TECHNIK
|
Fachbeitrag
22
FASSADE 2/2017
Prüfstand-Tests an Sonderfassaden:
Qualitätssicherung von Anfang an
Von Dipl.-Ing. Elmar Jochheim
Zur Sicherstellung der Funktionalität von Systemfassaden wie auch von individuell
designten Objektfassaden / Sonderfassaden ist die Durchführung von Prüfstand-Tests seit
vielen Jahren erfolgreich geübte Praxis.
Die aktuelle Normung (siehe Infokasten
nächste Seite) beschreibt Prüf-Randbedin-
gungen und -Belastungs-Szenarien sowie
Mindest-Prüfbelastungen dazu. Dabei ste-
hen der Nachweis der Dichtheit der Fas-
sadenelemente selbst gegen Wasser-Ein-
tritt und -Durchtritt sowie Luft-Durchtritt
im Fokus. Des Weiteren wird in besonde-
ren Fällen – beispielsweise bei übergroßen
und/oder sehr schweren Öffnungselemen-
ten – zusätzlich deren mechanische Dau-
ergebrauchstauglichkeit getestet und nach-
gewiesen. Die Überprüfung von Element-
Kopplungsfugen und -Verschiebungen
bleibt weitgehend außen vor.
Die Markt-Entwicklungen der letzten Jah-
re im Objektgeschäft verschärfen die real zu
berücksichtigenden Aspekte bei der Kon
struktion von Sonderfassaden erheblich.
Rohbau-Konzepte mit deutlich erhöhten
Deckenverformungen führen zu erhebli-
chen horizontalen und vertikalen Relativ-
bewegungen zwischen den Elementen von
Vorhangfassaden, die aus unseren Erfah-
rungen bei Prüfstand-Tests – über die ge-
normten Prüfszenarien hinausgehend –
zu berücksichtigen sind. Dies kann durch
mehrteilige, mittels justierbarer Anker in
der Fassadenebene verschieblich angeord-
nete
Prüfmuster-Elementkombinationen
erfolgen, die dann zunächst im Nennmaß-
abstand und nachfolgend in den erwarteten
Extrem-Maßabständen (entsprechend den
minimalen und maximalen Elementfugen-
breiten) getestet werden.
Alternativ können kritische Konstruktions-
details wie zum Beispiel Kreuzstöße und
90°-Ecken auch an kleineren, justierba-
ren Muster-Segmenten mit umlaufenden
Faltenbalg-Anschlüssen zur Prüfstands-
Öffnung getestet werden. Dies ist vor al-
lem für Vor-Tests im Zuge der Konstruk-
tions-Entwicklung sehr hilfreich. In den
kritischen Konstruktionsbereichen können
dicht in die Profilflanken integrierte Plexi-
glas-Sichtfenster hilfreich zum Analysieren
von Wasser-Durchtritten sein. Des Weiteren
ist das Öffnen der Konstruktion nach dyna-
mischem Wassertest mit Maximalbelastung
angezeigt.
Dreidimensionale, komplexe Fassaden-
Geometrien liegen voll im Architektur-
Trend. Naturgemäß bergen die entspre-
chend komplexen Fassaden-Konstruktio-
nen erhöhte Undichtigkeits-Risiken. Diesen
Risiken kann mit frühzeitigen, zeitlich deut-
lich vor Produktionsbeginn der Fassaden
Teilansicht einer mehrteiligen Prüfmuster-
Elementkombination.
Test eines verschobenen Elementfugen-
Kreuzpunktes.
Sichtfenster in Profilflanke.
Öffnen der Konstruktion nach dem Test.
Detail-Untersuchung des Konstruktions-
Inneren nach dem Wasser-Test.
AMP (7)