Objekte
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RTS-Magazin 8/2017
gingen aber noch darüber hinaus. Aufgrund
der exponierten Lage und der Gebäude-
höhe wurde auch ein Windgutachten vom
Bauherrn beauftragt, das es ebenfalls zu be-
rücksichtigen galt. Dieses erstellte die Ru-
scheweyh Consult GmbH aus Aachen, in-
dem sie ein komplettes Modell des Ge-
bäudes und der Umgebungsbebauung in
einem Windkanal prüfte. Dabei wurde das
Objekt in 54 Windzonen mit unterschiedli-
chen Windcharakteristiken unterteilt.
Zur Umsetzung des Windgutachtens
wird die Steuerung Warema BAline ge-
nutzt. Dank genauer Berechnungen benö-
tigt Warema nur eine einzige Messstelle, die
dem System Informationen zu Helligkeit,
Niederschlag, Außentemperatur, Windge-
schwindigkeit und Windrichtung zur Ver-
fügung stellt. Die Warema Climatronic 3.0
KNX Wetterzentrale (bestehend aus Wa-
rema Climatronic Bediengerät, KNX Gate-
way und Warema Climatronic Wettersta-
tion) in Verbindung mit Warema BAline
KNXMCM ersetzt vollständig die 54 ein-
zelnen Windwächter für die verschiedenen
Windzonen. Die Messwerte werden an die
frei programmierbaren Logikmodule BA-
line KNXMCM weitergegeben – das Gehirn
des Systems, welches die Messwerte gemäß
Windgutachten umrechnet und in Fahrbe-
fehle für den Sonnenschutz umwandelt.
281 Verschattungszonen
Neben dem Windgutachten ist die Ver-
schattungskorrektur (Jahresverschattungs-
diagramm) mit raumweiser Auflösung eine
weitere Besonderheit des Sonnenschut-
zes im 50Hertz Netzquartier. Anhand eines
Computermodells des Gebäudes und der
umliegenden Bebauung, zu der unter an-
derem der Tour Total und das Landesinstitut
für gerichtliche und soziale Medizin zählen,
hat Warema den wechselnden Schatten-
verlauf berechnet und ausgewertet. Je nach
Jahreszeit und Sonnenstand werfen be-
nachbarte Bauten Schatten auf die Fenster
des 50Hertz Netzquartier, die einen zusätz-
lichen Sonnenschutz überflüssig machen,
da er unnötig Tageslicht fernhalten würde.
Jeder Raum wurde als eine Verschattungs-
zone angelegt, die es im Ganzen – und
nicht nur basierend auf einzelnen Refe-
renzpunkten – abhängig von den Messwer-
ten der Warema Climatronic 3.0 KNX Wet-
terzentrale und dem berechneten Lichtein-
fall zu verschatten gilt. Insgesamt handelt
es sich um 281 Zonen. Dabei verhält sich
der Sonnenschutz so, als ob in jedem Raum
ein Sensor angebracht wäre, der reagiert,
wenn Sonnenlicht auf das Fenster trifft. Tat-
sächlich befindet sich jedoch nur ein ein-
zelner Messwertgeber auf dem Dach.
Die automatische stufenweise Nachfüh-
rung der Lamellen des Sonnenschutzpro-
duktes oder des Tageslichtsystems ist eine
Zusatzfunktion zur Sonnenautomatik. In
Abhängigkeit zum aktuellen Sonnenstand
sorgt sie für bestmögliche Tageslichtnut-
zung bei optimalem Hitzeschutz, indem
die direkten Sonnenstrahlen ausgesperrt
werden und möglichst viel diffuses Tages-
licht in den Raum gelangt. Dafür wird die
Lamellennachführung in fünf Stufen aufge-
löst, um die Raffstoren im optimalen Win-
kel zur Sonnen zu stellen. Lamellennach-
führung sowie Verschattungskorrektur sind
erforderlich, um die Energieeffizienzklasse
A oder B gemäß EN 15232 und VDI 3813
Blatt 2 zu erreichen. Über Taster, die für
die Raumbedienung an die Aktoren ange-
schlossen sind, lassen sich nach Wunsch die
Sonnenschutzelemente auch manuell an-
steuern.
Diamant Prädikat
Als erstes Gebäude weltweit hat das
50Hertz Netzquartier die Auszeichnung
DGNB Diamant erhalten. Dieses Zertifikat
würdigt neben der nachhaltigen Bauweise
auch die gestalterische und baukulturelle
Qualität. Die Auszeichnung ist das Ergeb-
nis einer Pilotphase, welche die DGNB e.V.
2015 gemeinsam mit der Bundesarchitek-
tenkammer (BAK) unter fachlicher Beglei-
tung des Bundes Deutscher Architekten
(BDA) gestartet hatte. Sie wird nur für fer-
tiggestellte Gebäude verliehen, die bereits
ein DGNB Zertifikat in Gold oder Platin er-
halten haben beziehungsweise anstreben
und zudem durch eine herausragende Ar-
chitektur überzeugen.
www.warema.deEine angenehme Wohlfühl- und Arbeitsatmosphäre schaffen mehr als 1000 motorbetriebene, windstabile
Raffstoren.