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TECHNIK

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Fachbeitrag

20

FASSADE 2/2017

stanten Zuluftvolumenstroms vorgesehen.

Darüber hinaus beinhaltet das Lüftungs-

konzept zusätzliche Quellluftauslässe. Eine

Flächenkühlung erfolgt zusätzlich mittels

einer Betonkernaktivierung. Zum Nachweis

der Funktionsfähigkeit des Fassaden-/Lüf-

tungskonzeptes wurde an der „Versuchs-

einrichtung für energetische und raum-

klimatische Untersuchungen – VERU“ am

Standort Holzkirchen des Fraunhofer IBP

ein Versuchsraum mit einer Mock-up-Fas-

sade im Maßstab 1:1 eingerichtet und unter

realen Witterungsbedingungen messtech-

nisch untersucht (Abb. 3). Der Einbau er-

folgte in die Südfassade des Versuchsgebäu-

des (Abb. 4 und Abb. 5).

Herangehensweise

Die Untersuchungen am technischen

Mock-up adressierten die bestimmungs-

gemäße Funktion der Abluftfassade. Hier-

bei sollen folgende Fragestellungen geklärt

werden:

– Bestimmung der Wärmeentzugsleistung

der Abluftfassade.

– Findet eine Rückströmung der erwärm-

ten Luft aus dem Zwischenraum Screen/

Verglasung in den dahinterliegenden

Büroraum statt?

– Bildet sich eine homogene Kolbenströ-

mung (von oben nach unten) zwischen

Screen undVerglasung aus?

– Welche raumseitigen Oberflächentem-

peraturen stellen sich am Screen ein

und welche Auswirkung hat dies auf das

thermische Raumklima?

Bewertungen hinsichtlich des Kunstlicht-

bedarfs, der Tageslichtversorgung und des

Blendverhaltens waren in diesem Projekt

nicht Teil der Untersuchungen, können aber

in technischen Mock-up-Tests typischer-

weise mitbetrachtet werden.

Die Messungen an der Mock-up-Fassade

fanden vom Oktober 2013 bis einschließ­

lich Juni 2014 statt. Untersucht wurden

zwei unterschiedliche Verglasungsarten

sowie neun verschiedene Screenmuster.

Die dabei erzielten Messdaten sind für al-

le Planungsbeteiligten über einen gesicher-

ten Zugang zum Messwerterfassungssys-

tem Imedas einsehbar, das am Fraunhofer

IBP entwickelt wurde. Mit dieser Software

werden die Messdaten und die einzelnen

Regelungsparameter erfasst, über Web­

browser können beispielsweise der Zugriff

auf die Datenbank, Auswerteoberflächen

und Prozessvisualisierung aufgerufen wer-

den. Weiterhin stehen dem Planungsteam

Videos der durchgeführten Nebelversu-

che, die Thermogramme der raumseitigen

Screenoberfläche und die tabellarische Zu-

sammenfassung der Messergebnisse zur

Verfügung.

Ergebnisse

Das wesentliche Ziel der Untersuchungen

war die Validierung der Systemparame-

ter der Abluftfassade, um die gewünschte

Funktionalität – eine Reduzierung der

raumseitigen Kühllast – bestmöglich si-

cherzustellen. Hierzu wurde zunächst die

Spaltbreite des unteren Abluftschlitzes am

Doppelboden zwischen Screen und Ver-

glasung optimiert. Ein wichtiger Parameter

ist der freie Querschnitt des oberen Nach-

strömspaltes, durch den die Abluft des

Büroraumes in den Zwischenraum Screen/

Verglasung gesaugt wird. Ist dieser zu groß-

zügig dimensioniert, findet eine Rückströ-

mung der solar erwärmten Luft in den da-

hinterliegenden Büroraum statt, wodurch

sich im Kühlfall der Energiebedarf er-

höht. Im Rahmen der Messungen an un-

terschiedlichen Screen-Materialien zeigte

sich, dass bei einer zu starken Perforation

des Textilgewebes die Abluft nicht mehr wie

gewünscht über den oberen Nachström-

spalt angesaugt wird. Stattdessen strömt sie

bereits zu einem großen Anteil durch den

unteren Bereich des Textils nach. Hierdurch

kommt es ebenfalls zu einer Rückströmung

der erwärmten Luft aus dem oberen Teil

der Abluftfassade in den Büroraum. Wei-

tere Optimierungspotenziale zeigen sich

durch die Verwendung von Screen-Mate-

rialien mit einer raumseitigen low-E-Be-

schichtung. Hierdurch reduziert sich die

Wärmeabstrahlung des Sonnenschutzes an

den Büroraum, was sich positiv auf das fas-

sadennahe Raumklima auswirkt. Durch Va-

riationen beim Abluftvolumenstrom bzw.

des Screenabstandes zur Fassade kann eine

weitere Optimierung des Gesamtsystems

bezüglich der Luftströmung im Zwischen-

raum Screen/Verglasung durchgeführt wer-

den. Zum Abschluss der Untersuchungen

wurde die final ausgewählte Zusammen-

setzung (Abstände, Luftvolumenströme

und Screenmaterial) im Versuchsstand ein-

Abb. 4: Außenansicht des Mock-ups.

Abb. 5: Innenansicht Mock-up-Fassade bei

vollständig geschlossenem Sonnenschutz-

Screen, mit Temperaturmessbaum für die

Komfortbewertung

Fraunhofer IBP (4)