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Holz an der Fassade

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FASSADE 6/2017

kerungsmöglichkeiten. Eine Verbesserung

kann durch das altbekannte Wässern und

Schleifen erreicht werden. Bei gehobelten

und noch dazu gequetschten Oberflächen

besteht kaum die Chance, eine ausreichende

Menge an Anstrichstoff auf der Oberfläche

so zu applizieren, dass die Haftung ausrei-

chend ist, zumal auf Tangentialflächen z. B.

bei Nadelholz größere Spätholzzonen ent-

stehen, auf denen praktisch keine Eindring-

tiefe besteht. Sollen Fassadenelemente de-

ckend beschichtet werden, sollte ein Kanten-

radius von mind. 2 mm hergestellt werden,

da dies eine Voraussetzung für eine gleich-

mäßige Schichtdicke des Beschichtungsma-

terials ist.

Vorbeugender chemischer Holzschutz:

Wenn davon ausgegangen wird, dass ein

Befall durch holzzerstörende Pilze erst bei

Holzfeuchten oberhalb des Fasersättigungs-

bereiches (ca. > 30 %) möglich ist, könn-

te bei hinterlüfteten Fassaden unter Aus-

schöpfung aller baulichen Maßnahmen, die

ohnehin Priorität gegenüber einer chemi-

schen Behandlung genießen, der chemische

Holzschutz auf einen Schutz vor Bläue und

Schimmel reduziert werden. Der Einsatz von

biozidfreien Produkten zum Hirnholzschutz

sollte selbstverständlich sein. Die Verwen-

dung von Beschichtungsprodukten mit Film-

schutz (zum Beispiel Rofalin Acryl Plus; In-

duline DW-610) minimiert die Befallswahr-

scheinlichkeit der bewitterten Oberfläche

durch Bläue-/Schimmelpilze sowie eines Al-

genbefalls.

Unbehandeltes Holz ist der Witterung un-

geschützt ausgesetzt. Der natürliche Farb-

ton des Holzes ist bei Bewitterung nicht von

Dauer. Das UV-Licht der Sonne zerstört das

oberflächennahe Lignin, das durch Nieder-

schlagswasser ausgewaschen wird. Die graue

Harald Urban,

RTS Remmers

Technischer Service

Holzfarben und Lacke bei der Remmers GmbH in

Löningen.

Zellulose bestimmt den Oberflächenfarbton

auf den der Sonne zugewandten Bereichen,

wobei z. B. durch Dachüberstände geschütz-

te Bereiche den natürlichen Farbton länger

behalten. Bei Holzwerkstoffplatten kann der

Verzicht auf Beschichtung zur Enthaftung der

Decklage führen. Eine Beschichtung soll ne-

ben Farbgestaltung und Farberhaltung, dem

Schutz vor UV-Strahlung auch einen aus-

reichenden Feuchteschutz bringen. Eben-

so wird durch einen Anstrich die Holzober-

fläche vor Erosion geschützt. Die Auswahl

des Beschichtungsproduktes wird oft aus ge-

stalterischen Gründen von der Auswahl des

Farbtones bestimmt. Bei der Wahl zwischen

lasierenden und deckenden Systemen sollte

nicht nur nach optischen Gesichtspunkten,

sondern auch nach der Umsetzbarkeit und

der zu erwartenden Renovierungsintervalle

entschieden werden. Die Freude über farblos

oder gering pigmentierte Anstriche ist be-

kanntlich nur von kurzer Dau-

er. Die Farbtonauswahl sollte

sich in erster Linie nach aus-

reichender UV-Stabilität rich-

ten, wobei gleichzeitig auf die

Möglichkeit hoher Oberflä-

chentemperaturen bei som-

merlicher Sonneneinstrahlung

hingewiesen werden muss.

