Previous Page  11 / 60 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 60 Next Page
Page Background

titelthema

|

Holz an der Fassade

11

FASSADE 6/2017

Objekttafel

Projekt:

Bürogebäude ZimmerMeisterHaus-Manufaktur

Gapp Holzbau (Öpfingen)

Bauherr:

Gapp Holzbau (Öpfingen)

Entwurf/Konzeption:

Hullak Rannow Architekten (Ulm)

Statik:

Pirmin Jung Deutschland

Herstellung/Fassadenbau:

Manufaktur Gapp (Öpfingen)

Fertigstellung:

2015

Ein echter Eyecatcher

Innovative Holzfassade für Verwaltungsgebäude in Öpfingen

Mit seiner zehn Meter hohen, dreigeschossigen Holzfassade fällt das Büro- und

Verwaltungsgebäude ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Gapp Holzbau in Öpfingen (Baden-

Württemberg) schon von weitem ins Auge. Das an exponierter Stelle auf dem Betriebsgelände

verortete Bauwerk haben die Holzspezialisten selbst gebaut – in Passivhaus-Technik.

Holzbau als moderne

Visitenkarte

Gapp Holzbau arbeitet auf

einer Produktionsfläche von

über 1750 Quadratmetern

und hat zusätzlich noch ei-

nen umfangreichen Lager-

bereich auf dem 7500 Qua-

dratmeter großen Firmen­

areal. Durch den erfreulichen

Aufwärtstrend in der Ge-

schäftsentwicklung benötig-

te man räumlich mehr Platz

sowohl für Mitarbeiter als

auch für die sich daraus er-

gebenden Strukturen, die

mehr interne Besprechun-

gen als auch Präsentationen

für externe Besucher bedeu-

teten. Die nutzbare Fläche

konnte man durch den Neu-

bau mehr als verdoppeln.

Genutzt wurden für den

Neubau hauptsächlich heimische Hölzer –

ergänzt von vielen weiteren ökologischen

Materialien, zum Beispiel Holzweichfaser-

dämmung für Wand und Dach oder Hera-

design-Akustikplatten aus Holzwolle für

die Decken. Hullak Ranow Architekten ha-

ben hier das Thema „Holzfassade“ neu in-

terpretiert: Die geschwungenen Linien, die

sich über das gesamte Gebäude erstrecken,

ahmen eine natürlich gewachsene Holz-

maserung nach. Der Neubau ist eine drei-

geschossige Holzkonstruktion, der durch

die Kombination der Werkstoffe Holz und

Beton zu einem sogenannten Hybridbau

wird. Die Bodenplatte besteht aus Stahlbe-

ton, Außenwände und tragende Innenwän-

de sind in Holz-Rahmen-Bauweise in der

firmeneigenen Produktionshalle vorprodu-

ziert und montiert worden.

Leistungsfähige Konstruktion

Die Fassade ist eine Kombination aus einer

Holz-Rahmen-Konstruktion mit einer Pfos-

ten-Riegel-Konstruktion aus Eichenholz.

Die Glasflächen der Pfosten-Riegel-Fassa-

de bilden dabei einen homogenen Über-

gang zu der – einer Holzmaserung nach-

empfundenen – vorgesetzten Plattenfassade

aus High Pressure Laminate-Platten (HLP).

Die Ecken des Gebäudes sind abgerundet

und unterstützen dadurch die organische

Form. Die sichtbaren Pfosten aus Eichen-

holz sind dreiseitig auf Abbrand bemessen.

Sie haben die Aufgabe, die Deckenlasten an

der Fassadenebene über die Außenwände

abzutragen. Bei der Lastabtragung werden

diese unterstützt durch das in Holzbauwei-

se errichtete Treppenhaus sowie zwei weite-

re Stahlstützen in der Gebäudemitte. Diese

Konstruktion lässt sämtliche Möglichkei-

ten offen für eine flexible Nutzung oder ei-

nen eventuellen Umbau in der Zukunft, da

aus diesem Grund alle weiteren Innenwän-

de nichttragend konzipiert werden konnten.

Die in der eigenen Produktionshalle vorge-

fertigten Außenwandelemente bestehen im

Wesentlichen aus vier Komponenten: der

Tragkonstruktion Holz, der

Wärmedämmung, der Befes-

tigungskonstruktion für die

Verglasung und der Innen-

verkleidung aus Gipsfaser-

platten. Zur Steuerung von

Komponenten der techni-

schen Gebäudeausstattung

wurden Leitungssysteme in

die Wände integriert.

Energetisch ein Vorbild

Das Projekt hat energetisch

einiges zu bieten: Die Ge-

bäudehülle ist überdurch-

schnittlich gut gedämmt und

entspricht dem Passivhaus-

standard. Mit einer Be- und

Entluftungsanlage sowie ei-

ner großformatigen Photo-

voltaikanlage auf dem Dach,

die mehr Strom produziert als

in dem Gebäude verbraucht

wird, ist man auf dem neuesten Stand der

Technik. Beheizt werden die drei Stockwer-

ke mit den Holzabfallen aus der firmeneige-

nen Produktion.

Die Neustrukturierung des Gebäudes mit einer Nutzfläche von rund 400

Quadratmetern auf dem bestehenden Firmengelände bietet viel Platz für

Technik- und Besprechungsräume und eine große Lobby. Zehn Büroräume

mit 16 Arbeitsplätzen befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss.

Horst Pütz