TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 6/2018
Literatur
[1] Leitfaden zur Planung und Ausführung der
Montage von Fassaden, RAL-Gütegemein-
schaft Fenster und Haustüren e.V. und ift
Rosenheim, Dezember 2016
[2] Leitfaden zur Planung und Ausführung
der Montage von Fenstern und Haustüren,
RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haus-
türen e.V. oder Bundesinnungsverband
des Glaserhandwerks, März 2014
[3] Kommentar zur DIN EN 14351-1 Fens-
ter und Türen – Produktnorm, Leistungs
eigenschaften, Prof. Ulrich Sieberath;
Prof. Christian Niemöller, ift Rosenheim,
November .2013
[4] ift-Fachinformation VE-12/1, Überkopfver-
glasungen mit geringer Neigung, Techni-
sche Umsetzung anspruchsvoller Details,
ift Rosenheim, März 2009
[5] ift-Richtlinie MO-01/1
Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 1:
Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchs-
tauglichkeit von Abdichtungssystemen,
ift Rosenheim, 2007
zenden Materialien (Aluminium, Beton,
Mauerwerk, Natursteinverkleidungen,
Holz etc.),
• Fugengeometrie.
Spezialfall – Glasdächer mit geringer
Neigung
Bei Überkopfverglasungen werden die Ba-
sisprofile eines Fassadensystems häufig ab-
gewandelt. So werden spezielle Dachfor-
men mit Graten und Absätzen, Glasstö-
ßen und Einsatzelementen (Fensterflügel,
NRWG usw.) mit Sonderprofilen gelöst, mit
denen sich bis zu einer Dachneigung
≥
15°
relativ gut gebrauchstaugliche Konstruktio-
nen erstellen lassen. Bei Dachverglasungen
≤
15° entstehen Probleme durch schlecht
abzuführendes Wasser, eine eingeschränk-
te Belüftung der Konstruktionen (Glasfalz),
eine Zunahme von Verschmutzungen und
damit zu folgenden erschwerten Bedingun-
gen:
Wasserablauf
– Tropfen laufen auf den au-
ßenliegenden Oberflächen unter ca. 10°
nicht mehr sicher ab. Bei verschmutzten
Oberflächen verschlechtert sich dies zusätz-
lich. Im Profilinneren ist der Wasserablauf
ebenfalls erheblich eingeschränkt.
Belüftung
– Durch die geringeren Höhen-
unterschiede zwischen Traufe und First ist
ein geringerer Druckunterschied und ver-
ringertem thermischen Auftrieb vorhanden
und der Luftdurchsatz in den Profilen wird
reduziert. Das Austrocknen der Profile kann
in der Übergangszeit und im Winter ohne
längere Sonnenscheinperioden zum Erlie-
gen kommen.
Schmutzansammlungen
– Schmutzparti-
kel und pflanzliche Teile werden durch die
geringe Fließgeschwindigkeit des Regen-
wassers nicht mehr fortgespült und sam-
meln sich an Stellen wie Glasstößen, Wöl-
bungen der Scheiben („Wassersackbil-
dung“) oder an Pressleisten. Neben der
eigentlichen Verschmutzung hält sich die
Feuchtigkeit in diesen Bereichen und kann
auf die Bauteile länger einwirken.
Deshalb kommen spezielle Pressleisten,
Dichtprofile und Dichtstoffe an Glasstö-
ßen zum Einsatz, um Vorsprünge zu mini-
mieren. Durch spezielle, niedrig bauende
Pressleistensysteme oder versenkte Hal-
tesysteme kann der notwendige Anpress-
druck bei gleichzeitig minimierter Aufbau-
höhe erzeugt werden. BeimVerzicht auf die
Pressleiste ist das Glas nicht mehr allseitig
gehalten, so dass Probleme durch Wind-
sogkräfte entstehen. Für das eingesetzte
Glas sind UV-beständige Randverbundsys-
teme vorzusehen, um dessen Funktionsfä-
higkeit auch bei fehlender äußerer Abde-
ckung sicher zu stellen. Die Durchbiegung
der Scheiben aufgrund des Eigengewichts
führt zur verstärkten Bildung von Wassersä-
cken, so dass eine entsprechenden Dimen-
sionierung der Glasdicken und geringere
Stützweiten sinnvoll sind.
Profilkonstruktion
Die Glasfälze des Profils dienen als zweite
wasserführende Ebene und bilden aber nur
einen geringen freien Querschnitt. Durch die
Tendenz zu schmalen Profilen (50 mm oder
Bild 4a:
Spezialdruckleiste und Glasscheiben mit
eingeschliffenem Falz im Kantenbereich.
Zu beachten:
• Ebener Übergang ohne große
Behinderung des Wasserablaufs.
• Aufwändige und teure Glasausbildung
durch eingeschliffenen Falz.
Bild 4b:
Geklebtes Dichtprofil zur Stoßüberdeckung. Zu
beachten:
• Fehlender Anpressdruck einer Pressleiste ist kri-
tisch bei Windsog-Belastung und muss bei der
Glasdimensionierung berücksichtigt werden.
• Geringer Vorsprung der Dichtung ist nicht zu
vermeiden.
• Übergang zur seitlichen Dichtung in der Press-
leiste am Sparren kann durch geeignete Kon
struktionen dicht ausgeführt werden.
Bild 4c:
Abdichtung mit Dichtstoff und Dichtpro-
fil als „Wetterfuge“. Zu beachten:
• Fehlender Anpressdruck einer Pressleis-
te ist kritisch bei Windsog-Belastung.
• Muss bei der Glasdimensionierung be-
rücksichtigt werden.
• Wird auf den Riegel ganz verzichtet
(Ausführung Ganzglasstoß) gewählt,
sind nochmals erhöhte Anforderungen
bei der Glasdimensionierung zu be-
rücksichtigen.
Bild 4: Ebenenmodelle für mögliche Glasstöße mit verbessertem äußerem Wasserablauf (Prinzipskizze, ift Fachinfo VE-12/1
[4]
).