GLAS+RAHMEN
01.19
TECHNIK
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technik
funktionsgläser
Prüfverfahren für Vakuum-Isolierglas
Das ift Rosenheim hat ein Verfahren entwickelt, um die Leistungsfähigkeit und
Dauerhaftigkeit von Vakuum-isoliergläsern zu prüfen. Im folgenden Beitrag, dem
ein Fachvortrag der Rosenheimer Fenstertage zugrunde liegt, erörtern Karin Lieb
und Konrad Huber vom ift den aktuellen Stand der Dinge und das Prüfverfahren.
am anfang des Jahrtausends
sah es ein paar Jahre lang so
aus, als ob Vakuum-Isolierglas (VIG) das kommende Produkt wer-
den könnte. Nach intensiven Bemühungen der Maschinenherstel-
ler zusammen mit einigen Forschungsstellen in den Jahren von ca.
2005 bis 2014 wurde das Thema in Europa ein wenig an den Rand
gedrängt. Wie aus Bild 1 ersichtlich, hat sich die Weiterentwicklung
des Isolierglases in den letzten 20 Jahren auf eine Modifikation des
Produkts Dreifach-Isolierglas beschränkt. An welchen Stellschrau-
ben wurde gedreht?
- Die Beschichtungen wurden hinsichtlich ihrer
lichttechnischen Daten verbessert.
- Es wurden zwei anstatt eine Low-E-Beschichtungen eingesetzt.
- Die Randverbundsysteme, vor allem die Abstandhalter,
wurden thermisch optimiert.
- Schwergase wurden durch den Einsatz von Einfachscheiben
mit Verbundfolien ersetzt, um den Schalldämmwert und die
Umweltverträglichkeit zu verbessern.
Da hier ein physikalisch gesetztes Ende der Optimierungsmöglichkei-
ten absehbar ist, erinnerte man sich an die Möglichkeit, die schon in
alten Patenten beschrieben ist: den Luft-/Gaszwischenraum durch ein
Vakuum zu ersetzen. Anlässlich der Rosenheimer Fenstertage 2009
berichtete Dr.-Ing. Siegfried Glaser unter dem Titel „Vakuumisolier-
glas – Eine Alternative zumDreifachglas? Stand der Entwicklung und
der Verfügbarkeit“ [1] zu den öffentlich geförderten Forschungsbe-
richten (BMWi) zur Entwicklung der Maschinentechnik [2] und zur
für das Produkt VIG erforderlichen Modifikation von Fensterkon-
struktionen [3]. Damals war eine Produkteinführung in Europa für
2011 geplant. In den Jahren 2010, 2012 und 2014 wurden auf der Mes-
se glasstec immer wieder Produkte gezeigt, zuletzt maximal im For-
mat einer Fenstertür. Zu einer planmäßigen Verfügbarkeit in größe-
remUmfang in Europa ist es bis heute nicht gekommen. Da keine An-
forderungen von Seiten der Glashersteller bestanden, wurden auch
Regeln zur Bewertung als Bauprodukt nicht weiter verfolgt oder for-
ciert. 2014/2015 befasste sich die TUWien zusammenmit der Holzfor-
schung Austria mit der Aufgabenstellung „Implikationen des Einsat-
zes von Vakuumgläsern in der (speziell erhaltungsfokussierten) Ge-
bäudesanierung“ im Projekt VIG-SYS-reno [4] und nachfolgend im
Projekt MOTIVE [5] mit der Konstruktion von geeigneten Fenster-
systemen für VIG. Die Dauerhaftigkeit des Produkts VIG wurde auch
hier nicht systematisch untersucht.
Regelsetzung
Die bekannten europäischen Regelwerke zur Beurteilung der Dau-
erhaftigkeit von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) in der Normenrei-
he EN 129 schließen das Produkt Vakuum-Isolierglas in ihren neu-
en Fassungen explizit aus. Dies ist aufgrund der Tatsache, dass die
Randlasten in MIG hauptsächlich durch das eingeschlossene Gas-
volumen bestimmt werden, sicher sinnvoll. Allerdings ist das Pro-
dukt VIG später zur Verwendung in Fenstern und Fassaden densel-
Grafik: © ift Rosenheim
Bild 1: Entwicklung
von Mehrscheiben-
Isolierglas und
Fensterkonstruktionen
der letzten 30 Jahre.