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Metall an der Fassade
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FASSADE 3/2018
In „Oog in Al“ befand sich die Cereo Fabrik
zur Herstellung von Sojaprodukten für Tier-
futter. Nach deren Stilllegung wurde das In-
dustriegelände in eine Wohnbebauung um-
gewandelt; im neuen Kiez entwickelte sich
eine lebenswerte Infrastruktur. So wurden
im historischen und liebevoll sanierten ehe-
maligen Fabrikgebäude unter anderem Ein-
richtungen wie Catering-Unternehmen, ei-
ne Schule, eine Bibliothek sowie ein Thea-
ter ansässig. Auch ein alter Ladekran am
Kanalufer erinnert im neuen Wohngebiet
noch an die Zeit der industriellen Nutzung.
Da wo heute der Wohnhausturm „Meyster’s
buiten“ in den Himmel ragt, befanden sich
ehemals große Rundsilos für die Lagerung
von Soja. Der neue Wohnturm nach dem
Entwurf des Architekturbüros Zecc Archi
tecten verweist direkt auf diese Silos, die in
einer Einheit zum Fabrikkomplex standen.
Leben im einstigen Silo
Metallfassade mit Patina ziert Wohnturm im ehemaligen Industriegebiet
Ein rund geformter Wohnungsturm mit einer außergewöhnlichen Metallfassade aus Rheinzink-
prePatina ist weitsichtbares neues architektonisches Wahrzeichen im Stadtteil „Oog in Al“
der niederländischen Stadt Utrecht. Er prägt das einstige Industriegebiet im Westen der Stadt
entlang des Merwedekanaals. Der zehngeschossige Wohnhausturm „Meyster’s buiten“ ist das
im Wortsinn herausragende Projekt des transformierten Stadtteils.
Genau wie die ehemaligen Großbehälter
besteht seine Hülle aus Metall und ruht auf
einem Sockel aus Betonstützen.
Hinterlüftete und wärmegedämmte
Metallfassade
Im Gegensatz zu den homogenen Metall
oberflächen der Silos zeigt sich das Bauwerk
je Geschoss mit zwei gegenüberliegenden
Balkonen, deren Mittelachse etagenweise
um 90 Grad verdreht ist. Hierdurch entsteht
ein interessanter Effekt, der den Rundturm
in eine gewisse Rotation versetzt. Verstärkt
wird diese Wirkung durch die optisch unre-
gelmäßige Anordnung der Fenster und ih-
ren unterschiedlichen Abmessungen.
Das kreisrunde Penthouse ist rundum ver-
glast. Von den Räumen des Penthouse und
der großzügigen Dachterrasse bietet sich
ein phänomenaler Blick über Utrecht, bei
klarem Wetter ist sogar die Silhouette Ams-
terdams sichtbar. „Die Besonderheit in der
Bauweise des Wohnhausturmes ist, dass
die Raumaufteilungen individuell nach den
Bedürfnissen der Käufer gestaltet werden
konnten. Lediglich der quadratische Kern
und die Fassade aus Rheinzink-prePatina
blaugrau bleiben unveränderbar“, erklärt
Marnix van der Meer, Gründer und Partner
von Zecc Architecten.
Als Gebäudehülle wählten die Architekten
eine vorgehängte, hinterlüftete und wärme-
gedämmte Metallfassadenkonstruktion in
handwerklicher Klempner- bzw. Spengler-
technik. Sie ist bauphyskalisch sicher und
bietet mit ihren Verlegetechniken vielfälti-
ge architektonische Gestaltungsmöglich-
keiten. Die technischen Qualitäten des Sys-
tems liegen in erster Linie in der konstrukti-
Der zehngeschossige Wohnturm ragt aus dem transformierten Stadtteil heraus.
Fotos (3):
© StijnStijl fotografie