glas+rahmen
11.17
technik
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glas kann
ein hochgradig transparenter, aber auch
markanter Baustoff mit höchst individuellem Charak-
ter sein. Gussglas nimmt hier eine besondere Stellung
ein. Originäre Gestaltungsvarianten dieses Glases, et-
wa Textur, Durchsichtigkeit, Lichtstreuung und Lichtle-
nkung, können Gebäudehüllen Struktur und Rhythmus
verleihen. Im Interieurbereich wird dieses Potenzial zum
Beispiel für Badeinrichtungen, Raumteiler oder translu-
zente Glastrennwände seit jeher genutzt. Relativ neu ist
die Wiederentdeckung für die Fassade. Beeindrucken-
de internationale Beispiele schufen etwa Richard Rogers
mit Lloyd’s of London, Wiel Arets am Campus Hoogv-
liet in Rotterdam oder Treusch architecture ZT mit dem
Ars Electronia Center Linz. Gemeinsam ist diesen Pro-
jekten, dass die Ästhetik des Gussglases als gleichwer-
tiger funktionaler Parameter neben den bauphysikali-
schen und strahlungstechnischen Anforderungen aufge-
fasst wird. Denn die klassischen Eigenschaften wie Wär-
meschutz, Sonnenschutz oder Sicherheit lassen sich, wie
bei Floatglas, auch mit Gussglas erreichen, etwa mit SGG
Decorglass aus dem Designglassortiment von Saint-Go-
bain Glass.
Walzen kreieren Struktur
Bei der Herstellung von Gussglas wird die flüssige Glas-
masse zwischen zwei Walzen zu Flachglas geformt. Eine
oder beide der Walzen erhalten dabei vorab genau be-
stimmte Formen und Strukturen, die auf das Glas über-
tragen und dort als Muster eingeprägt werden. Gussglas
ist deshalb nicht klar durchsichtig, sondern abhängig
von den konkret gewählten Ornamenten und Texturen
mehr oder minder stark transluzent. Je nach Intensi-
tät der gewalzten Muster ergeben sich unterschiedliche
Sichtschutzfaktoren. Je höher der Faktor zwischen 1 und
10 liegt, desto weniger blickdicht ist die Scheibe. Sicht-
schutzfaktor 10 steht dementsprechend für eine kom-
plett durchsichtige Scheibe, bei Faktor 4 und niedriger
ist ein guter Sichtschutz gegeben, ohne dass die Licht-
durchlässigkeit zu stark eingeschränkt wird. Die Innen-
räume werden dabei gut mit Tageslicht versorgt, das zu-
dem auf eine spannende Art diffus und gestreut in den
Raum gelangt. Speziell nachts, bei eingeschalteter In-
nenbeleuchtung, lassen sich Gebäude mit Gussglas als
spannende Licht-skulpturen inszenieren.
geregelte Anwendung
Die Gussglaspalette SGG Decorglass bietet eine Vielzahl
von Designs, Mustern und Ornamenten in verschiede-
nen Dicken, meist zwischen vier und zehn Millimeter.
Bei entsprechenden Stückzahlen und ausreichendem
Zeitvorlauf können darüber hinaus auch völlig indivi-
duelle Glasstrukturen projektbezogen hergestellt wer-
Mit Gussglas gestalten
Gussglas erobert als Ornament- und Designglas zunehmend
seinen Platz in der Architektur zurück. Das blickdichte,
aber transluzente Glas eröffnet gerade an der Fassade Wege
zu unverwechselbaren Gebäudeansichten.
r. Die gesamte Fassa-
denverkleidung dieses
Wohn- und Geschäfts-
hauses besteht aus
emailliertem Gussglas.
l. In der Nahaufnahme
sind die struktruierten
Schindeln aus Gussglas
gut zu erkennen.
Dieses SGG Designglas
findet man großflächig
verbaut im Campus
Hoogvliet in Rotterdam.
Das Design wurde extra
für das Architekturbüro
Wiel Arets entwickelt.
Foto: © Christoph Seelbach Fotografie /
Saint-Gobain-Glass
Fotos: © rohl fotografie / Saint-Gobain Glass