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TECHNIK

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Fachbeitrag

27

FASSADE 3/2018

schaften der angrenzenden Bauteile nicht

negativ beeinflussen. Fugen in Außenwän-

den sind damit einer Fülle von Beanspru-

chungen ausgesetzt (Bild 1), die einzeln

oder im Zusammenwirken häufig zu Män-

geln und Schäden an der Fugenausbildung

führen.

Trotz derVielzahl der Beanspruchungen von

Fugen wird der Planung dieses Bauteils oft-

mals keine oder zu geringe Bedeutung bei-

gemessen, so dass allein schon aufgrund

fehlender Planungsvorgaben Fugenabdich-

tungsarbeiten ohne die notwendige Sorgfalt

und mit falschen Abdichtungsmaterialien

ausgeführt werden. Die zahlreichen Anfor-

derungen, die entsprechend den Beanspru-

chungen von Fugen gestellt werden, sind

in der Übersicht (Bild 2) auf Seite 26 aufge-

zeigt.

In Abhängigkeit von den Prioritäten sind

die einzelnen Anforderungskriterien bei der

Planung von Fugenkonstruktionen zu ge-

wichten und für jede einzelne Bauaufgabe

spezifisch zu lösen.

Offene belüftete Fuge –

dauerhaft und wartungsfrei

Unter konstruktiven und bauphysikalischen

Gesichtspunkten sind Fugenkonstruktionen

anzustreben, die aufgrund ihrer Geometrie

ihre Funktion über die gesamte Lebensdau-

er des Bauwerkes weitgehend wartungsfrei

erfüllen und keinen hohen Materialaufwand

für ein Schließen der Fugen benötigen. Im

einfachsten Fall werden die Fugen bei hin-

terlüfteten Fassaden zwischen den einzel-

nen Außenwandelementen offen gelassen;

eindringender Schlagregen kann im Hinter-

lüftungsraum schadlos abgeführt werden.

Der Wunsch des Architekten nach mög-

lichst schmalen Elementfugen birgt hier je-

doch die Gefahr, dass nach Niederschlägen

Wassertropfen in nur wenige Millimetern

breiten Fugen adhäsiv in dem Fugenraum

gehalten werden und ein gleichmäßiges Ab-

trocknen der Fassadenflächen verhindern.

Insbesondere bei saugfähigen Natursteino-

berflächen verbleiben nach Niederschlägen

mehr oder weniger lang anhaltende sicht-

bare Feuchteflecken (Bild 3 und 4).

Elastischer Dichtstoff –

Helfer in der Not

Die am weitesten verbreitete Fugenabdich-

tungsart im Außenwandbereich stellt die

Abdichtung mit mehr oder weniger elasti-

schen Dichtungsmassen dar. Dies ist jedoch

nicht allein der Grund dafür, dass diese Art

der Fugenabdichtung die häufigsten Mängel

und Schäden aufweist. Die zahlreichen Feh-

lermöglichkeiten bei Planung und Ausfüh-

rung von Fugen mit elastischen Dichtungs-

massen sind vor allem ursächlich für die ho-

hen Schadensraten. Dementsprechend ist

es anzustreben, Fugenkonstruktionen zu

planen, die zum einen möglichst große To-

leranzen aufnehmen können und die zum

anderen nicht bereits bei kleineren Ausfüh-

rungsfehlern ihre Funktionstüchtigkeit ver-

lieren. Wenn es denn aber Dichtstofffugen

sein sollen, sind die Regelungen für die An-

wendung und Qualität von Fugendichtstof-

fen im Außenwandbereich in DIN 18 540

[1]

zu beachten und einzuhalten. Dement-

sprechend sind nur elastische Dichtstof-

fe anwendbar, die eine Gesamtverformung

(Summe aus Stauchung und Dehnung) von

mindestens 25 Prozent bezogen auf die Fu-

genbreite zulassen. Diese Voraussetzungen

werden für den Fassadenbereich in der Re-

gel lediglich von Silikonkautschuk (Si) und

Polysulfiden (SR) erfüllt. Die Verwendung

anderer, weniger elastischer Dichtstoffe

wie zum Beispiel Acrylaten ist im Sinne der

DIN 18 540 nicht für das Schließen von Au-

ßenwandfugen zulässig. Solche Dichtstof-

fe können lediglich in denjenigen Bereichen

eingesetzt werden, in denen kaum Fugen-

bewegungen auftreten, wie zum Beispiel bei

„Versiegelungen“ von Fensterverglasungen

und Ähnlichem.

Die Problematik bei der Ausführung von mit

Dichtungsmassen geschlossenen Fugen be-

steht darin, dass diese Fugenabdichtungen

Bild 3 und 4: Natursteinfassade mit 6 mm breiten offenen Fugen zwei Tage nach Schlagregenbeaufschlagung.

Bild 5: Mit Dichtstoff geschlossene Fuge nach DIN 18 540.