TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 5/2018
Zusammenfassung und Ausblick
Für die Realisierung einer gebäudeintegrier-
ten Photovoltaikanlage müssen vom Entwurf
über die Planung bis hin zur Ausführung
verschiedene Gewerke enger zusammenar-
beiten als sonst üblich. Für diese Zusammen-
arbeit stellt ein Gebäudemodell mit zentraler
Datenhaltung als gemeinsame Informations-
grundlage eine große Erleichterung dar. Für
den Datenaustausch mit Spezialanwendun-
gen müssen in standardisierten Datenforma-
ten Im- und Exportmöglichkeiten bestehen.
Hier gibt es noch einen großen Entwick-
lungsbedarf. Durch die Installation von Pho-
tovoltaikanlagen an Fassaden kann direkt an
bisher ungenutzten Flächen an Gebäuden
erneuerbare Energie erzeugt werden, emis-
sionsfrei, wartungsarm und damit ideal auch
für den Einsatz im urbanen Kontext. Im Zu-
ge der sich verschärfenden gesetzlichen Vor-
gaben für die Energieeffizienz von Gebäu-
den wird diese Anwendung an Bedeutung
zunehmen. Auf Grundlage der Erfahrungen
aus der selbst realisierten gebäudeintegrier-
ten Photovoltaikanlage am Z3 und weiteren
Projekten kann der Fachbereich Fassaden-
technik die Auftraggeberschaft und Archi-
tekten über alle Projektphasen vom Entwurf
über die Planung
bis hin zur Aus-
führung kompe-
tent beraten.
beteiligten verständlich visualisiert werden.
Die sonstigen für die ZiE zu erbringenden
Nachweise, wie zur Verträglichkeit der ver-
wendeten Materialien (Klebstoff, Emaillie-
rung und Aluminium-Unterkonstruktion)
können durch die modellbasierte Bearbei-
tung nur durch die zentrale Datenhaltung
unterstützt werden. Die Bauteilversuche
müssen in der Realität durchgeführt wer-
den.
Elektrische Integration in das
Gebäudeenergiekonzept
Neben der mechanischen Integration der
Photovoltaikmodule in die Gebäudehül-
le stellt die elektrische Planung und Inte
gration des erzeugten Stroms in das Gebäu-
deenergiekonzept eine weitere Schnittstel-
le dar. Für die elektrische Ertragssimulation
wurde das Gebäudemodell exportiert und
mit am Fraunhofer ISE entwickelten Si-
mulationswerkzeugen eine Einstrahlungs-
und Verschattungsanalyse durchgeführt.
Auf dieser Grundlage konnte das elektri-
sche Modulkonzept und die Anlagenver-
schaltung optimiert werden. Um die negati-
ven Auswirkungen der Teilverschattung der
Module durch die vorspringenden Holzlise-
nen auf den elektrischen Ertrag zu vermin-
dern, wurde jedes Modul elektrisch dreige-
teilt und die jeweiligen Zellen entsprechend
ihrer Position mit anderen Modulen zusam-
mengeschaltet. Die notwendigen Aufstell-
Dr.-Ing. Karoline
Fath ist Projektleiterin BIM-Koordination im
Fachbereich Fassadentechnik bei der Ed. Züblin
AG (Stuttgart)
Förderung
Das Projekt Construct PV wurde von der Euro-
päischen Kommission im 7. Forschungsrahmen-
programm unter der Vertragsnummer 295981
gefördert (Call identifier: ENERGY.2011.2.1 – 4
Development and demonstration of standar-
dized building components)
flächen für die Wechselrichter und die wei-
teren elektrischen Komponenten konnten
modellbasiert geplant und visualisiert wer-
den.
Anlagenbetrieb
Die Monitoring-Daten werden erst seit Ja-
nuar 2018 aufgezeichnet, so dass noch kei-
ne Ertragsdaten für ein ganzes Jahr vorlie-
gen. Die bisherigen Monitoring-Ergebnis-
se zeigen jedoch bereits die Charakteristik
von fassadenintegrierten Anlagen: Höhe-
re Erträge im Winter bei tiefstehender Son-
ne und etwas geringere Erträge trotz mehr
Sonnenstunden im Sommer. Bei den sibiri-
schen Temperaturen am Jahresanfang konn-
ten zeitweise über 100 kWh Ertrag an ei-
nem Tag erreicht werden. Dagegen beträgt
der Ertrag im Sommer an einem wolkenlo-
sen Tag ca. 50 – 60 kWh. Der erzeugte Strom
wird direkt im Z3 für den Betrieb der Büro-
arbeitsplätze verbraucht.
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Leistung [kW] Z3 Photovoltaik Fassade
13. Februar 2018
6. April 2018
25. Juli 2018
Gemessene elektrische Leistung der Z3-Photovoltaikfassade für drei Beispieltage.
Verklebung des Stufenglasphotovoltaikmoduls mit der Unterkonstruktion.