TECHNIK
|
Fachbeitrag
29
FASSADE 5/2016
Maßaufnahmen auf der Baustelle:
Sofern nicht ausschließlich nach theore-
tischen Maßvorgaben entsprechend der
Norm DIN 18201 bis DIN 18203 geplant
und produziert werden kann, wird an der
Baustelle eine Maßaufnahme nach vorgege-
benen Gebäude-Hauptachsen am Gebäude
durchgeführt.
Werk- und Montageplanung nach
VFT-Richtlinie:
Nach Freigabe der Detailplanung werden
Fertigungsunterlagen nach den jeweiligen
System-Verarbeitungsrichtlinien und den
hausinternen Verarbeitungsrichtlinien des
produzierenden Metallbaubetriebes erstellt.
Hier geht es um Materialzuschnitte, Boh-
rungen usw. Dazu kommenVerlegepläne für
die Montage.
Stücklisten und Materialbestellungen:
Für jedes Bauteil werden Stücklisten erstellt.
Aus diesen werden Materialbestellungen
für Profile, Bleche, Dichtungen, Schrauben,
Beschläge usw. generiert. Auch für Gläser,
Paneele und andere Zukaufteile werden Lis-
ten erstellt und Bestellungen ausgelöst.
Leistungsbereich III
In diesen Bereich fallen Sachverständigen-
Gutachten zur Fassadentechnik bzw. zur
Gebäudehülle, Beweissicherungsgutachten,
Schiedsgutachten oder vom Gericht beauf-
tragte Gutachten.
Leistungsbereich IV
Dieser Bereich betrifft die Statik bzw. das
Erstellen von prüffähigen Statiken für tra-
gende Bauteile der Fenster und Fassaden,
deren Verankerungen am Baukörper sowie
die Dimensionierung vonVerglasungen.
Leistungsbereich V
Der Leistungsbereich V umfasst die Bau-
physik. Hierzu gehören das Erstellen von
Wärmeschutzberechnungen nach der aktu-
ell gültigen Energieeinsparverordnung und
die Festlegung der dafür erforderlichen Bau-
teile und Materialien.
Gegenwart und Zukunft eines
Fassadenplaners
Aufgrund der sich rasant entwickelnden
Technologien steigen auch im Bauwesen die
Gestaltungsmöglichkeiten. Weltweit schie-
ßen voll verglaste Hochhäuser aus dem
Boden, deren Formen an die Grenzen des
Machbaren stoßen. Für die Verwirklichung
derartiger Gebäude ist ein funktionelles an-
lagen- und betriebstechnisches, betriebs-
wirtschaftliches Gesamtkonzept notwendig.
Damit ein Fassadenplaner diesen Anforde-
rungen gerecht wird, muss er eine fundier-
te Ausbildung mit Praxiserfahrung besitzen.
Wichtig ist aber auch ein gutes Zusammen-
spiel aller am Bau beteiligten Personen und
Gewerke. Das beginnt mit dem Bauherrn,
dem Architekten, Fachplaner aus den Ge-
werken Statik, Bauphysik, Brandschutz und
der Technischen Gebäudeausstattung.
Die heutige Kommunikationstechnik er-
möglicht zum einen durch spezielle Soft-
ware die Darstellung und Entwicklung au-
ßergewöhnlicher Gebäudeformen, die sich
bis zur Realisierung der Fassade erstreckt.
Sie ermöglicht auch ein durchgängiges und
transparentes Konzept aller betroffenen Ge-
werke. Dazu hält die planerische Aufberei-
tung mit 3-D, hinführend zu Building Infor-
mation Modeling (BIM), momentan Einzug.
Die Baukonjunktur ist abhängig von der
Weltwirtschaft. Wenn es der Wirtschaft gut
geht, boomt auch die Baubranche. Derzeit
befinden wir uns noch in einer Hochpha-
se, die mit den Konjunkturpaketen I und II
(2008-2010) von der damals amtierenden
Regierung angeschoben wurde.
Jedoch entwickeln sich die Baukosten
nicht nach oben. Sie stagnieren seit Jah-
ren und zwingen die Metallbaufirmen zu
immer mehr Sparmaßnahmen, was häufig
bei der Ausführung zu mangelhafter Quali-
tät führt. Daraus folgen wegen ausbleiben-
der Restzahlungen der Auftragssumme häu-
fig Konkurse und Schließungen der Firmen,
aber auch der Planungsbüros. Aufgrund
von Sparmaßnahmen werden von den Fir-
men kaum noch Lehrlinge ausgebildet. In
der Baubranche besteht ein Fachkräfteman-
gel an Ingenieuren, Technikern und Fachar-
beitern. Die Nachfrage nach Planungs- und
Projektierungsleistungen ist hoch.
Mittlerweile gibt es in Deutschland Studi-
engänge an Fachhochschulen oder Dualen
Hochschulen mit gleichzeitiger Praxiserfah-
rung. Auch eine fachspezifische Techniker-
ausbildung ist möglich. Als Lehrberufe bieten
sich zum Beispiel Technischer Zeichner oder
Schlosser in einem Metallbaubetrieb an. Die
Berufsaussichten sind eigentlich optimal.
Wünschenswert wäre in Zukunft, dass die
Vernetzung von Architekten, Fassadenpla-
nern und anderen Fachplanern im Vorfeld
der Ausführung enger wird, sodass die Ab-
läufe in der Werkstatt und auf der Baustelle
störungsfreier und termingerechter stattfin-
den können. Dazu gehört natürlich auch eine
aussagefähige Leistungsbeschreibung und
Kostensicherheit. Umplanungen und Nach-
träge während der Ausführungsphase sollten
der Vergangenheit angehören. Die Architek-
tur muss realisieren, dass für ein Schlüssel-
gewerk Fassade ein Fachplaner eingeschaltet
werden muss.
Hugo Philipp ist
Staatl. gepr. Me-
tallbautechniker
und Energiebera-
ter (HWK), Lehrbeauftragter an der DHBW Mos-
bach und Sachverständiger EUC zertifiziert für
Fenster, Türen, Tore und Fassaden, aus Alumini-
um und Stahl. Er ist Inhaber des Ingenieurbüros
KBM Philipp und 1. Vorsitzender des Verbands
für Fassadentechnik (VFT).
Werk- und Montageplanung