glas+rahmen
02.18
technik
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technik
funktionsgläser
historische verglasungen
lassen sich oft nur mit
großem Aufwand restaurieren. Denkmalschützer bli-
cken hierbei auf das optische Erscheinungsbild des Ma-
terials samt originalgetreuen Eigenschaften, aber auch
auf einen weitgehend authentischen Herstellungspro-
zess. Zudem soll die Verglasung moderne Wärme-
schutz- und Sicherheitsanforderungen erfüllen oder
lichttechnische Vorgaben einhalten. Für solche Bedürf-
nisse rund um Restaurierungsglas hat der Technologie-
konzern Schott eine traditionelle Methode zur Herstel-
lung maschinengezogener Gläser mit modernemKnow-
how in der (Weiter-)Verarbeitung kombiniert. Grundla-
ge ist das sogenannte Fourcault-Verfahren. Am Standort
Grünenplan besteht die Anlage dafür aus Gemengehaus,
Schmelzwanne, Heißformgebung, Ziehschacht und Zu-
schnitt. Kern von Ziehglasanlagen nach Fourcault ist ei-
ne geschlitzte Ziehdüse, die auf der flüssigen Glasmas-
se schwimmt (siehe Grafik). Der hydrostatische Druck
lässt das flüssige Glas durch den Schlitz quellen. Die so
entstandene „Zwiebel“ wird mit einem Fangeisen erfasst
und nach oben gezogen. Dabei kommt das zähflüssi-
ge Glas nur mit Luft in Berührung. Die Oberfläche ist
beidseitig feuerpoliert, das Glas durchsichtig, glänzend
und klar. Zwischen zahlreichen Walzenpaaren wird das
Glasband dann über mehrere Stockwerke nach oben ge-
zogen und dabei langsam abgekühlt. Am oberen Ende
des Ziehschachtes wird das endlose Band in einzelne Ta-
feln geschnitten.
Charakteristik maschinengezogener Gläser
Das Ziehen des flüssigen Glases durch die Fourcault-
Düse erzeugt eine mehr oder weniger ausgeprägte Zieh-
streifigkeit des Endprodukts mit definierten Dicken-
schwankungen. Gegenüber Floatgläsern besitzen ma-
schinengezogene Gläser größere Abweichungen in der
Planität (Langwelligkeit). Schmelztechnisch beding-
te Merkmale wie etwa Blasen, Knoten oder Steinchen
sind in gewissen Grenzen zulässig; sie geben diesen Glä-
sern ihre typische Anmutung und zeugen vom authen-
tischen Produktionsprozess. In der Aufsicht (Reflexion)
zeigen maschinengezogene Gläser Unebenheiten, in
der Durchsicht (Transmission) erscheinen dahinterlie-
gende, gerade Kanten gewellt (Foto links oben). Im Ge-
gensatz dazu ergeben gefloatete Gläser mit planparalle-
len Oberflächen unverzerrte Eindrücke (Foto links un-
ten). Die Merkmale maschinengezogener Gläser lassen
sich produktionstechnisch beeinflussen. Damit stehen
für Gebäude unterschiedlicher Bauzeiten stilecht abge-
stimmte Produkte zur Verfügung:
Von der Maschine gezogen
Im traditionellen Fourcault-Verfahren lassen sich auch heute noch
maschinengezogene Restaurierungsgläser herstellen, die das
Erscheinungsbild von Originalverglasungen verschiedener Epochen
exakt nachempfinden. Zugleich erfüllen sie im Isolierglasverbund
aktuelle bautechnische und wirtschaftliche Ansprüche.
Fotos: © Schott AG