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TECHNIK

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Fachbeitrag

23

FASSADE 2/2019

Im

Sommer

(Bild 4) wird die Luftführung

umgekehrt. Die unteren Klappen der äuße-

ren Fassade werden geschlossen, die Klap-

pen am Dachrand werden geöffnet. Durch

solare Einstrahlung entsteht in der Dop-

pelfassade der gewünschte Kamineffekt ei-

ner Abluftfassade, welcher verbrauchte Luft

aus dem Raum ansaugt. Frischluft wird über

den parallelen Luftkanal nachgeführt und

im Klimagerät nach Bedarf konditioniert.

So kann über die natürliche Thermik mit ei-

nem Minimum an zusätzlicher Ventilator-

leistung das Gebäude natürlich belüftet und

klimatisiert werden. Zur Optimierung der

solaren Erträge wurde in der vorhandenen

Technikzentrale im 12. Obergeschoss eine

Lüftungsanlage eingebaut, die temperatur-

gesteuert vormittags die Luft vom östlichen

in den westlichen Fassadenzwischenraum

und nachmittags in die Gegenrichtung

transportiert. Die Zuluft wird mit einem Ka-

nal über das Dach geführt, die Abluft ent-

weicht durch den Fassadenzwischenraum.

Im Ergebnis zeigt sich durch das gewähl-

te Lüftungskonzept eine Steigerung der

Behaglichkeit durch angenehme Oberflä-

chentemperatur und eine deutlich redu-

zierte Lärmbelastung durch die Klimatech-

nik. Es gibt keine Zugluft, da die Klimatisie-

rung weniger Luftmenge benötigt. Darüber

hinaus steigt der Komfort durch die Nutz-

barkeit von Tageslicht auch bei „geschlos-

senen“ Raffstoren. Nicht zuletzt sind tech-

nologische Nachrüstungen einfach über die

Wartungsbalkone möglich.

Ökologische und ökonomische Bilanz:

Durch das Lüftungstechnik-Konzept ist die

Reduktion des Primärenergiebedarfs von

115 kWh/m²a auf 41 kWh/m²a erreicht wor-

den. Alle Konstruktionen sind sortenrein re-

zyklierbar, da keine Verbundbaustoffe zum

Einsatz kommen. Nebenbei sei erwähnt,

dass die Aluminiumbleche der VHF in den

Gebäudeecken wiederverwendet werden

konnten. Diese wurden neu beschichtet und

nach Einbau der Wärmedämmung wieder-

verwendet. So konnten rund 7500 kg Alu-

minium eingespart werden.

Die wichtigsten Resultate liegen jedoch

in der ökonomischen Bilanz. Der End-

energiebedarf wurde durch Sanierung von

280 kWh/m² auf 75 kWh/m² gesenkt.

Schritt 6: Vergleich alt neu

Die obenstehende Grafik zeigt die Betriebs-

kosten vor und nach der Modernisierung.

Daraus ist zu erkennen: Die Betriebskosten

konnten von ca.

200000 auf ca.

60000

reduziert werden.

Durch das gewählte Modernisierungskon-

zept haben sich die Investitionskosten durch

die Einsparungen der Betriebskosten nach 13

Jahren amortisiert. Neben den Einsparungen

durch die Dämmung der Fassade und die ef-

fiziente Gebäudetechnik sorgen die reflek-

tierenden Sonnenschutzbehänge dafür, dass

Tageslicht tief in den Raum gespiegelt wird,

was zu einer Einsparung an Kunstlicht bei-

trägt. Nicht berücksichtigt wurde in der Kos-

tenbetrachtung die Steigerung der vermiet-

baren Fläche um 130 m². Dadurch, dass die

Klimageräte nicht mehr im Raum, sondern

im Fassadenzwischenraum untergebracht

sind, können die Abkofferungen der Brüs-

tungsverkleidung kleiner ausgebildet wer-

den, was entlang der gesamten Fassade zu

einem Flächengewinn von 30 cm führt.

Dipl.-Wirtsch.-Ing.

Rudolf Evers ist von

der IHK Offenbach

öffentlich bestell-

ter und vereidigter

Sachverständiger für Fenster und Fassaden aus

Metall und Mitglied im UBF – Unabhängige

Berater für Fassadentechnik e.V.

Objekttafel

Objekt:

Sparkasse Vorderpfalz (Ludwigshafen)

Generalplanung:

Dipl.- Wirtsch.- Ing. Rudolf Evers

Architektur:

Prof. Dr. Ing. Ulrich Knaack,

Dr. Ing. Thiemo Ebbert

Klimatechnik:

Dipl.- Ing. Gerhard Kuder

Statik:

Henning Manche

Bild 4: Zu- und Abluftführung im

Fassadenzwischenraum im Sommer.

Bild 3: Zu- und Abluftführung im

Fassadenzwischenraum im Winter.