glas+rahmen
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technik
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fassade
Nur geklebt
Im Rahmen eines Forschungsprojekts haben das Bauunternehmen
Ed. Züblin AG und die Kömmerling Chemische Fabrik GmbH mit
moderner Klebtechnologie Photovoltaikmodule ohne zusätzliche
mechanische Sicherung in eine Fassade integriert.
ab 2020 sollen alle neubauten
in den Mitglieds-
staaten der Europäischen Union so viel Energie erzeu-
gen, wie sie verbrauchen. Um die strengen EU-Richtli-
nien umzusetzen, sind Photovoltaikanlagen gefragt, da
sie gebäudenah erneuerbare Energie erzeugen und dabei
emissions-, lärm- und wartungsarm sind. Der Nachteil
bisheriger sogenannter Building Integrated Photovol-
taics (BiPV): Die Standardisierung der Elemente macht
eine individuelle Fassadengestaltung schwierig. Zudem
wirken Rahmen und mechanische Befestigungen her-
kömmlicher Module optisch störend. Aber es sind auch
ästhetisch ansprechende, maßgeschneiderte Lösungen
möglich: Am Züblin Gebäude Z3 in Stuttgart konnte
2017 imRahmen des EU-geförderten Forschungsprojek-
tes „Construct PV“ eine geklebte Photovoltaik-Fassade
mit Siebdruckmuster realisiert werden. Dank eines spe-
ziellen, lastabtragenden Klebstoffs von Kömmerling fü-
gen sich die Elemente ganz ohne mechanische Zusatz-
sicherung harmonisch in die Architektur ein. Die In-
stallation der Photovoltaik-Module an der Südfassade
des Z3 war der Höhepunkt des Projekts „Construct PV“,
das bereits 2013 initiiert, und von der Ed. Züblin AG ko-
ordiniert wurde. Ziel war es, beispielhafte Anwendun-
gen effizienter und kostengünstiger gebäudeintegrierter
Photovoltaik für opake Flächen in der Gebäudehülle zu
entwickeln. Das niederländische Architekturbüro UN-
Studio entwarf dazu zunächst eine Musterfassade, mit
bereits bestehenden Möglichkeiten der Gebäudeinteg-
ration. Eine der gezeigten Fassadentypen stellte die vor-
gehängte hinterlüftete Fassade dar – wie die des Büroge-
bäudes Z3 auf dem Züblin-Campus in Stuttgart.
Keine zusätzlichen Befestigungen
Das Z3 wurde 2012 nach Plänen von MHM architects
aus Wien fertiggestellt. Als Niedrigstenergie-Gebäude
ist es mit einemDGNB-Zertifikat in Gold ausgezeichnet.
Charakteristisch für den Bau sind die vor- und zurück-
springenden 18 Meter hohen Lisenen aus brettschicht-
verleimtem, unbehandeltem Lärchenholz, die zur Ver-
schattung beitragen. Sie stehen im Kontrast zu dazwi-
schen liegenden, dunkel wirkenden Fassadenstreifen,
bei denen sich Fenster und graphitgraue Glasbrüstun-
gen abwechseln. Die Brüstungen aus ESG-Scheiben wur-
den nach dem Structural-Glazing-Prinzip lastabtragend
geklebt. Im Rahmen von Construct PV wurden sie auf
der Südfassade gegen Glas-Glas-Photovoltaik-Module
ausgetauscht – ebenfalls ganz ohne zusätzliche mecha-
nische Befestigung.
r.: Das Züblin-Büroge-
bäude Z3 wurde 2012
nach Plänen von MHM
architects aus Wien
fertiggestellt. Seit 2017
werden an der Süd
fassade lastabtragende
Verklebungen von
PV-Modulen getestet.
l.: Um die siebbedruck-
ten PV-Module nur über
eine Verklebung ohne
zusätzliche mechanische
Befestigung über
acht Metern Einbauhöhe
montieren zu dürfen,
war eine Zustimmung
im Einzelfall notwendig.
Kömmerling unter
stützte beim Genehmi-
gungsverfahren.
Fotos: © Ed. Züblin AG
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