TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 3/2018
Der Vogelschlag an Glas ist in unserer Zeit
eine der größten Bedrohungen für die hei-
mische Vogelwelt. Jeder aufmerksame Be-
obachter hat schon einmal einen toten Vo-
gel unter einem Fenster liegend oder einen
Vogelabdruck an einer Scheibe bemerkt.
Die meisten Opfer des Vogelschlags an Glas
verschwinden mit schweren Verletzungen
im nächsten Versteck und werden zu leich-
ter Beute für Raubtiere. Die physikalischen
Eigenschaften von Glas – Transparenz und
Spiegelung – werden Vögeln zum Verhäng-
Vogelschutz in der Glas-Architektur:
Gebäudedesign und Naturschutz
sind kein Widerspruch
Von Dipl.-Biol. Dr. Judith Förster und Dipl.-Biol. Dominik Breker
nis. Befinden sich attraktive Elemente, wie
Pflanzen oder der Himmel, hinter transpa-
renten Bauelementen, sind Vögel verführt
diese direkt anzufliegen und kollidieren
dann teils mit voller Fluggeschwindigkeit
mit der Scheibe. Freistehende Verglasun-
gen, die eine Abkürzung des Flugweges
vortäuschen, erweisen sich als besonders
gefährlich: Eckverglasungen, gläserne Ver-
bindungsgänge und Balkone, in jeder Hö-
he, liegen oft in viel genutzten Flugschnei-
sen. Zu Kollisionen kann es auch kommen,
wenn sich ein Anflugziel im Glas spiegelt.
Dabei können bereits kleine Glasflächen
problematisch sein.
Gesetzliche Situation
Alle wildlebenden, einheimischen Vögel in
Deutschland sind durch § 44 des Bundes-
naturschutzgesetzes geschützt. Dieser ver-
bietet das Töten oder Verletzen wild leben-
der, besonders geschützter Tierarten. Dabei
ist laut Gesetz die Absicht unerheblich, es
genügt das In-Kauf-Nehmen eines „signi-
fikant erhöhten Tötungsrisikos“. Schon bei
der Bauleitplanung sind nach §1 des Bau-
gesetzbuches die „Auswirkungen auf Tiere
und die biologische Vielfalt“ zu berücksich-
tigen. Bei bestehenden Bauten, darf bei Ver-
stößen die Naturschutzbehörden einschrei-
ten und eine Folgenbeseitigung fordern.
Nicht ausreichend wirksam
Traditionell werden Greifvogelsilhouet-
ten mit der Vermeidung von Vogelschlag an
Glas assoziiert. Dabei ist die Wirkungslosig-
Der Baustoff Glas ist als Gestaltungselement moderner Architektur kaum mehr wegzudenken.
Das Bedürfnis nach Licht und Freiheit schlägt sich an massiven Fensterfronten und gläsernen
Fassaden nieder. An diesen transparenten und spiegelnden Barrieren, welche die Grenze zwischen
Natur und Wohnraum des Menschen zunehmend auflösen, verunglücken durch Kollisionen fast
unbemerkt mindestens 18 Millionen Vögel jährlich allein in Deutschland.
Edelstahlnetze vor der Fassade wie bei diesem Berliner Wohnhaus bieten selbst in unbegrüntem
Zustand einen guten Vogelschutz.
Foto:
© Carl Stahl ARC GmbH / André Kirchner
Foto:
© Peter Brenner
Bereits kleine Glasflächen werden für Vögel,
wie diesem Wintergoldhähnchen, zum
Verhängnis.