TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 2/2018
bestehendes Wissen und Logik.
– Die neuronale KI erwirbt Wissen durch
Erfahrung und ist in der Lage, eigen-
ständig zu lernen.
In beiden Fällen muss das Wissen in ei-
ne maschinenlesbare Form gebracht und
strukturiert abgelegt werden. Dann gilt es,
aus Daten zu lernen und das Gelernte an-
zuwenden. Im Entwurfsprozess kann die KI
die Entwerfenden bei der Beurteilung der
Situation und bei der Entscheidungsfindung
unterstützen.Viele Entwurfsentscheidungen
lassen sich sogar automatisch treffen.
Modulare Strukturen
Bei der Modularisierung handelt es sich
um eine Spaltungsstrategie. Dabei wird ein
Ganzes in Teile („Module“) zerlegt. Die Mo-
dule besitzen eine hohe funktionale und
geometrische Unabhängigkeit. Sie werden
meist als einbaufertige Einheiten mit har-
monisierten geometrischen und funktio-
nellen Schnittstellen entwickelt und her-
gestellt. Es geht dabei auch um zweifelsfrei
definierte Leistungs- und Haftungsgrenzen.
Modulare Strukturen sind eine sehr effizi-
ente Methode, die Komplexität zu minimie-
ren und gleichzeitig individuelle Kundenbe-
dürfnisse zu befriedigen. Dies führt u.a. zu
einer spürbaren Kostensenkung, Prozessbe-
schleunigung und Qualitätssteigerung (Bild
3). Fassadenmodule sind Funktions- und
Montagebaugruppen, die für typische auf-
gabenspezifische Anforderungen in Baurei-
hen eingeordnet werden.
Sie dienen schon heute gelegentlich als Trä-
gerelement für Komponenten anderer Ge-
werke (z.B. der Heizungs- und Lüftungs-
technik). Zudem werden immer häufiger
digitale Komponenten – z. B. Mikrochips
oder Sensoren – eingebettet (Bild 4). Wenn
die ursprünglich rein physischen Modu-
le auch noch über Kommunikationssyste-
me verfügen, sind sie in der Lage zu koope-
rieren und zu entscheiden. Spätestens dann
spricht man von der Konvergenz der Ge-
werke. Über Apps können zu einem späte-
ren Zeitpunkt zusätzliche Funktionen hin-
zugefügt werden. Damit sind sie nicht nur
konfigurierbar, sondern nachträglich indivi-
dualisierbar. Ein wesentlicher Vorteil besteht
darin, dass unterschiedliche Module unab-
hängig und parallel zueinander entwickelt
und gefertigt werden können. Von Bedeu-
tung ist auch die erhöhte Flexibilität in der
Nutzungsphase (z. B. in der Wartung und
Instandhaltung).
Semiautomatischer Fassadenentwurf
Die meisten Entwurfsaufgaben sind einzig-
artig und damit nicht operational. Das be-
deutet aber nicht, dass diese nur intuitiv
und ohne Methodik bearbeitet werden kön-
Schüco International KG (7)
Bild 3: Vorteile modularer Strukturen.
nen. Vielmehr wendet der erfahrene Ent-
werfer beim intuitiven Vorgehen unbewusst
eineVielzahl von Regeln und bewährte Me-
thoden an. Grundlage der von den Autoren
vorgeschlagenen Entwurfsmethode sind die
Modellierung des Gebäudes in Form eines
kybernetischen Systems und die Unterglie-
derung der Entwurfsaufgabe in modula-
re Teilaufgaben. Kennzeichnend ist darüber
hinaus die zielgerichtete Kombination von
rationalen (regelbasierten) und intuitiven
(poetischen) Entwurfsstrategien (Bild 5).
Deren Gewichtung hängt davon ab, ob der
Entwurf stärker durch Funktion, Konstruk-
tion oder Gestaltung geprägt sein soll. Der
Entwurfsprozess basiert auf einer iterativen
Abfolge von
– Analyse: Herstellen undVerfeinern von
Planungsvoraussetzungen
– Synthese: Generative Erzeugung von
Entwurfslösungen
– Evaluierung: Bewertung,Verfeinerung
und Auswahl von Entwurfsvarianten.
Bild 4: Gegenüberstellung technischer und biologischer Systeme.