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TECHNIK
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Objekte
FASSADE 1/2019
Verbindung von Alt und Neu
Die helle sandfarbene Fassade verleiht dem
Philosophikum einen unverwechselbaren
Charakter. Den für das Münsterland ty-
pischen roten Ziegelstein hat Peter Böhm
– Sieger des 2010 ausgelobten Architek-
tenwettbewerbs – mit einem Gemisch aus
Trass-Kalk und ausgesuchten feinen Meh-
len und Körnungen schlämmen lassen.
Die Fassade des Neubaus nimmt so Be-
zug zu den umliegenden Gebäuden wie
dem Bischöflichen Hof oder dem Fürsten-
berghaus, ein bekanntes Hörsaalgebäu-
de der WWU. Das Philosophikum ist ein
imposanter Bau geworden und wirkt zwi-
schen den historischen Nachbarn keines-
falls fremd. Vom Zentrum des Domplatzes
aus betrachtet bietet sich ein interessantes
architektonisches Zusammenspiel. Der äl-
teste Teil des Philosophikums – das frühere
Ludgerianum – stammt aus dem Jahr 1903.
Nach Zerstörungen im Krieg folgten ver-
schiedene An- und Umbauten. Aufgrund
dringend notwendiger Instandhaltungsar-
beiten entschied sich der Bauherr für eine
komplette Entkernung und Neugestaltung
des Gebäudeinneren. Besonders sorgsam
umgegangen wurde mit der Hauptfassa-
de in Richtung Domplatz. Die unter Denk-
Hülle mit Bibliothekscharakter
Neues Philosophikum der Uni Münster mit heller sandfarbener Fassade realisiert
In Münster ist mit dem Philosophikum – dieses wird eine Bibliothek, geisteswissenschaftliche
Institute sowie Forschungseinrichtungen beherbergen – eines der größten Bauprojekte der
Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) realisiert worden. Eine besondere Herausforderung
bestand in der Fassadengestaltung: Es galt, den historischen Gebäudebestand konsistent mit
dem Neubau zu verbinden, ohne den jeweiligen Charakter zu verleugnen.
malschutz stehende neugotische Frontseite
wurde behutsam restauriert. Der von Peter
Böhm entworfene Neubau setzt diese Op-
tik modern interpretiert fort. Die quick-mix
Gruppe hat dabei eine entscheidende Rol-
le gespielt. Denn die objektspezifischen
Rezepturen für Mörtel, Putz und Schläm-
me sind in den Laboren des Unterneh-
mens entstanden und wurde anschließend
in industriellen Großchargen umgesetzt.
quick-mix-Projektmanager Andres Gomez:
„Die Struktur der Oberfläche am Bestands-
bau sollte altdeutsch gewaschen sein, das
heißt: keine normale Scheibenputzstruk-
tur wie man sie sonst heutzutage auf einem
Wärmedämmverbundsystem findet.“ Das
war die Vorgabe des Architekten. „Erst ha-
ben wir Flächen per Drahtbürste bearbei-
tet, das hat nicht funktioniert“, sagt Andres
Gomez. „Erst als wir das mit einem nassen
Schwamm gemacht haben, sah es gut aus.“
So bekam die geschlämmte Fassade ihre
unverwechselbare Optik.
Eine Mustercharge – 400 Kilo
Gleichzeitig wurde im quick-mix-Labor
probiert. „Die Farbe und Körnung sind ei-
ne Sonderrezeptur für dieses Objekt. So ei-
ne Farbe ist nicht in einem Standardfarb-
fächer drin“, sagt Gomez. Am Ende hat-
te er palettenweise Muster nach Münster
gebracht. „Beim Vormauermörtel war ei-
ne Mustercharge mal eben vierhundert Ki-
lo“, sagt Andres Gomez. Die Schlämme, der
Mörtel sowie der Putz des Altbaus, der in
den Neubau teilweise integriert wurde, be-
sitzen einen Sonderfarbton, den der Pro-
jektmanager als „Quitte-Erde“ charakteri-
siert – alles ohne einen Anstrich. Es waren
am Ende Hunderte Tonnen Material, die für
den Bau verwendet wurden: „230 Tonnen
Vormauermörtel, Dickbeschichtung, Quell-
vergußmörtel, Unterstoffmörtel, zig Palet-
ten Zementmörtel, 1900 Quadratmeter Mi-
neralwolle als System.“ 1900 Quadratmeter
Fassade mit Wärmedämmverbundsystem
Die helle sandfarbene Fassade verleiht dem Philosophikum einen unverwechselbaren Charakter.
Von außen erinnert das Philosophikum an
eine Bücherregalwand.
Fotos (3):
© quick-mix