titelthema
|
Fassadensanierung
14
FASSADE 3/2017
Mikrobieller Befall an Fassaden umfasst vor
allem Algen und Pilze sowie in jüngster Zeit
Bakterienarten. Da unterschiedliche Mik-
roorganismen an der Fassade eine Symbi-
ose eingehen können, werden immer öfter
so genannte Mischexpositionen festgestellt.
Der entscheidende Faktor hierbei ist Feuch-
tigkeit. Ob in Form direkter Durchfeuch-
tung durch Regen oder Spritzwasser, durch
Tauwasser in Folge von Kondensation oder
durch hygroskopische Feuchte – wenn aus-
reichend Feuchtigkeit im Untergrund vor-
handen ist, braucht es relativ wenig weite-
re Faktoren, damit sich Algen und Pilze aus-
breiten können. Bei Nährstoffen sind Algen
und vor allem Pilze und Bakterien sehr an-
spruchslos. Algen benötigen im Gegensatz
zu Pilzen Licht und siedeln daher nur an
der Fassadenoberfläche. Pilze und Bakteri-
en dringen jedoch auch in den Untergrund
ein und können in Bauteilzwischenräu-
men überleben. Bei Algen handelt es sich
deshalb nur um einen oberflächigen Belag,
während Pilze ein Myzel ausbilden und in
den Untergrund eindringen.
Vielzahl von Einflussfaktoren
Auch wenn Algen und Pilze grundsätzlich
überall auftreten können, gibt es Gründe,
weshalb einige Fassaden relativ schnell mi-
krobiell befallen werden, während andere
erst nach vielen Jahren Algen und Pilze auf-
weisen oder sogar komplett sauber bleiben.
Ausschlaggebend sind neben den klimati-
schen Bedingungen der Region, in der das
Gebäude steht, und dessen unmittelbarem
Umfeld vor allem das objektspezifische Mi-
kroklima der Fassade. Hier spielen baukon-
struktive und ausführungsrelevante Aspek-
te wie eine mangelhafte Sockelausbildung,
fehlender Dachüberstand, Tauwasseranfall
an Wärmebrücken, mangelhafte Anschlüs-
se und Regenwasserführung eine gewich-
tige Rolle. Aber auch die individuelle Aus-
führung der Fassadenbeschichtung hat we-
sentlichen Einfluss auf das Mikroklima. So
beeinflusst der Wasserhaushalt der Oberflä-
che, also das Verhältnis aus Wasseraufnah-
me und -abgabe, sowie das Speichervermö-
gen den Zeitpunkt eines möglichen Befalls.
Präventive Maßnahmen
Vor der Ausführung der Fassadenoberflä-
che steht der konstruktive Feuchteschutz.
Dieser umfasst wasserabführende Ebenen,
Algen und Pilze an der Fassade
Hintergründe, Ursachen und Lösungsansätze
Von Dipl.-Ing. Martin Sassning
Die Gründe für mikrobiellen Befall an Fassaden sind vielschichtig. Sie reichen von der Eutrophierung
der Atmosphäre über spezifische Standortbedingungen, verändertes Nutzungsverhalten sowie
Baustoffe und Beschichtungen bis hin zu den Auswirkungen gesetzlicher Rahmenbedingungen.
Dieser Beitrag beschreibt die Ursachen und Wachstumsbedingungen von Algen- und Pilzbewuchs
an Fassaden, um anschließend pragmatische Lösungsansätze aufzuzeigen.
Maßnahmen gegen Spritzwasser, ausrei-
chende Dachüberstände, funktionstüchtige
Horizontalabdeckungen, fach- und sach-
gerechte Anschlüsse sowie entsprechende
Tropfkanten. Da die Ausführung von De-
tails häufig dem Fachhandwerk überlas-
sen wird, müssen diese fach- und sachge-
recht geplant, beschrieben, ausgeführt und
überwacht werden. Sind alle konstruktiven
Möglichkeiten des Feuchteschutzes ausge-
schöpft, geht es um die Auswahl, Planung
und Ausführung des geeigneten Beschich-
tungssystems für die Fassade. Hierbei wird
heute eher universell vorgegangen, so dass
das einmal ausgewählte Beschichtungssys-
tem unabhängig von der tatsächlichen Be-
anspruchung am Gebäude durchgehend
zur Anwendung kommt. In der Tat müssen
die Stärken und Argumente einzelner Be-
schichtungssysteme je nach Belastungsart,
Verwendung und Umgebungsbedingun-
gen differenziert betrachtet werden. Indivi-
duelle und auf das Bauvorhaben ausgerich-
tete Systeme sind in jedem Fall anzuraten
und vorzuziehen. Darüber hinaus sollte bei
der Planung von Beschichtungssystemen
grundsätzlich zwischen den Belastungen
Schlagregen bzw. Niederschlag allgemein
und Tauwasser unterschieden werden.
Biozide im Spannungsfeld
Bei bioziden Wirkstoffen handelt es sich um
eine so genannte Filmkonservierung, die die
applizierte und durchgetrocknete Fassaden-
beschichtung möglichst lange vor mikrobi-
eller Belastung aus der Außenluft schützen
soll. Dabei müssen die so genannten Breit-
bandbiozide möglichst gegen eine Vielzahl
an Mikroorganismen wirken und soweit
wasserlöslich sein, dass sie nur in kleinsten
Mengen an der Oberfläche freigesetzt wer-
den, um ihre Wirkung zu erzielen. Gleich-
Auch Ausführungsdetails müssen eindeutig
sowie fach- und sachgerecht geplant, be
schrieben, ausgeführt und überwacht werden.
Die quick-mix Gruppe hat den Themenkomplex
in einer Broschüre aufgearbeitet, die auch
rechtliche Aspekte umfasst. Das Heft ist unter
der Rufnummer
+49 541 601-643
sowie zum
Download auf
www.quick-mix.deerhältlich.
quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG (4)