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FASSADE 4/2018
TECHNIK
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Interview
Fotos (3):
© BuGG
da auch ein oder viele Wege! Grundsätzlich
müssen beachtet werden: Statik der Wand
und deren Konstruktion und das gewünsch-
te Begrünungsziel, dieses ist abzuwägen auf
Umsetzbarkeit unter den örtlichen Bedin-
gungen, Wuchsvermögen der angedachten
Pflanzen, Pflegeaspekte usw.
Wie wird die Pflege der „Grünanlagen“
gelöst?
Mann:
Bis zu einer Wuchshöhe von 2-3
Metern ist das kein größeres Problem, wenn
es höher ist, dann mit Leitern und Hubstei-
gern und damit steigen dann auch die Kos-
ten. Ansonsten ist eine regelmäßige – je
nach Begrünungsart etwa 2-4 Mal im Jahr –
und fachkundige Pflege notwendig!
Gibt es Risiken, die eine Fassadenbegrünung
mit sich bringt?
Mann:
Bei vorausschauender und fachge-
rechter Planung, Ausführung und insbe-
sondere Pflege nicht. Wenn die Fassaden-
begrünung von Beginn an eingeplant, die-
ser positive Ansatz auch umgesetzt und auf
bewährte Systeme und Ausführungsbetrie-
be gesetzt wird, dann können wir mit einer
nachhaltigen Begrünung über viele Jahre
und Jahrzehnte rechnen.
Welche Entwicklungen zeichnen sich
ab? Ist die „Begrünung“ mit Algen
auch eine Alternative oder sind nicht im
Wasser lebende Pflanzen die Zukunft der
Fassaden-Begrünung?
Mann:
Die „Algen-Fassaden“ gibt es ja
tatsächlich schon, ebenso wie aus der
Wand wachsende Bäume, begrünte Fens-
terlamellen und ähnliches. Es gibt vie-
le innovative Lösungen, die in bestimm-
ten Anwendungsfällen auch genau passen.
Wir können nicht sagen, dass sich derzeit
eine bestimmte Entwicklung abzeichnet –
wir sehen, dass die Begrünung von Fassa-
den immer mehr angedacht und vor allem
auch umgesetzt wird. Und das ist schon ein-
mal sehr positiv und alles Weitere kommt
dann auch. Wichtig ist, dass die Fassadenbe-
grünung, unabhängig vom System und An-
wendung, ein stückweit Selbstverständlich-
keit wird.
Können Sie einen Ausblick, vielleicht eine
kurze „Utopie“ aufzeichnen, wie Sie sich die
Begrünung der Fassade, und damit auch der
Großstädte, für die Zukunft in 20, 30 Jahren
vorstellen?
Mann:
Schwer …Wenn man sich verschie-
dene Architektur-Wettbewerbe anschaut,
könnte die Hoffnung aufkommen, dass
wir in dem genannten Zeitraum die Hälf-
te der Fassaden und Dächer begrünen und
teilweise auch nutzen. In der Realität al-
lerdings ist Papier geduldig und lebendi-
ges Grün offenbar noch streichbar – will
sagen, es muss sich erst noch grundlegend
ein Bewusstsein für Stadtgrün (und des-
sen Pflege) bilden, vor allem bei Investoren
und Planern. Wir begrünen derzeit nur etwa
10-15 Prozent der jährlich neu hinzukom-
menden Flachdächer und einen nicht wirk-
Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) der
Freien und Hansestadt Hamburg und der Bun-
desverband GebäudeGrün (BuGG), laden für
den 25. September nach Hamburg zum
9. BuGG-Fassadenbegrünungssymposium.
Das Seminar, das sich an Planer, Städte, Bauher-
ren und Stadtplaner richtet, vermittelt sowohl
bau- als auch vegetationstechnische Grundla-
gen, Aktuelles und Innovatives zur Fassadenbe-
grünung. Das Symposium versteht sich als Infor-
mations-Plattform für aktuelle Forschungsergeb-
nisse, Richtlinien, Normen und Entwicklungen.
Es ist in verschiedene Themenblöcke unterteilt,
unter anderem die Vorstellung der neuen FLL-
Richtlinie zur Fassadenbegrünung, den Stellen-
wert der Fassadenbegrünung in Architektur und
Städtebau oder aktuelle Untersuchungen zum
Brandverhalten begrünter Fassaden. Weitere In-
formationen zum Programm und Anmeldung:
www.gebaeudegruen.infoBeispiel für eine wandgebundene
Fassadenbegrünung.
lich messbaren Anteil an neuen Fassaden.
Ich denke, die Flächen der Dach- und Fas-
sadenbegrünungen werden in den nächsten
Jahrzehnten deutlich zulegen – vor allem
unter dem „Druck“ des Klimawandels und
der damit verbundenen Begleiterscheinun-
gen wie Hitze und Starkregen – um dem
entgegen zu wirken geht es ohne Stadtgrün
nicht.
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten.
Die Fragen stellte Camillo Kluge.
Beispiel für eine bodengebundene
Fassadenbegrünung.