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Fassadensanierung

15

FASSADE 3/2017

zeitig dürfen diese Biozide nur soweit was-

serlöslich sein, dass sie nicht gleich beim

ersten Regen oder Dauerberegnung ausge-

waschen werden. Die Industrie setzt des-

halb seit einiger Zeit auf verkapselte Wirk-

stoffe, bei denen der biozide Wirkstoff durch

eine Polymerhülle geschützt ist, um die Re-

tardzeit gezielter steuern zu können. Der

Zeitraum der effektiven Wirkweise von Bio-

ziden ist abhängig von Art und Menge der

Wirkstoffe, der Exposition des Objektes so-

wie der Beständigkeit gegen UV-Strahlung

oder Alkaliwanderungen aus dem Unter-

grund und kann somit nicht seriös vorher-

gesagt werden.

Alternative zu Bioziden: hydroaktive

Beschichtungssysteme

Neue Ansätze in Forschung und Entwick-

lung favorisieren die gezielte Aussteue-

rung des hygrothermischen Mikroklimas

der Fassadenoberfläche. Diese basiert auf

der funktionalen Kombination eines hydro-

phoben Untergrunds und einer hydrophi-

len Oberfläche. Das biozidfreie Hydrocon-

System von quick-mix setzt auf eine solche

hygrothermische Oberflächentechnologie,

die nicht chemisch, sondern rein physika­

lisch funktioniert. Über ein Feuchtemana­

gement der kontrollierten Wasseraufnahme

und -abgabe, bewerkstelligt durch einen ab-

gestimmten Schichtaufbau, wird der Un-

tergrund vor Durchfeuchtung geschützt.

Zu den Systemkomponenten gehört als

Schlussbeschichtung die HC 425 Hydrocon

Silikat-Fassadenfarbe mit niedriger Wasser-

aufnahme und sehr hoher Wasserdampf-

durchlässigkeit. Aufgrund ihrer Membran-

wirkung können größere Wassertropfen

bei Beregnung nicht eindringen und wer-

den über die Oberfläche direkt abgeführt.

In der Tauperiode anfallendes Kondensat

wird kontrolliert in den kapillar angekop-

pelten mineralischen Oberputz, die zweite

Komponente des Hydrocon-Systems, trans-

portiert, verteilt und in einem „Puffer“ zwi-

schengelagert. Als dritte Systemkomponen-

te verhindert der stark wasserabweisende

mineralische Armierungsmörtel, dass die im

Oberputz vorhandene Feuchte in den Un-

tergrund (Dämmstoff) weitergeleitet und

eingelagert wird. Durch die hohe Wasser-

dampfdurchlässigkeit des Oberputzes und

die Schlussbeschichtung HC 425 wird ei-

ne sehr schnelle Rücktrocknung des Fassa-

densystems erzielt. Dieser Trocknungseffekt

wird mittels IR-aktiver Pigmente in der Sili-

kat-Fassadenfarbe, die eine erhöhte Menge

an Infrarot-Strahlung aus der Sonnenstrah-

lung aufnehmen und in Wärme umwan-

deln, beschleunigt.

Fazit und Empfehlungen

Für das Wachstum von Algen und Pilzen

gibt es nicht den einen Grund, sondern ei-

nen multikausalen Ursachenzusammen-

hang. Nicht zuletzt wegen der Vielzahl der

Faktoren lässt sich nicht seriös vorhersagen,

wie lange Biozide mikrobiellem Befall effek-

tiv entgegenwirken. Es gibt Alternativen zu

Bioziden: Hydroaktive Beschichtungssyste-

me setzen anstelle eines chemischen Wirk-

stoffdepots auf ein dauerhaftes bauphysi-

kalisches Wirkprinzip. In jedem Fall sollten

die Möglichkeiten zum Schutz der Fassade

individuell betrachtet und präventive Maß-

nahmen kombi-

niert werden, um

die Wirkung zu

verstärken.

Die Abbildung gibt einen Überblick über die

verschiedenen Einflussfaktoren, die zu mikrobiellem

Befall führen können.

1. Niederschläge /

Witterungseinflüsse

2. geografische Lage

3. Luftverschmutzung

4. Bewuchs

5. Verschattung

6. Himmelsrichtung

7. Verschmutzung

8. Sockelausbildung

9. Dachüberstand

10. Wärmebrücken

11. Anschlüsse

Regenentwässerung

12. Beschaffenheit der

Oberfläche

13. gesetzliche

und rechtliche

Restriktionen

14. normative Vorgaben

15. Klimaveränderungen

16. Nutzerverhalten

17. mangelhafte

Sanierung

Dipl.-Ing. Martin

Sassning ist Leiter

Produktmanage-

ment und Anwendungstechnik bei der quick-mix

Gruppe GmbH & Co. KG.

Hydroaktive Beschichtungssysteme steuern über eine kontrollierte Wasseraufnahme und

-abgabe das Mikroklima der Fassadenoberfläche gezielt aus.