadenzwi-
schenraum.
Schritt 4: Konzeptauswahl
In Abstimmung mit dem Bauherrn und den
Nutzern wurden die Kriterien zunächst ge-
wichtet und danach die jeweiligen Moder-
nisierungslösungen bewertet (siehe Tabelle).
Aufgrund der dargestellten Auswahl ergab
sich für das Gebäude der Sparkasse Vor-
derpfalz ein klarer Vorsprung für das Kon-
zept der Zweite-Haut Fassade. Diese wurde
schließlich auch vom Bauherrn beauftragt
und realisiert.
Die Umsetzung (Schritt 5) und der Vergleich
zwischen Alt und Neu (Schritt 6) werden in der
folgenden Ausgabe der FASSADE präsentiert.
Dipl.- Wirtsch.- Ing.
Rudolf Evers ist von
der IHK Offenbach
öffentlich bestell
ter und vereidigter
Sachverständiger für Fenster und Fassaden aus
Metall und Mitglied im UBF – Unabhängige
Berater für Fassadentechnik e.V.
Objekttafel
Objekt:
Sparkasse Vorderpfalz (Ludwigshafen)
Generalplanung:
Dipl.- Wirtsch.- Ing. Rudolf Evers
Architektur:
Prof. Dr. Ing. Ulrich Knaack,
Dr. Ing. Thiemo Ebbert
Klimatechnik:
Dipl.- Ing. Gerhard Kuder
Statik:
Henning Manche
Bild 4: Fassade im Zusammenspiel mit der
Heizungs- / Kühlungs- / Lüftungstechnik.
Bild 5 / Tabelle