Informationen des Bundesverbandes Wintergarten e.V. 4/2016
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Bausituation
Bei diesem Objekt handelt es sich um
die teilweise Überdachung einer Terrasse
im Obergeschoss, eingebaut in die Ecke
zwischen zwei rechtwinklig zu einander
stehenden Gebäudeteilen (siehe Abb. 1).
Standort: Dresden, auf den Loschwitz-
höhen. Es handelt sich damit um die
Schneelastzone 2 in 225 m Höhe ü. N. N.
Die hinter dem Terrassendach aufragende
Wand hat eine Höhe von 60 cm. Es sind
also Schneeanwehungen zu berücksichti-
gen. Das darüber liegende Dach hat kein
Schneefanggitter. Es ist also zusätzlich
mit abrutschenden Schneelasten von bei-
den darüber liegenden Dachflächen zu
rechnen (Einbau in eine Hausecke, trau-
fenseitig). Damit ergibt sich (geschätzt,
ohne Berechnung) eine Schneelast von
mehr als 1,5 kN/m
2
(anschaulicher: mehr
als 150 kg/m
2
Terrassendach-Fläche).
Als statische Belastbarkeit wurde vom
Unternehmer für die Dachfläche 0,75 kN/
m
2
angegeben. Begründung der Lastan-
nahme oder Nachweise dafür, dass die
Konstruktion dafür geeignet ist, wurden
nicht vorgelegt. Die Terrassenüberda-
chung ruht auf Aluminium Kastenprofil-
Stützen.
Der obere Wandanschluss wurde an
das Bestandsgebäude gedübelt, wobei
dieser Teil des Daches 1,40 m über die
Hauswand hinaus übersteht (Abb. 2).
Die freie Distanz bis zum nächsten Dübel
beträgt 1,75 m! (Das Wandanschlusspro-
fil erhält seine Festigkeit durch Verdü-
belung mit dem Wandmauerwerk!)
Das verwendete System wurde für
den Einsatz bei offenen Terrassenüber-
dachungen entwickelt und entspricht
dem Einsatzzweck. Die Dacheindeckung
besteht aus Stegplatten (PLEXIGLAS
®
Heatstop Opal S4P).
Die Terrassenüberdachung ruht auf
Aluminium Kastenprofil-Stützen. Die
Befestigung der Stützenfüße ist z.T. sta-
tisch unwirksam erfolgt, eine Stütze
wurde ganz ohne Befestigung auf die
Aus der Arbeit des Sachverständigen
Eine Terrassenüberdachung: „Wacklig bis gefährlich“
Wir setzen mit dem folgenden Beitrag unsere Fallanalysen aus der Arbeit eines Sachverständigen
mit einem Beitrag über die äußerst abenteuerliche Konstruktion einer Terrassenüberdachung fort.
Neben einer Reihe von Montagefehlern wurde auch hier wieder einmal deutlich, dass das Thema
„Schneeanwehungen“ wenig oder gar nicht beachtet wird. Neben den sachlichen Fehlern der
Konstruktion war in diesem Fall auch die nicht vorhandene Bereitschaft zur Kommunikation seitens
des errichtenden Betriebs von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Wir werden zukünftig in loser
Folge immer wieder auf das Thema „Aus der Arbeit eines Sachverständigen“ zurückkommen.
Brüstung gestellt und lässt sich leicht
verschieben (Abb. 3).
Die rechtsseitig gestellten vorderen
und hinteren Stützen liegen nicht in einer
Flucht und die gesamte Konstruktion
weicht ohne nachvollziehbarem Grund
von den Grundlinien der Terrasse erheb-
lich ab.
Durch den Kunden bemängelt wurde
weiterhin die Farbe der Konstruktion.
Vertraglich vereinbart war aluminium-
weiß (RAL 9006) geliefert wurde ver-
kehrsweiß (RAL 9016, siehe auch Abb. 4).
Fehleranalyse und Bewertung
Die Wandschiene ist für diesen Dach-
überstand nicht ausreichend tragfähig.
Hier fehlt ein zu berechnendes, tragfähi-
ges Profil als Auflage hinter der Wand-
schiene mit entsprechender Verschrau-
bung (Vorgabe von Schraubabständen
und Eigenschaften der Befestigungsmit-
tel).
Abb.1 Die Terrassenüberdachung im Obergeschoß wurde in die Ecke zwischen zwei rechtwinklig
zueinander stehenden Gebäudeteilen montiert.
Abb.2 Mangelhafte Befestigung: Der obere
Wandanschluss wurde an das Bestandsgebäude
mit einem Dübelabstand von 1,75m gedübelt.
Die Terrassenüberdachung hat einen seitlichen
Überstand von 1,40m.
Sachverständigenbüro Dr. Spenke (4)