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glas+rahmen

01.18

technik

48

Foto: © Schüco International KG

g+r:

Herr Baier, welche Gläser kommen in Türen, die in

Flucht- und Rettungswegen mit Einbruchshemmung ver-

baut werden, zum Einsatz?

baier:

Wirksamen Schutz bieten Verbund-Sicherheits-

gläser. Die Vorgaben für das Glas sind in der Europäi-

schen Norm EN 356 definiert, die angibt, wie diese Glä-

ser geprüft werden müssen: Gläser der durchwurfhem-

menden Klassen P1A bis P5A werden dabei durch einen

Kugelfallversuch geprüft, während Gläser der durch-

bruchhemmenden Klassen P6B bis P8B einer maschi-

nellen Axtprüfung unterzogen werden.

g+r:

Wie werden die Widerstandsklassen definiert?

baier:

Die RC-Klassen sind das Ergebnis der Europä-

ischen Norm EN 1627, die die einbruchhemmenden Ei-

genschaften von Türen und Fenstern definiert. In den

Klassen RC1 bis RC6 ist festgelegt, mit welchen Werk-

zeugen ein Einbrecher wie lange benötigt, um sich über

das entsprechende Bauteil Zugang zu verschaffen. Die

Krux dabei ist, die Norm EN 1627 beschreibt zwar den

Angriff auf die Konstruktion und die zugehörigen Bau-

teile, jedoch nicht den direkten Angriff auf das Glas. Die

Folgenormen 1628 (statische Belastung), 1629 (dynami-

sche Belastung) und 1630 (manuelle Prüfung) ergänzen

diesbezüglich die EN 1627. Der manuelle Angriff auf das

Glas wird in der Norm 1630 vorgegeben. Dabei sind die

einzelnen Werkzeugsätze A1 bis A6 so zu verwenden,

wie in der Norm beschrieben. Auch die Angriffszeiten

sind darin festgelegt.

g+r:

Für Türen mit Anti-Panik-Funktion gelten beson-

dere Anforderungen?

baier:

Genau. Für diese Türen und für die Klassen RC5

und RC6, bei denen auch das Glas angegriffen wird, gel-

ten Ausnahmen von dieser Vorgehensweise. Bei diesen

Klassen wird das Glas direkt manuell angegriffen. Hier

kommt oftmals ein Verbund-Sicherheitsglas mit einem

widerstandsfähigen Polycarbonat-Kern zum Einsatz –

wie in den Produkten der Polygard-Serie, die Vetrotech

Saint-Gobain entwickelt hat. Reine Verbundglasaufbau-

ten mit PVB-Folien sind für Anwendungen in Anti-Pa-

nik-Türen schlichtweg zu dick.

g+r:

Wie sieht dies in der baulichen Umsetzung aus?

baier:

Anti-Panik-Türen in öffentlichen Gebäuden

sind sehr oft mit Panikbeschlägen nach der Norm EN

1125 ausgestattet – also mit einer durchgehend verbau-

ten horizontalen Betätigungsstange. In Paniksituatio-

nen gewährleistet diese Konstruktion flüchtenden Per-

sonen das Öffnen der Tür in Fluchtrichtung, unabhän-

gig davon, ob das Türschloss verriegelt wurde oder nicht.

Hier liegt auch die Schwachstelle, dieser Konstruktio-

Polycarbonat-Kern schafft

Sicherheit

Einbruchhemmende Verglasungen für Türen in Flucht- und Rettungs-

wegen, sogenannte Anti-Panik-Türen, müssen speziell geprüft sein.

Welche Anforderungen und Vorgaben definiert sind und welche spe-

ziellen Glastypen zum Einsatz kommen dürfen oder müssen, erläu-

tert Christoph Baier, Key Account Manager Protect bei der Vetrotech

Saint-Gobain GmbH.

Für Anti-Paniktüren,

die auch eine Einbruch-

hemmung gewähr­

leisten sollen, empfiehlt

der Sicherheitglas­

spezialist Vetrotech den

Einsatz von Verbund-

Sicherheitsglas

mit Polycarbonatkern.