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GLASFASSADEN
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FASSADE 4/2016
Verlagssonderveröffentlichung
lotproduktion gefertigt. Sie sind für das For-
schungsprojekt mit innovativen rücksei-
tenkontaktierten Solarzellen bestückt. Max
Mittag, Wissenschaftler am ISE, erklärt die
Besonderheiten der Module: „Aufgebaut
ist TPedge als ein randversiegeltes, einkap-
selungsfreies Glas-Glas-Modul, in dem die
Zellmatrix punktuell verklebt wird. So lie-
gen die Solarzellen vor Umwelteinflüssen
gut geschützt im Glaszwischenraum.“ Das
heißt, die übliche Laminierung der Solar-
zellen zwischen zwei Folien entfällt und die
bisher offene, nur folienlaminierte Rücksei-
te von herkömmlichen PV-Modulen ist hier
durch eine Glasscheibe ersetzt. Ein elasti-
scher Randverbund des Kleb- und Dicht-
stoffherstellers Kömmerling, bestehend aus
einem thermoplastischen Abstandhalter
und einem Sekundärdichtstoff, dichtet das
Modul am Rand vollständig ab. Er gleicht
eventuelle Pumpbewegungen der Gläser
aus und hält dadurch auch unter extremen
klimatischen Bedingungen das Modul zu-
verlässig dicht. Die geschützte Lage der So-
larzellen und der elastische Randverbund
erhöhen außerdem die Alterungsbeständig-
keit der Module.
Herstellung mit modifizierter
Isolierglaslinie
Die Konstruktion der TPedge-Module äh-
nelt einem Isolierglas mit dem Warme-
Kante-System von Kömmerling. Daher ba-
siert das vom ISE und dem Partner Bystro-
nic glass entwickelte Herstellungsverfahren
auf einer modifizierten Isolierglaslinie: Auf
der rückseitigen Scheibe des Moduls wer-
den mittels eines Roboters Klebepunkte aus
einem UV-härtenden Acrylatklebstoff auf-
gebracht, auf denen die Zellmatrix aufliegt.
Die Oberseite der Solarzellen wird ebenfalls
mit einem Raster aus transparenten Klebe-
punkten versehen. Diese dienen allerdings
nicht zur Befestigung, sondern ausschließ-
lich als Abstandhalter und Schutz der Ma-
trix bei eventuellen Lasten auf dem vorde-
ren Glas. Sie bedecken nur 0,3 Prozent der
Solarfläche, um den solaren Ertrag so groß
wie möglich zu halten. Nach der zehn Se-
kunden dauernden Aushärtung der Ver-
klebung bringt ein Bystronic-Roboter den
thermoplastischen Abstandhalter HelioSeal
PVS 101 direkt aus dem Fass in einem Zug
auf die Scheibe auf. Danach wird die vorde-
re Scheibe aufgesetzt. Sie ist beidseitig mit
einer Anti-Reflexbeschichtung versehen.
Anschließend wird das PV-Modul mit Gas
befüllt und mit dem UV-beständigen Sili-
kon-Sekundärdichtstoff Heliobond PVA 200
versiegelt.
Zeit- und kostengünstige
industrielle Fertigung
Das bewährte industrielle Verfahren ermög-
licht eine besonders zeit- und kostengüns-
tige Herstellung. Max Mittag nennt Zahlen:
„Statt einer Taktzeit von 12 Minuten für ein
Modullaminat lassen sich TPedge-Module
mit Taktzeiten von unter einer Minute fer-
tigen.“ Durch die spezielle Konstruktion
werden Folie, Laminierung und Metallrah-
men herkömmlicher Standardmodule voll-
ständig ersetzt. „So können bis zu 15 Pro-
zent Materialkosten eingespart werden.“ In
der Klimakammer haben die TPedge-Mo-
dule schon einen Härtetest von 4000h hin-
ter sich gebracht. Die Ergebnisse sind sehr
gut: Im Gegensatz zu herkömmlichen Mo-
dulen weist die Zellmatrix keinerlei Verän-
derungen auf. Die kritischen Prüfsequen-
zen der IEC-Norm 61215 wurden erfolg-
reich durchlaufen. Mit der Integration von
PV-Modulen in Fassaden stehen zusätzli-
che Flächen zur Stromgewinnung zur Ver-
fügung, auch wenn die senkrechte Montage
der Module nicht für optimalen Ertrag sorgt.
Mittag sieht mehrere Fragen für Planer und
Architekten: „Was bedeutet fassadeninte-
grierte Photovoltaik für den Wärmeeintrag
im Gebäude? Und welche Konzepte gibt es
für ästhetisch anspruchsvolle Fassadenlö-
sungen?“ Mit laminierten PV-Modulen hal-
ten gestalterisch individuellere Lösungen
wie übergroße, farbige oder teiltransparente
PV-Fassaden Einzug. Mit den TPedge-Mo-
dulen setzt das Fraunhofer ISE dagegen auf
eine kostengünstige, schnelle und einfache
industrielle Fertigung, die große Stückzah-
len ermöglicht und die deutsche und euro-
päische PV-Industrie stärken kann. Aktuell
wird nach einem Industriepartner gesucht,
der in die Produktion einsteigt.
Objekttafel
Bauherr:
Fraunhofer ISE (Freiburg)
Planer:
Emmer Pfenninger Partner AG (Schweiz/
Münchenstein), Brechensbauer Weinhart +
Partner Architekten (München)
Hersteller PV-Modul:
Fraunhofer ISE in Zusammenarbeit mit
Bystronic glass und Kömmerling
Verarbeiter:
Fassadentechnik Weiser (Crispendorf)
Fertigstellung:
Gebäude mit 10 PV-Modulen
2013, 60 weitere PV-Module Oktober 2015
Kömmerling Chemische Fabrik
In dem randversiegelten, einkapselungsfreien Glas-Glas-Modul wird die Zellmatrix punktuell
verklebt.
Das Glas-Glas-Modul lässt sich auf einer
modifizierten Isolierglaslinie industriell fertigen
und ähnelt einer 2fach-Isolierglasscheibe mit
Warmer Kante.