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Metall an der Fassade

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FASSADE 3/2018

Warum sehen Sie gerade PIR/PUR Metall­

sandwichelemente auf dem Vormarsch?

Hachul: Insbesondere im Industrie- und

Gewerbebau wird seit mehr als 50 Jahren er-

folgreich mit Stahlsandwichelementen mit

einem stützenden PIR/PUR Hartschaum-

kern gebaut. Und diese Elemente sind seit-

dem kontinuierlich weiterentwickelt wor-

den. Die aktuellen Systeme haben ein gutes

Preis-Leistungs-Verhältnis, sind techno-

logisch ausgereift und einfach zu verbau-

en. Diese Art der Sandwichelemente bie-

tet durch ihren hohen Vorfertigungsgrad ei-

ne gleichbleibend hohe Qualität und eine

hervorragende Wirtschaftlichkeit. Gleich-

zeitig werden sie durch die Kombination

der Langlebigkeit und Wartungsarmut von

verzinkten und bandbeschichteten Metall-

fassaden mit den Dämmeigenschaften von

modernen Polyurethan-Hartschäumen den

heutigen Anforderungen an die Energieeffi-

zienz von Gebäuden gerecht. Des Weiteren

bieten diese flexiblen Fassadensysteme vie-

le Gestaltungsmöglichkeiten, die wir derzeit

bei weitem noch nicht ausschöpfen. Darü-

ber hinaus zeigen sie noch Entwicklungs-

potenzial als „aktivierte Fassade“: Es ist

denkbar, dass die Gebäudehülle nicht nur

gut dämmen muss, sondern neue Funkti-

onen übernimmt wie Heizen, Kühlen oder

sogar die Stromerzeugung. Es gibt also eine

ganze Reihe von Gründen, die für PIR/PUR

Metallsandwichelemente sprechen.

Welche Rolle spielen gesetzliche Vorgaben wie

die Energieeinsparverordnung?

Hachul: Sie stellen Bauherren und Planer

auch bei Industrie- und Gewerbebauten vor

neue Herausforderungen. So wurden 2016

die energetischen Anforderungen im Be-

reich des Jahresprimärenergiebedarfs noch-

„Industriefassaden können

noch viel mehr“

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Helmut Hachul

Bei Industrie- und Gewerbebauten steht meist die Funktionalität im Mittelpunkt – die

Fassadengestaltung spielt eher eine untergeordnete Rolle. Das könnte sich bald schon ändern –

sowohl durch neue Vorgaben zur Energieeffizienz als auch durch einen gestiegenen Anspruch

an die Ästhetik der Gebäude. Metallsandwichelemente mit Polyisocyanurat (PIR)- oder

Polyurethan (PUR)-Hartschaumkern werden bei diesem Prozess eine bedeutsame Rolle spielen,

erklärt Prof. Dr.-Ing. Helmut Hachul von der Fachhochschule Dortmund.

mals angehoben. PIR/PUR Metallsandwich-

elemente können dabei eine ihrer Stärken

ausspielen: Sie verfügen über dampfdiffu-

sionsdichte Deckschalen und kombinieren

diese Eigenschaft mit einem Hartschaum-

element, das eine dämmwerttechnisch ex-

zellente Effizienz bietet. Doch nicht nur im

Neubaubereich, sondern auch in dem lei-

der oftmals vernachlässigten und zur Errei-

chung der Klimaschutzziele doch sehr be-

deutsamen Bereich der Bestandssanierung

spielen diese Dämmstoffsysteme ihre Stär-

ke aus. Gerade für die Ertüchtigung von be-

stehenden Gebäuden, etwa durch die so-

genannte „Aufdopplung“ von Fassaden,

bieten die extrem leichten und gleichzeitig

sehr schlanken PIR/PUR-Systeme greifba-

re Vorteile. Oftmals entscheiden aufgrund

der Einschränkungen einer bereits vorhan-

denen Gebäudegeometrie Zentimeter über

die Umsetzung und damit auch die ener-

getische und wirtschaftliche Effizienz einer

Sanierungsmaßnahme. Hinzu kommt, dass

diese Art der Dämmstoffelemente schwer

entflammbar ist und dazu eine hohe Druck-

stabilität aufweist.

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hachul lehrt Architektur und Metallbau an der Fachhochschule Dortmund.

Foto:

© Covestro Deutschland AG