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Holz an der Fassade
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FASSADE 6/2017
Objekttafel
Projekt:
Bürogebäude ZimmerMeisterHaus-Manufaktur
Gapp Holzbau (Öpfingen)
Bauherr:
Gapp Holzbau (Öpfingen)
Entwurf/Konzeption:
Hullak Rannow Architekten (Ulm)
Statik:
Pirmin Jung Deutschland
Herstellung/Fassadenbau:
Manufaktur Gapp (Öpfingen)
Fertigstellung:
2015
Ein echter Eyecatcher
Innovative Holzfassade für Verwaltungsgebäude in Öpfingen
Mit seiner zehn Meter hohen, dreigeschossigen Holzfassade fällt das Büro- und
Verwaltungsgebäude ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Gapp Holzbau in Öpfingen (Baden-
Württemberg) schon von weitem ins Auge. Das an exponierter Stelle auf dem Betriebsgelände
verortete Bauwerk haben die Holzspezialisten selbst gebaut – in Passivhaus-Technik.
Holzbau als moderne
Visitenkarte
Gapp Holzbau arbeitet auf
einer Produktionsfläche von
über 1750 Quadratmetern
und hat zusätzlich noch ei-
nen umfangreichen Lager-
bereich auf dem 7500 Qua-
dratmeter großen Firmen
areal. Durch den erfreulichen
Aufwärtstrend in der Ge-
schäftsentwicklung benötig-
te man räumlich mehr Platz
sowohl für Mitarbeiter als
auch für die sich daraus er-
gebenden Strukturen, die
mehr interne Besprechun-
gen als auch Präsentationen
für externe Besucher bedeu-
teten. Die nutzbare Fläche
konnte man durch den Neu-
bau mehr als verdoppeln.
Genutzt wurden für den
Neubau hauptsächlich heimische Hölzer –
ergänzt von vielen weiteren ökologischen
Materialien, zum Beispiel Holzweichfaser-
dämmung für Wand und Dach oder Hera-
design-Akustikplatten aus Holzwolle für
die Decken. Hullak Ranow Architekten ha-
ben hier das Thema „Holzfassade“ neu in-
terpretiert: Die geschwungenen Linien, die
sich über das gesamte Gebäude erstrecken,
ahmen eine natürlich gewachsene Holz-
maserung nach. Der Neubau ist eine drei-
geschossige Holzkonstruktion, der durch
die Kombination der Werkstoffe Holz und
Beton zu einem sogenannten Hybridbau
wird. Die Bodenplatte besteht aus Stahlbe-
ton, Außenwände und tragende Innenwän-
de sind in Holz-Rahmen-Bauweise in der
firmeneigenen Produktionshalle vorprodu-
ziert und montiert worden.
Leistungsfähige Konstruktion
Die Fassade ist eine Kombination aus einer
Holz-Rahmen-Konstruktion mit einer Pfos-
ten-Riegel-Konstruktion aus Eichenholz.
Die Glasflächen der Pfosten-Riegel-Fassa-
de bilden dabei einen homogenen Über-
gang zu der – einer Holzmaserung nach-
empfundenen – vorgesetzten Plattenfassade
aus High Pressure Laminate-Platten (HLP).
Die Ecken des Gebäudes sind abgerundet
und unterstützen dadurch die organische
Form. Die sichtbaren Pfosten aus Eichen-
holz sind dreiseitig auf Abbrand bemessen.
Sie haben die Aufgabe, die Deckenlasten an
der Fassadenebene über die Außenwände
abzutragen. Bei der Lastabtragung werden
diese unterstützt durch das in Holzbauwei-
se errichtete Treppenhaus sowie zwei weite-
re Stahlstützen in der Gebäudemitte. Diese
Konstruktion lässt sämtliche Möglichkei-
ten offen für eine flexible Nutzung oder ei-
nen eventuellen Umbau in der Zukunft, da
aus diesem Grund alle weiteren Innenwän-
de nichttragend konzipiert werden konnten.
Die in der eigenen Produktionshalle vorge-
fertigten Außenwandelemente bestehen im
Wesentlichen aus vier Komponenten: der
Tragkonstruktion Holz, der
Wärmedämmung, der Befes-
tigungskonstruktion für die
Verglasung und der Innen-
verkleidung aus Gipsfaser-
platten. Zur Steuerung von
Komponenten der techni-
schen Gebäudeausstattung
wurden Leitungssysteme in
die Wände integriert.
Energetisch ein Vorbild
Das Projekt hat energetisch
einiges zu bieten: Die Ge-
bäudehülle ist überdurch-
schnittlich gut gedämmt und
entspricht dem Passivhaus-
standard. Mit einer Be- und
Entluftungsanlage sowie ei-
ner großformatigen Photo-
voltaikanlage auf dem Dach,
die mehr Strom produziert als
in dem Gebäude verbraucht
wird, ist man auf dem neuesten Stand der
Technik. Beheizt werden die drei Stockwer-
ke mit den Holzabfallen aus der firmeneige-
nen Produktion.
Die Neustrukturierung des Gebäudes mit einer Nutzfläche von rund 400
Quadratmetern auf dem bestehenden Firmengelände bietet viel Platz für
Technik- und Besprechungsräume und eine große Lobby. Zehn Büroräume
mit 16 Arbeitsplätzen befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss.
Horst Pütz