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TECHNIK

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Fachbeitrag

22

FASSADE 2/2019

Schritt 5: Umsetzung

Architektur:

Dem Bauherrn wurden meh-

rere Varianten zur Entscheidung vorgestellt.

Dabei wurde die Architekturgestaltung mit

Hilfe von Computeranimationen illustriert

und die zu erwartenden Bau- und Lebens-

zykluskosten ebenso bewertet wie die Aus-

wirkungen der Baumaßnahme auf den lau-

fenden Gebäudebetrieb. Zum Tragen kam

schließlich nebenstehende Lösung (Bild 2).

Diese Variante betont die gestaltbildenden

Volumina des Gebäudes. Der Sockelbau wird

in seiner quaderförmigen Struktur durch ei-

ne umlaufende Metall-Lisene bestimmt. In

diesem Rahmen steht eine punktgehaltene

Glasfassade, abgesetzt durch eine deutliche

Schattenfuge. Der Turmaufbau erfährt eine

optische vertikale Streckung durch die Dop-

pelfassade mit großformatigen Glasschei-

ben. Die Fassade des Sockelbaus kann mit-

tels Medientechnik zu Präsentationszwecken

genutzt werden.

Energetische Modernisierung

bei laufendem Betrieb

Ganzheitliche Fassadenplanung in der Praxis (Teil 2)

Von Dipl.-Ing. Rudolf Evers

Technik:

Im Bereich des Hochhauses war

eine Zweite-Haut-Fassade vorgesehen, die

über neun Geschosse abgehängt wird. Die

Vertikallasten werden über Lisenen an ei-

nem horizontal liegenden Gitterträger

oberhalb des 12. Obergeschoss abgetra-

gen. Horizontallasten lassen sich über die

vorhandenen Konsolen der Wartungsbal-

kone direkt in die Geschossdecken einlei-

ten. Nachdem die äußere Fassade montiert

war, wurde vom witterungsgeschützten Fas-

sadenzwischenraum aus die raumabschlie-

ßende Fassade erneuert. Dazu wurde auf die

vorhandene Stahlkonstruktion eine neue

Aufsatzkonstruktion montiert und die-

se dann mit neuen festverglasten Fenstern

und gedämmten Fassadenpaneelen gefüllt.

Ebenfalls im Fassadenzwischenraum be-

finden sich nun die dezentralen Lüftungs-

und Klimageräte. Diese verfügen über eine

Lüftung mit Wärmerückgewinnung und die

Möglichkeit, die Zuluft nachzuheizen oder

zu kühlen.

In der Ausgabe 1/2019 der FASSADE wurde das Modernisierungskonzept für das Sparkassen-

Hochhaus in Ludwigshafen von der Ist-Analyse bis zur Konzeptauswahl beschrieben. In die-

sem zweiten Teil des Fachbeitrags wird die Umsetzung des gewählten Konzepts beleuchtet.

Darüber wird ein Vergleich des Zustands vor und nach der Modernisierung erläutert.

Heizung/Kühlung/Lüftung:

Das für die

Heizung/Kühlung/Lüftung gewählte Ge-

samtsystem ist dezentral, individuell regel-

bar und ermöglicht eine konsequente Wär-

merückgewinnung. Außerdem ist dieses für

eine flexible Medienführung von außen zu-

gänglich und verfügt über die Möglichkeit

der Lichtlenkung sowie der Sommer-/Win-

terschaltung.

Im

Winter

(Bild 3) funktioniert die Dop-

pelfassade als solarthermischer Kollektor.

Die äußere Fassade wird am oberen Ende

geschlossen, über Klappen am Fußpunkt

strömt Frischluft in den Fassadenzwischen-

raum, wo sie durch Sonneneinstrahlung

vorgewärmt wird. Die dezentralen Klimage-

räte saugen diese Luft an und heizen nach

Bedarf individuell nach. Verbrauchte Luft

aus dem Raum wird – nachdem sie über

den Plattenwärmetauscher im Klimagerät

Energie abgegeben hat – über parallel lau-

fende Fortluftleitungen abgeführt. Die Zu-

luft gelangt über den vorgewärmten Schei-

benzwischenraum ins Innere, während die

Abluft über den Kanal zum Dach abgeführt

wird.

Bild 1: Das Gebäude nach

der Modernisierung.

Bild 2: Die

gewählte

Fassaden­

lösung.

Fotos/Grafiken (6):

© Rudolf Evers