TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 2/2019
Im
Sommer
(Bild 4) wird die Luftführung
umgekehrt. Die unteren Klappen der äuße-
ren Fassade werden geschlossen, die Klap-
pen am Dachrand werden geöffnet. Durch
solare Einstrahlung entsteht in der Dop-
pelfassade der gewünschte Kamineffekt ei-
ner Abluftfassade, welcher verbrauchte Luft
aus dem Raum ansaugt. Frischluft wird über
den parallelen Luftkanal nachgeführt und
im Klimagerät nach Bedarf konditioniert.
So kann über die natürliche Thermik mit ei-
nem Minimum an zusätzlicher Ventilator-
leistung das Gebäude natürlich belüftet und
klimatisiert werden. Zur Optimierung der
solaren Erträge wurde in der vorhandenen
Technikzentrale im 12. Obergeschoss eine
Lüftungsanlage eingebaut, die temperatur-
gesteuert vormittags die Luft vom östlichen
in den westlichen Fassadenzwischenraum
und nachmittags in die Gegenrichtung
transportiert. Die Zuluft wird mit einem Ka-
nal über das Dach geführt, die Abluft ent-
weicht durch den Fassadenzwischenraum.
Im Ergebnis zeigt sich durch das gewähl-
te Lüftungskonzept eine Steigerung der
Behaglichkeit durch angenehme Oberflä-
chentemperatur und eine deutlich redu-
zierte Lärmbelastung durch die Klimatech-
nik. Es gibt keine Zugluft, da die Klimatisie-
rung weniger Luftmenge benötigt. Darüber
hinaus steigt der Komfort durch die Nutz-
barkeit von Tageslicht auch bei „geschlos-
senen“ Raffstoren. Nicht zuletzt sind tech-
nologische Nachrüstungen einfach über die
Wartungsbalkone möglich.
Ökologische und ökonomische Bilanz:
Durch das Lüftungstechnik-Konzept ist die
Reduktion des Primärenergiebedarfs von
115 kWh/m²a auf 41 kWh/m²a erreicht wor-
den. Alle Konstruktionen sind sortenrein re-
zyklierbar, da keine Verbundbaustoffe zum
Einsatz kommen. Nebenbei sei erwähnt,
dass die Aluminiumbleche der VHF in den
Gebäudeecken wiederverwendet werden
konnten. Diese wurden neu beschichtet und
nach Einbau der Wärmedämmung wieder-
verwendet. So konnten rund 7500 kg Alu-
minium eingespart werden.
Die wichtigsten Resultate liegen jedoch
in der ökonomischen Bilanz. Der End-
energiebedarf wurde durch Sanierung von
280 kWh/m² auf 75 kWh/m² gesenkt.
Schritt 6: Vergleich alt neu
Die obenstehende Grafik zeigt die Betriebs-
kosten vor und nach der Modernisierung.
Daraus ist zu erkennen: Die Betriebskosten
konnten von ca.
€
200000 auf ca.
€
60000
reduziert werden.
Durch das gewählte Modernisierungskon-
zept haben sich die Investitionskosten durch
die Einsparungen der Betriebskosten nach 13
Jahren amortisiert. Neben den Einsparungen
durch die Dämmung der Fassade und die ef-
fiziente Gebäudetechnik sorgen die reflek-
tierenden Sonnenschutzbehänge dafür, dass
Tageslicht tief in den Raum gespiegelt wird,
was zu einer Einsparung an Kunstlicht bei-
trägt. Nicht berücksichtigt wurde in der Kos-
tenbetrachtung die Steigerung der vermiet-
baren Fläche um 130 m². Dadurch, dass die
Klimageräte nicht mehr im Raum, sondern
im Fassadenzwischenraum untergebracht
sind, können die Abkofferungen der Brüs-
tungsverkleidung kleiner ausgebildet wer-
den, was entlang der gesamten Fassade zu
einem Flächengewinn von 30 cm führt.
Dipl.-Wirtsch.-Ing.
Rudolf Evers ist von
der IHK Offenbach
öffentlich bestell-
ter und vereidigter
Sachverständiger für Fenster und Fassaden aus
Metall und Mitglied im UBF – Unabhängige
Berater für Fassadentechnik e.V.
Objekttafel
Objekt:
Sparkasse Vorderpfalz (Ludwigshafen)
Generalplanung:
Dipl.- Wirtsch.- Ing. Rudolf Evers
Architektur:
Prof. Dr. Ing. Ulrich Knaack,
Dr. Ing. Thiemo Ebbert
Klimatechnik:
Dipl.- Ing. Gerhard Kuder
Statik:
Henning Manche
Bild 4: Zu- und Abluftführung im
Fassadenzwischenraum im Sommer.
Bild 3: Zu- und Abluftführung im
Fassadenzwischenraum im Winter.