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GLASFASSADEN

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FASSADE 4/2016

Verlagssonderveröffentlichung

In einem Pilotprojekt prüft das Freiburger Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) an

der Fassade eines seiner Gebäude das neu entwickelte PV-Modul TPedge. Das Glas-Glas-Modul

lässt sich auf einer modifizierten Isolierglaslinie industriell fertigen und ähnelt einer 2fach-

Isolierglasscheibe mit Warmer Kante. Ein elastischer Randverbund von Kömmerling dichtet die

Module ab und erhöht damit die klimatische Widerstandsfähigkeit der PV-Elemente.

Fraunhofer ISE (2)

Seit 35 Jahren forschen Wissenschaftler am

Fraunhofer ISE in Freiburg für die Energie-

versorgung der Zukunft. Die kleine 24-köp-

fige Gruppe um Institutsgründer Prof. Adolf

Goetzberger ist heute auf 1100 Mitarbei-

ter angewachsen und zum größten Solar-

forschungsinstitut Europas geworden. Ent-

wickelt werden Materialien, Komponenten,

Systeme undVerfahren, die auf eine zukünf-

tige Energieversorgung durch 100 Prozent

erneuerbare Energien abzielen. Die Strategie

des Instituts, in enger Kooperation mit deut-

schen und europäischen Industriepartnern

innovative Produkte mit industriellen Ferti-

gungsmöglichkeiten zur Serienreife zu brin-

gen, vereinfacht die Markteinführung neuer

Lösungen und macht sie gleichzeitig für die

Hersteller auch wirtschaftlich attraktiv.

PV-Module für Außenfassade

Die Energieexperten des ISE arbeiten unter

anderem an der Optimierung verschiede-

ner Photovoltaiksysteme, wie zum Beispiel

der Integration von PV-Modulen in die Ge-

bäudefassade. Der Einfachheit halber testen

die Forscher gleich am eigenen Bestand: Das

neueste, 2013 eingeweihte energieeffizien-

te Laborgebäude wurde als Demonstrations-

und Testobjekt für neue Technologien kon-

zipiert. Auf zwei Geschossen und insgesamt

2400 Quadratmetern Laborfläche wird dort

die Effizienz von Solarthermie und Photovol-

taik verbessert. Der nüchterne kubische Bau

befindet sich an einer Straßenkreuzung am

Rand des Fraunhofer Institutsviertels. Eine

graue Fassade aus Faserzementpaneelen teilt

die Gebäudehülle in kleine rechteckige Flä-

chen, in die passgenau Glasbänder verschie-

dener Höhen und Breiten eingesetzt sind.

Kaltfassade mit Paneelen

und Modulen

Auf der langen, nach Südwesten ausgerich-

teten Seite des Gebäudes wurden rund um

die Glasbänder im oberen Geschoss PV-

Module angebracht. Anthrazitfarbene Fens-

terrahmen und die schwarz emaillierten

Module lassen von weitem den Eindruck

eines dunklen homogenen Fassadenbands

entstehen. Die Lage an einer dreispurigen

Straße und die rückversetzte Bebauung mit

nur wenigen Bäumen sorgen für ausrei-

chend Freifläche vor dem Gebäude. So wer-

den die PV-Module aufgrund der örtlichen

Struktur kaum durch Beschattung beein-

trächtigt. Die Gebäudehülle ist als vorge-

hängte hinterlüftete Kaltfassade ausgeführt.

Das Format der an einer Fassaden-Unter-

konstruktion befestigten Faserzementpa-

neele ist mit einem Maß von 1,6 x 1 Metern

identisch mit dem der getesteten PV-Modu-

le. Auch das Befestigungssystem ist gleich.

So lassen sich Paneele und Module am Ge-

bäude einfach gegeneinander austauschen.

Beim Bau wurden zunächst zehn Module

in die Südwestseite der Fassade integriert.

Im Oktober 2015 kamen weitere 60 Module

hinzu. Der Strom der nun 170 Quadratme-

ter großen Anlage wird über vier Wechsel-

richter ins Netz eingespeist.

Neuartiges Glas-Glas-Modul

Die verwendeten kristallinen PV-Module

mit dem patentgeschützten Namen TPedge

wurden im ISE entwickelt und in einer Pi-

Der Sonne entgegen

Neuartige PV-Module an der Außenfassade des Fraunhofer ISE im Test