glas+rahmen
02.18
technik
33
Beispiel Retrofit
Eine Alternative zur EC-Verglasung wurde von Chromo-
Genics in Schweden entwickelt, die ein Rolle-zu-Rolle-
Verfahren (R2R) für die Herstellung von Polyester-ba-
sierten EC-Folien einsetzen (ConverLight). So können
mit diesem „smarten“ Beschattungssystem beispielsweise
Glasfassaden nachgerüstet werden. Solche Retrofit-Ap-
plikationen überzeugen mit einem einzigartigen Eigen-
schaftsprofil aus hoher Flexibilität und Sicherheit sowie
geringem Gewicht, geringer Betriebsspannung und ho-
hem Farbkontrast. Hierdurch bieten sie einen Ersatz für
konventionelle Blendvorrichtungen und Sonnenschutz-
gläser. Auf dem Gebiet Folien-basierter EC-Elemente
wurde auch im EU-Projekt EELICON gearbeitet. Vortei-
le der EELICON-Technologie sind – neben dem hohen
optischen Kontrast (50 – 55 %) zwischen einem tiefblau-
en Dunkelzustand und einem nahezu farblosen Hellzu-
stand sowie schnellen Schaltzeiten (< 30 s bei DIN A3)
– auch eine hohe Zyklenstabilität (> 150.000 Schaltzy-
klen unter Laborbedingungen). Vergleichbare optische
Eigenschaften weisen auch die EC-Folien von Argil Inc.
auf. Ein weiteres Unternehmen, das in diesem Bereich tä-
tig ist, ist iGlass Technology. Zusammen mit WISP Inc.
wollen sie herkömmliche Blendvorrichtungen überflüssig
machen. Deren Prototypen befinden sich allerdings noch
in der Entwicklungsphase. Insgesamt können Retrofitan-
wendungen damit überzeugen, dass EC-Folien nachträg-
lich auf die Fensterinnenseite aufgeklebt werden können
und folglich die Kosten imVergleich zu einemNeueinbau
einer schaltbaren Verglasung deutlich reduziert werden
könnten. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über den Stand
der Technik mit den wichtigsten Parametern der genann-
ten schaltbaren EC-Elemente.
Fazit und Ausblick
Individuelle und flexible Anforderungen bezüglich der
Tageslichtversorgung, des Blendschutzes und thermi-
schen Komforts können mit statischen Verglasungen
nur sehr schwer bedient werden. Hier besitzen aktiv
schaltbare Verglasungen das Potenzial, Räume bedarfs-
gerecht mit Tageslicht zu versorgen und gleichzeitig un-
komfortable Raumtemperaturen und Blendung zu ver-
meiden. Seit vielen Jahren wird daher intensiv daran
gearbeitet, schaltbare Verglasungen zur Regelung des
Licht- und Energieeintrags in Gebäuden zur Marktrei-
fe zu bringen. Dennoch bestehen noch Herausforderun-
gen, um schaltbare EC-Elemente nicht nur in Nischen-
märkten zu etablieren. Diese Hürden finden sich vor al-
lem in der Kostenreduktion, dem Finden neuartiger Ma-
terialien mit hoher Färbeeffizienz und unterschiedlichen
Farben sowie der Vermeidung von elektrochemischen,
thermischen und photochemischen Degradations-Phä-
nomenen. Eine hohe UV- und Temperaturbeständigkeit
ist dabei essenziell, da EC-Verglasungen eine hohe Le-
bensdauer von mindestens 20 Jahren aufweisen sollten,
was einer Zyklenzahl von mehr als 100.000 Zyklen ent-
spricht. [3]
Überblick über den Stand der Technik schaltbarer EC-Elemente anhand
charakteristischer Kennwerte
der autor
Lukas Niklaus hat ein
Bachelor- und Mas-
terstudium „Molecu-
lar Science“ an der
Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen-
Nürnberg (FAU) abge-
schlossen und ist seit
2106 Doktorand am
Fraunhofer-Institut
für Silicatforschung
ISC in Würzburg. Auf den Rosenheimer Fens-
tertagen 2017 des Instituts für Fenstertechnik
(ift) hielt Niklaus einen Fachvortrag zum The-
ma „Schaltbare Verglasungen“.
Foto: © ift rosenheim
literatur
[1] DIN EN 410:2011
Glas im Bauwesen
– Bestimmung der
lichttechnischen und
strahlungsphysikali-
schen Kenngrößen
von Verglasungen;
Beuth Verlag GmbH,
Berlin
[2] R. J. Mortimer,
Electrochimica Acta
1999, 44, 2971–2981.
[3] A. W. Czanderna, D.
K. Benson, G. J. Jor-
gensen, J. G. Zhang,
C. E. Tracy, S. K. Deb,
Solar Energy, Materi-
als and Solar Cells
1999, 56, 419–436.
Hersteller
Visuelle
Transmission
T
V
[%]
g-Wert [%] Schaltzeit
Größe
Glas
basiert
EControl-Glas
55/10
40/10
10 – 15 min 1,4 x 3,3 m
2
Saint Gobain/
SageGlass
55/2
38/9
10 – 15 min 1,5 x 3 m
2
View
58/1
40/9
10 –2o min 1,8 x 3 m
2
Folien
basiert
Chromogenics
65/17
59/38
5 –15 min 1,5 x 4,4 m
2
Fraunhofer ISC
65/5
34/18
1-2 min
0,5 x 1 m
2
Argil Inc.
60/10
–
0,5 – 2 min 20 x 20 cm
2
iGlass Tech.
keine Werte angegeben
Bild 2
Schematischer
Aufbau eines
elektrochromen
(EC) Elements
tabelle 1