Markt
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RTS-Magazin 10/2018
Der Begriff Industrie 4.0 ist in den vergan-
genen Jahren zu einem geflügelten Wort
geworden. Er steht für die Digitalisierung
und Vernetzung der gesamten industriellen
Wertschöpfungskette. Natürlich macht die
Digitalisierung nicht vor dem Handwerk halt
und fordert auch hier ein Umdenken. Doch
wie lauten hier die besonderen Herausfor-
derungen für das verarbeitende Handwerk?
Viele Produkte werden zunehmend in-
telligenter. So bindet Smart Home verein-
facht gesagt Fenster und Türen in Haus-
netzwerke ein. Auch wenn das interaktive
High-Tech-Fenster noch wie Zukunftsmu-
sik klingt, wird es über kurz oder lang die
Präsentation von Multimediainhalten er-
möglichen. Sprich das Fenster lässt sich
künftig als Rechner nutzen, man geht über
das Fenster ins Internet oder nutzt es als
Fernsehgerät.
Ausbildung mit neuen
Herausforderungen
Kunden erwarten, dass der moderne Hand-
werker auch hierbei ihr kompetenter An-
sprechpartner bleibt. In den Innungen des
Glaserhandwerks hat man diese Heraus-
forderungen längst aufgenommen und in
der „Glaser Agenda 2030“ neue Berufsbil-
dungsinhalte formuliert. So wird es „den“
Glaser in der Zukunft sicherlich nicht mehr
geben. Vielmehr entwickelt er sich weiter
Digitalisierung erobert das Handwerk
zum Glastroniker, Fenstroniker, Glasarttro-
niker oder Fahrzeugglastroniker.
Auch die Meisterausbildung wird sich
den neuen Herausforderungen anpas-
sen. Seit einigen Jahren schon kooperiert
der Bundesinnungsverband mit der Hand-
werkskammer Koblenz, so dass jeder Jung-
meister die Weiterbildungseinrichtung in
Hadamar auch als qualifizierte Elektrofach-
kraft verlässt.
Unternehmerisches und
strategisches Denken
Genauso wichtig wie Fachwissen sind aus-
geprägtes unternehmerisches und strategi-
sches Denken, um im Wettbewerb bestehen
zu können. Heute kalkulieren angehende
Meister ihre Aufträge von A bis Z und müs-
sen selbstverständlich Aspekte wie Mate-
rial, Mitarbeitereinsatz, Produktionskapazi-
täten oder auch Arbeitssicherheit bewerten
können. Zunehmend werden sie dabei von
modernen Softwareprogramme unterstützt.
„Im Glaserhandwerk sprechen wir heute
über intelligente Gläser ebenso wie über die
Umsetzung von Handwerk 4.0. Dabei sind
die Schnittstellen zur Industrie 4.0 genauso
wichtig wie die zu den Kunden, die wir in
naher Zukunft beispielsweise über ein at-
traktives Glaserportal erreichen möchten“,
beschreibt Stefan Kieckhöfel, Hauptge-
schäftsführer BIV Bundesinnungsverband
des Glaserhandwerks.
Programme unterstützen in
diversen Bereichen
Heute gibt es gerade für kleinere und mitt-
lere Handwerksbetriebe sogenannte Plug-
and-Play-Lösungen, die sich in der Regel
schnell und unkompliziert installieren und
intuitiv bedienen lassen. Die Programme
verwalten beispielsweise die Profil- und Be-
schlag-Stammdaten. Darüber hinaus leisten
sie Unterstützung bei der Angebotserstel-
lung und in der Auftragserteilung. Ebenso
können die Glas- und Profilbestellung oder
die Erzeugung der Zuschnittlisten über die
Mit einer optimierten Routenplanung können Handwerker Zeit und Geld sparen.
Trotz aller Digitalisierung und Automatisierung gibt es im Fensterbau auch noch Tätigkeiten, die per Hand
erledigt werden.
Foto: © TomTom
Fotos (2): © 3E-Datentechnik