TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 2/2019
Schritt 5: Umsetzung
Architektur:
Dem Bauherrn wurden meh-
rere Varianten zur Entscheidung vorgestellt.
Dabei wurde die Architekturgestaltung mit
Hilfe von Computeranimationen illustriert
und die zu erwartenden Bau- und Lebens-
zykluskosten ebenso bewertet wie die Aus-
wirkungen der Baumaßnahme auf den lau-
fenden Gebäudebetrieb. Zum Tragen kam
schließlich nebenstehende Lösung (Bild 2).
Diese Variante betont die gestaltbildenden
Volumina des Gebäudes. Der Sockelbau wird
in seiner quaderförmigen Struktur durch ei-
ne umlaufende Metall-Lisene bestimmt. In
diesem Rahmen steht eine punktgehaltene
Glasfassade, abgesetzt durch eine deutliche
Schattenfuge. Der Turmaufbau erfährt eine
optische vertikale Streckung durch die Dop-
pelfassade mit großformatigen Glasschei-
ben. Die Fassade des Sockelbaus kann mit-
tels Medientechnik zu Präsentationszwecken
genutzt werden.
Energetische Modernisierung
bei laufendem Betrieb
Ganzheitliche Fassadenplanung in der Praxis (Teil 2)
Von Dipl.-Ing. Rudolf Evers
Technik:
Im Bereich des Hochhauses war
eine Zweite-Haut-Fassade vorgesehen, die
über neun Geschosse abgehängt wird. Die
Vertikallasten werden über Lisenen an ei-
nem horizontal liegenden Gitterträger
oberhalb des 12. Obergeschoss abgetra-
gen. Horizontallasten lassen sich über die
vorhandenen Konsolen der Wartungsbal-
kone direkt in die Geschossdecken einlei-
ten. Nachdem die äußere Fassade montiert
war, wurde vom witterungsgeschützten Fas-
sadenzwischenraum aus die raumabschlie-
ßende Fassade erneuert. Dazu wurde auf die
vorhandene Stahlkonstruktion eine neue
Aufsatzkonstruktion montiert und die-
se dann mit neuen festverglasten Fenstern
und gedämmten Fassadenpaneelen gefüllt.
Ebenfalls im Fassadenzwischenraum be-
finden sich nun die dezentralen Lüftungs-
und Klimageräte. Diese verfügen über eine
Lüftung mit Wärmerückgewinnung und die
Möglichkeit, die Zuluft nachzuheizen oder
zu kühlen.
In der Ausgabe 1/2019 der FASSADE wurde das Modernisierungskonzept für das Sparkassen-
Hochhaus in Ludwigshafen von der Ist-Analyse bis zur Konzeptauswahl beschrieben. In die-
sem zweiten Teil des Fachbeitrags wird die Umsetzung des gewählten Konzepts beleuchtet.
Darüber wird ein Vergleich des Zustands vor und nach der Modernisierung erläutert.
Heizung/Kühlung/Lüftung:
Das für die
Heizung/Kühlung/Lüftung gewählte Ge-
samtsystem ist dezentral, individuell regel-
bar und ermöglicht eine konsequente Wär-
merückgewinnung. Außerdem ist dieses für
eine flexible Medienführung von außen zu-
gänglich und verfügt über die Möglichkeit
der Lichtlenkung sowie der Sommer-/Win-
terschaltung.
Im
Winter
(Bild 3) funktioniert die Dop-
pelfassade als solarthermischer Kollektor.
Die äußere Fassade wird am oberen Ende
geschlossen, über Klappen am Fußpunkt
strömt Frischluft in den Fassadenzwischen-
raum, wo sie durch Sonneneinstrahlung
vorgewärmt wird. Die dezentralen Klimage-
räte saugen diese Luft an und heizen nach
Bedarf individuell nach. Verbrauchte Luft
aus dem Raum wird – nachdem sie über
den Plattenwärmetauscher im Klimagerät
Energie abgegeben hat – über parallel lau-
fende Fortluftleitungen abgeführt. Die Zu-
luft gelangt über den vorgewärmten Schei-
benzwischenraum ins Innere, während die
Abluft über den Kanal zum Dach abgeführt
wird.
Bild 1: Das Gebäude nach
der Modernisierung.
Bild 2: Die
gewählte
Fassaden
lösung.
Fotos/Grafiken (6):
© Rudolf Evers