Das für maßhaltige Bautei-

le gültige Merkblatt des Ins-

titutes für Fenstertechnik Ro-

senheim („Rosenheimer Ta-

belle“) kann sinngemäß auch

für nicht maßhaltige Bauteile

angewendet werden. In die-

sem Merkblatt wird vom Ge-

brauch gering pigmentierter

Lasuren aufgrund der dafür

extrem kurzen Renovierungs-

intervalle abgeraten. Grund-

sätzlich muss ein Beschichtungssystem nach

der Maßhaltigkeit des Trägermaterials aus-

gewählt werden. Nicht maßhaltige Bautei-

le werden mit Anstrichen, die einen sd-Wert

von 0,5 m nicht überschreiten sollen, be-

schichtet (zum Beispiel Induline GW-310,

Induline LW-710 oder Induline DW-610).

Begrenzt maßhaltige und maßhaltige Bau-

teile erhalten einen Anstrich mit einem sd-

Wert von über 1,0 bis 1,5 m. Hier könnte die

Beschichtung unter Beteiligung des Induline

Fenstersystems erfolgen.

Fassaden aus Brettware sind nicht maßhal-

tige Bauteile und sollten grundsätzlich als

solche beschichtet werden. Sägeraue oder

geschliffene Oberflächen bieten eine grö-

ßere Aufnahmefläche (und damit höhere

Aufbringmengen pro Arbeitsgang) für den

Anstrichstoff als gehobelte Oberflächen. Vor

der Montage müssen die Rückseiten der

Bretter mindestens einmal beschichtet wer-

den. Bei der Einstufung von Holzwerkstoff-

platten tendiert man immer mehr zu maß-

haltigen Bauteilen, woraus aber nicht sofort

der Schluss zu ziehen ist, dass diese unter

allen Umständen mit hohen sd-Werten be-

schichtet werden sollten.Von entscheidender

Bedeutung ist hierfür die Art der Befestigung.

Einfache Befestigung mittels Schrauben führt

immer zu einer Verletzung der Beschichtung

und der Holzoberfläche bis hin zu Rissen.

Eine Beschichtung mit sd-Werten über 1,2

m würde unweigerlich zur Feuchtigkeitser-

höhung des Holzes im Bereich der Befesti-

gungselemente führen. Fleckenbildung und

Enthaftung des Anstrich sind eine logische

Folge. Es bleibt nur die Möglichkeit, einfach

angeschraubte Platten wie nicht maßhaltige

Bauteile relativ diffusionsoffen zu beschich-

ten, damit Anstrichschäden ausbleiben. Bei

verdeckten Befestigungen wird entspre-

chend der Maßhaltigkeit eine Beschichtung

mit sd-Werten von über 1,0 m empfohlen.

Schmalflächen müssen mit einem Hirnholz-

schutzmittel zusätzlich geschützt werden.

Gerundete Kanten (bei maßhaltigen Teilen)

und ein ordentlicher zusätzlicher Schutz der

Schmalflächen ist Bedingung. Risse in der

Furnierdecklage sind selbst bei Beschich-

tungsmaterialien für maßhaltige Bauteile

kaum zu vermeiden. Furnierplatten weisen

auch in der Decklage herstellungsbeding-

te Schälrisse auf, die auch bei Beschichtung

sichtbar werden können. Dreischichtplat-

ten unterliegen besonders in der Decklage

Quell- und Schwindbewegungen, die durch

dieVerklebung der einzelnen Lagen weitest-

gehend reduziert, aber nicht ganz verhindert

werden können. Bei hellen deckenden An-

strichen auf Wasserbasis muss auf die ab-

sperrende Wirkung der Anstrichmaterialien

geachtet werden, da sich sonst wasserlösli-

che Holzinhaltsstoffe im Bereich von Ästen

oder Kernholzbereichen als gelbe Durch-

schläge abbilden. Man sollte allerdings dabei

beachten, dass sperrende Beschichtungen

den sd-Wert unter Umständen unerwünscht

erhöhen, so dass es auch hier bei Feuchtig-

keitseindringung zur Enthaftung des Anstri-

ches kommen kann.

Auflockerung der Bebauung durch farblichen

Unterschied zwischen den Fassadenelementen.