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GLASFASSADEN

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FASSADE 4/2016

gut beraten und forderte ein Gesamtkon-

zept, welches schlüssig vorzutragen und zu

belegen war. Um ein solches Konzept op-

timiert und gesamtheitlich entwickeln zu

können, bedurfte es des Planers (Architek-

ten), des Haustechnikers, des Fassadenpla-

ners und des Simulationsbüros. Diese ent-

wickelten ein Sanierungskonzept unter Bei-

behaltung der Rohbaukonstruktion einer

Kombination aus natürlicher und unterstüt-

zender Lüftung mit Kühldecken sowie opti-

miertem Sonnenschutz hinter vorgelagerten

Prallscheiben.

Zur Grundlagenermittlung gehörten neben

der bereits im Vorfeld erfolgten Bestands-

prüfung die

– Fassadenplanung und -beratung im

Hinblick auf Erhalt mit Modernisierung

oder Erneuerung unter Berücksichtigung

des Denkmalschutzes und der Forderun-

gen der EnEV

– Entwurf mit Planung der Musterfassa-

den

Diese Grundforderung wurde in folgenden

Schritten berücksichtigt:

– Bestandsaufnahme

– Asbestsanierung

– Fassadenentwurf: Abstimmung Denk-

malschutz-Behörden

– Rohbau Lastaufnahme Fassade

– Haustechnik und Fassade

– Bauphysik und Nachweise

– Zertifizierung

Zu berücksichtigen war der Bestand aus:

– Festverglaster Pfosten-/Riegelfassade

„Klimakiste“ mit Thermopane-Isolier-

glas und innen liegendem Sonnenschutz

(Vertiso), Fassadenraster 1,90 m x 3,60 m

– Hoher Energieverbrauch für Transmissi-

on mit k

W

= 1,0 W/m²K, k

G

= 3,5 W/m²K,

k

R

= 4,8 W/m²K und Kühlung

Während die Bestandsbedingungen und

damit die Berücksichtigung der Forderun-

gen des Denkmalschutzes einerseits und

der Genehmigungsbehörde hinsichtlich der

EnEV andererseits in puncto thermischer

Bedingungen durch eine Fassadenerneu-

erung für die Normalgeschosse gut reali-

sierbar waren, war die Umsetzung des Fas-

sadenrasters von 1,90 m gegenüber heute

üblichem Raster von 1,35 m und der Ein-

satz von Isolierverglasung und VSG-Glas-

schwertern im EG nicht ohne Weiteres um-

setzbar. Einzuhalten waren bei einer Fas-

sadenkonstruktion nach dem Stand der

Technik zahlreiche Faktoren.

Sanierungsbedingungen:

– Voraussetzung für die Planung war die

Einhaltung der Forderungen der Denk-

malschutzbehörde.

– Erhaltung des äußeren Erscheinungsbil-

des

– Raster und Farben waren beizubehalten

– Profilgeometrien möglichst nicht zu ver-

ändern

Der letzte Punkt betraf z.B. die Form der Li-

senen, die bisher bei freier Seilführung der

Reinigungsanlagen nur optische Funktion

besaß, nach dem Sanierungskonzept jedoch

als Führung für die Befahranlage nutzbar

sein sollte.

Die intensive Zusammenarbeit der Arbeits-

gruppe für den Sanierungsentwurf ergab:

Dipl.-Ing. Hans-

H. Zimmermann

ist Inhaber des

Ingenieurbüros

IGF Zimmermann

(Mülheim an der Ruhr) und 1. Vorsitzender des

UBF – Unabhängige Berater für Fassadentech-

nik e.V.

Im zweiten Teil des Beitrags in der nächsten

Ausgabe der FASSADE geht es um die konkrete

Planung und Ausführung der Sanierung.

1. Optimierung der Gebäudehülle im Zu-

sammenhang mit der Haustechnik

(Wärmeschutz, sommerlicher Wärme-

schutz, Nutzung der natürlichen Lüf-

tung, Energieverbrauch für Kühlen, Hei-

zen, Lüftung und Beleuchtung)

2. Nutzung der Haustechnik mittels op-

timaler Steuerung (bei Fensterlüftung,

Abschaltung der Heiz- und Kühlfunkti-

on, Beleuchtung mit Bewegungsmelder

und abhängig von Bedarf (z. B. Nutzer-

anwesenheit, Sonnenschutz oben, etc.)

3. Wirtschaftliche Raumnutzung unter der

Bedingung des Denkmalschutzes: Erhal-

tung des Fassadenbildes

4. Energieeffizientes Gebäude mit Zertifi-

zierung

Diese Bedingungen ließen sich nach den

Voruntersuchungen unter Nutzung der

möglichen Optimierungsuntersuchungen

mittels Simulation mit dem Entwurf einer

Doppelfassade am besten realisieren – also

einer voll funktionsfähigen Primärfassade

modernsten Standards mit elektromotorisch

gesteuerten Großflügeln und einer vorge-

setzten zweiten Fassadenebene aus Prall-

scheibe mit hinterlüfteter Glasbrüstung im

Farbton des Bestand. Der Sonnenschutz ist

dabei quasi außenliegend angeordnet, ge-

schützt hinter der Sekundärverglasung. So-

mit konnte die Sekundärfassade nach Ori-

ginalvorbild des Bestandes hinsichtlich Ras-

ter, Profilgeometrie und Farbgebung erstellt

werden. Bedingung war natürlich die Di-

mensionierung der Zu- und Abluftschlitze

auf die Notwendigkeit der natürlichen Lüf-

tung nach ASR (Arbeitsstätten-Richtlinien).

Die Vorbetrachtung durch maßlich korrek-

te Darstellung in der CAD-Simulation zeigt

die große und schließlich von der Denkmal-

behörde akzeptierte Fassadenerscheinung

imVergleich zum Bestand.

Fassadenschnitt.

Das Fassadenbild ließ sich ebenfalls im

Modellraum mit Funktionsfassade vor der

Bestandsfassade belegen.