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TECHNIK

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Fachbeitrag

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FASSADE 1/2019

Vor dem Hintergrund der Energiewende

und der Anforderungen des GebäudeEner-

gieGesetzes (GEG) wird heute kaum noch

ein Gebäude ohne Wärmedämmung aus-

geführt. 2019 tritt die erste Stufe des Ge-

bäudeEnergieGesetzes in Kraft. Hier füh-

ren die zuständigen Ministerien die noch

parallellaufenden Regelwerke Energieein-

sparungsgesetz (EnEG), Energieeinsparver-

ordnung (EnEV) und Erneuerbare-Energi-

en-Wärmegesetz (EEWärmeG) zusammen.

Am häufigsten greifen Bauherren bei der

Fassade immer noch zu Wärmedämm-Ver-

bundsystemen (WDV) auf Polystyrol-Basis.

Das Spektrum der verwendeten Dämmstof-

fe hat sich jedoch in den vergangenen Jah-

ren signifikant erweitert. Insbesondere nicht

brennbare Systeme haben deutlich an Be-

deutung gewonnen. In welchem Fall soll-

te man auf welches System setzen? Welche

Stoffe sind mit Blick auf die Leistungsfähig-

keit und die Funktion eines Gebäudes zu

bevorzugen? Und wie sieht es mit der Um-

weltbilanz aus?

Sicher im System

Bei einem WDV-System ist es entscheidend,

dass die einzelnen Bestandteile perfekt auf-

einander abgestimmt sind. Nur so kann die

volle Leistungsfähigkeit erzielt und ein Bau-

schaden vermieden werden. In der Regel

setzt sich jede Systemlösung aus den folgen-

den Bestandteilen zusammen: einem Kle-

bemörtel samt optionaler Verdübelung, dem

Dämmstoff selbst, einer Armierungsschicht

sowie einem Oberputz. Die Leistungsfä-

higkeit eines Wärmedämm-Verbundsys-

tems hängt vor allem von den verwendeten

Dämmstoffen ab. Ein bauphysikalisch un-

schädlicher, aber unerwünschter Nebenef-

fekt ist teilweise ein vermehrter Algen- und

Pilzbewuchs auf der gedämmten Fassade.

Deshalb ist die Wahl der Oberflächenbe-

schichtung ebenfalls ein wichtiger Faktor.

Wärmeschutz an Fassaden mit WDVS:

ein aktueller Überblick

Von Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe

Klassische EPS-Systeme

WDV-Systeme auf der Basis von Polystyrol-

Hartschaumplatten (EPS) sind für eine be-

sonders wirtschaftliche Dämmung bekannt.

Abhängig von der Dämmplatte bieten sie

einen Wärmeleitwert von derzeit 0,040

bis 0,031 W/mK. Zuletzt geriet der Klassi-

ker unter den WDV-Systemen jedoch zu-

nehmend in die Diskussion. Vor allem die

Brandschutz-Eigenschaften wurden disku-

tiert. Damit ein EPS-System in die Baustoff-

klasse B1 (schwer entflammbar) eingestuft

werden kann, müssen abhängig von Ge-

bäudehöhe, Dämmstoffdicke und Gebäu-

denutzung zusätzliche Maßnahmen zum

Brandschutz ergriffen werden. Der Einbau

von Brandriegeln aus Mineralwolle an Fas-

sade und Sockelbereich ist Bestandteil der

Der Markt für Wärmedämm-Verbundsysteme bietet eine Vielzahl unterschiedlicher

Lösungen. Wo liegen die Vorteile einzelner Dämmstoffe und für welchen

Anwendungsbereich sind sie besonders geeignet? Eine Übersicht verschafft Klarheit.

Zulassung und somit verpflichtend umzu-

setzen.

Hoher Brandschutz: Vollmineralische

Systeme

Vollmineralische WDV-Systeme sind in der

Baustoffklasse A eingruppiert und nicht

brennbar. Sie sind daher die erste Wahl für

Bauherren, die höchste Anforderungen an

die Brandsicherheit stellen. Vollminerali-

sche Systeme können ohne weitere Brand-

schutzmaßnahmen bis zu einer Gebäude-

höhe von 100 Metern eingesetzt werden.

Zudem eignen sie sich hervorragend für ei-

ne wohngesunde und nachhaltig-ökologi-

sche Bauweise. Alle Komponenten bestehen

ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen

und weisen hervorragende Diffusionseigen-

Schon ab 16 Zentimetern Dämmschicht kann mit Resol-Hartschaum Passivhaus-Niveau erreicht

werden.

Fotos (4):

© Saint-Gobain Weber