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TECHNIK
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Objekte
FASSADE 6/2018
Mit ihrem neuen Begegnungsort wollte die
katholische Kirchengemeinde Herbolzheim-
Rheinhausen ein Zeichen für Standfestigkeit
in bewegten Zeiten setzen und betont das
auch durch nachhaltiges Bauen mit Beton.
Die Fassade des neuen Pfarrsaals planten K9
Architekten aus Stampfbeton mit einer na-
türlichen und zeitlosen Anmutung. Im Inne-
ren des eingeschossigen Neubaus wählten
sie glatten Sichtbeton im gleichen Farbton.
Ein stimmiges Ensemble
In Kombination mit einem geradlinigen Ge-
bäudeentwurf gelang es den Architekten, Be-
stand und Erweiterung einfühlsam zu ver-
binden und moderne Architektur im bes-
ten Sinne zu schaffen. „Da Neubau, barocke
Kirche und denkmalgeschützter Altbau ein
stimmiges Ensemble bilden sollen, war uns
eine Fassade wichtig, die mit ihrer warmen
Farbgebung einerseits zurückhaltend wirkt,
aber gleichzeitig eine gewisse Ausdrucksstär-
ke besitzt“, erklärt Marc Lösch, Geschäfts-
führer bei K9 Architekten. Das Freiburger
Büro hatte mit seinem Neubau- und In-
standsetzungskonzept den ersten Platz bei
dem 2013 von der katholischen Kirchenge-
meinde ausgelobten Wettbewerb gewonnen.
Gestampft, nicht gerührt
Pfarrsaal mit traditioneller Stampfbeton-Fassade geplant
Auf authentischen Stampfbeton für die Fassade eines neuen Pfarrsaals in Herbolzheim fiel die Wahl
von K9 Architekten (Freiburg) und den Mitgliedern der Kirchengemeinde. Die lebendige Farbtextur der
verschieden hohen Lagen harmoniert mit dem barocken Kirchenbau und einer historischen Mauer.
Der polygonale Neubau mit seiner lebendi-
gen Struktur und Farbgebung wirkt wie eine
optische Verlängerung der Friedhofsmauer.
Schlicht und elegant passt sich der Bau dem
denkmalgeschützten Bestand und dem Ge-
lände an.
Renaissance für Stampfbeton
Aufgrund seiner ausdrucksstarken Ästhetik
erlebt unbewehrter Stampfbeton in jüngster
Zeit eine Renaissance, gerade bei Architek-
ten, die mit archaisch und künstlerisch an-
mutenden Oberflächen einen zeitübergrei-
fenden Eindruck erreichen möchten. Wie
bei seinem jüngeren Pendant, dem Stahl-
beton, ist auch beim Einbau von Beton, der
gemäß dieser überlieferten Bauweise erstellt
wird, viel Erfahrung und Präzision nötig. In
Herbolzheim wurde der Stampfbeton auf
der Baustelle angemischt und in erdfeuchter
Konsistenz schichtweise in die Schalung ein-
gebracht. „Die Verdichtung erfolgt in ,Hand-
arbeit’ beziehungsweise über arbeitsinten-
sives Stampfen. Am Ende erhält man eine
sehr dauerhafte und druckfeste Konstruktion
mit einer markanten Oberfläche, bei der die
Schichten ablesbar bleiben“, so Marc Lösch.
Die traditionelle Stampftechnik unter zu-
kunftsweisenden Vorzeichen umzusetzen,
war beim Gemeindesaal nicht ohne weite-
res möglich. Zunächst mussten K9 Architek-
ten eine Rohbaufirma finden, die sich in das
heute wenig verbreitete Verfahren einarbei-
ten wollte. Kalt Massivbau aus Lahr erwies
sich als der geeignete Partner.
Mehrere Musterwände erstellt
Im Betonlabor des Unternehmens wurden
zunächst mehrere Musterwände erstellt und
die endgültige Betonrezeptur festgelegt. Wie
mittels Probewürfeln nachgewiesen, erziel-
te der Beton mit Zement aus dem Lieferwerk
Schelklingen bei gewünschter Offenporig-
keit eine weit höhere Festigkeit als gefordert
war. „Außerdem war eine spezielle Schalung
erforderlich, damit später keine Ankerlöcher
in der Oberfläche zu sehen sind. Die Schicht-
höhen haben wir vordefiniert, und bei den
Arbeitsabschnitten mussten die angrenzen-
den Schichthöhen exakt wiederaufgenom-
men werden. Insgesamt eine ziemliche He-
rausforderung, die die ausführende Firma
wunderbar gemeistert hat“, erinnert sich Ar-
chitektin Sirka Eggers.
Der Neubau beherbergt den Gemeindesaal,
Funktionsräume, eine Küche und ein Foyer.
Im rückwärtigen Bereich öffnet sich der Ge-
meindesaal zu einem Garten. Während au-
ßen der grobe Stampfbeton Akzente setzt,
wurden die Stahlbetonwände des Saals in
Rot pigmentiertem, glattem Sichtbeton aus-
geführt.
Objekttafel
Projekt:
Neubau Pfarrsaal (Herbolzheim-
Rheinhausen)
Bauherr:
Katholische Kirchengemeinde
(Herbolzheim-Rheinhausen)
Architekten:
K9 Architekten (Freiburg)
Bauunternehmung:
Kalt Massivbau (Lahr)
Zement:
HeidelbergCement AG aus dem
Lieferwerk Schelklingen
Foto:
© HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs
Die unterschiedlich ausgeführten
Betonoberflächen zeigen durch
Farbton und Materialität eine
optische Verbindung.