TECHNIK
|
Fachbeitrag
34
FASSADE 5/2018
Fassadenparallele Windlasten
Diese optischen Elemente führen zu einer
Windbelastung der Fassade, welche ohne
diese Elemente in der Regel sehr gering ist
und somit vernachlässigt wird, nämlich zu
einer Windbeanspruchung in der Fassaden
ebene (vergl. Bild 1). Um diese Windbelas-
tung einmal zu veranschaulichen, geht man
von einem Gebäude mit 20 m Höhe in der
Windlastzone 2 im Binnenland aus. Der an-
zusetzende Staudruck beträgt nach Norm
bei diesem Gebäude 0,80 kN/m², umgerech-
Vorgesetzte Fassadenbauteile –
Einfluss auf die Pfostenstatik
Von Dipl.-Ing. Günther Breder
net entspricht das einer Windgeschwindig-
keit von ca. 130 km/h. Um eine Vorstellung
über die gemäß Norm auftretende anzu-
setzende Windbelastung zu erhalten, stelle
man sich vor, man fährt auf der Autobahn
mit Tempo 130 und hält die 3500 mm lan-
ge und 400 mm breite Lamelle mit der 400
mm breiten Ansichtsfläche in den Wind. An
diesem Beispiel kann man erkennen, wel-
che Belastung zuzüglich der in Normen ge-
forderten Sicherheit auf ein solches Bauteil
wirkt und sicher in den Baukörper einzu-
leiten ist. Bei der Planung einer Fassade mit
entsprechenden vertikalen Sonnenschutz-
lamellen wird oft davon ausgegangen, dass
diese Kräfte vom Fassadenpfosten aufge-
nommen werden. Am Beispiel eines Fas-
sadenpfostens im Raster von 1500 mm mit
einer Spannweite von 3500 mm und ei-
ner vorgesetzten Lamelle von 400 mm Tie-
fe kann man zeigen, dass diese Lastaufnah-
me durch den Pfosten in der Regel nicht
möglich ist. Bei dieser Betrachtung wird
lediglich eine Lamelle vor dem Pfosten an-
gesetzt. Weitere Lamellen, welche die fas-
sadenparallelen Windlasten in den Pfosten
einleiten – zum Beispiel über die Riegel –
würden diesen Effekt verstärken.
Pfostendimensionierung
Geht man bei der Pfostendimensionierung
ungünstig vom sogenannten Randbereich
aus, also dem Gebäudebereich mit erhöh-
ter Windlast, so beträgt der cp-Wert ca. 1,3.
Bei der Lamelle ist es so, dass diese sowohl
eine Winddruck- und eine Windsoglast er-
fährt (vergl. Bild 2), da es sich hierbei um ein
freistehendes Bauteil handelt.
Ein genauer Lastansatz hierfür ist in der
Normung nicht definiert, ingenieurmäßig
könnte man für den Winddruck einen cp-
Wert von 0,80 ansetzen und für den Wind-
sog den cp-Wert 0,50, was dann in der
Summe einen cp-Wert von 1,3 ergibt. Zur
Bemessung müssen diese cp-Werte mit
dem orts- und höhenabhängigen Staudruck
multipliziert werden. Da dieser jedoch für
den Pfosten und die Lamelle identisch ist,
kann dieser im folgenden Vergleich beliebig
In den letzten Jahren ist ein architektonischer Trend erkennbar, welcher auf eine Betonung der
vertikalen Elemente in der Fassade abzielt. Hierzu gehören nicht nur Bauteile und Farbgebung in
der Fassadenfläche, sondern auch vorgesetzte Bauteile wie tiefe Pfostendeckschalen oder vertikale
Sonnenschutzlamellen, welche zudem auch das dreidimensionale Erscheinungsbild einer Pfosten-
Riegel-Fassade verstärken.
Bild 1: Fassadenparallele Windlasten.
Foto:
© Schüco International KG