glas+rahmen
01.19
technik
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technik
funktionsgläser
Das Mock-Up wurde anschließend ausgiebig
auf Herz undNieren geprüft. Bild 1 zeigt sche-
matisch den Projektablauf.
Konstruktionsansätze
Konkret wurden sieben unterschiedliche Ty-
pen entwickelt und in Form von Handmus-
tern und/oder Prototypen sowie einem voll
funktionstüchtigen Mock-Up umgesetzt.
Typ A, (nach) innen öffnendes Fenster
Typ B, (nach) außen öffnendes Fenster (Bild 2)
Typ C, Schwing-Klappfenster (Bild 3)
Typ D, Vertikal-Schiebefenster (Bild 4)
Typ E, seitliches Dreh-Schwenkfenster (Bild 5)
Typ F, Magnetdichtungsfenster
Typ G, variables 4-seit Abstell-Fenster
Jedes der entwickelten Fenster verfügt über
spezifische Eigenschaften, die mit Hilfe ei-
ner SWOT-Analyse (Stärken/Schwächen –
Chancen/Risiken) bewertet wurden. Die Er-
gebnisse aus diesem Sondierungsprojekt zei-
gen, dass die Spezifika von Vakuumglas wie
zum Beispiel U
g
-Werte von 0,58 W/(m
2
K)
bei extrem dünner Gesamtglasdicke (in der
Regel 8 bis 10 mm), das damit verbundene
geringe Gewicht und der in Folge des ther-
mischen Schwachpunktes „Randverbund“
erforderliche große Glaseinstand eine spe-
zielle konstruktive Gestaltung und Detailie-
rung erforderlich machen.
Gerade diese Notwendigkeit und die da-
mit verbundenen Herausforderungen eröff-
nen aber gleichzeitig auch die Möglichkeit,
neue Zugänge zumThema Fenster zu finden.
So konnten mutige Öffnungsarten realisiert,
geänderte Bedienkonzepte entwickelt, ext-
rem schlanke Profilquerschnitte umgesetzt
und Fenster, bei denen die Lichte der Innen-
leibung jener der Stock-, Flügel- und Glas-
lichte entspricht, entwickelt werden. Sol-
che Entwicklungen werden sowohl bei End-
nutzern als auch bei Planern entsprechende
Akzeptanz finden. Betrachtet man parallel
die immer strenger werdenden thermischen
Vorgaben für Gebäudehüllen, so ergibt sich
eine zweifacheWin-Win-Situation durch die
beschriebenen Entwicklungen.
Schlussfolgerungen
Basierend auf den Resultaten dieser Sondie-
rungsstudie kann zusammenfassend folgen-
des festgehalten werden:
- Mit den Vakuumgläsern können sehr
schlanke Konstruktionen mit guter Gesamt-
energieperformance (Passivhausstandard)
erstellt werden. Der Hauptknackpunkt be-
steht darin, die Wärmelängsleitung im Glas
und die damit verbundene Wärmebrücken-
wirkung durch entsprechende Rahmenkon-
struktionen und große Glaseinstände abzu-
fangen. Die gezeigten Entwürfe zeigen hier
gute Ergebnisse und können als Design-Gui-
deline für weitere Entwicklungen dienen.
- Die Schlankheit der Profile lässt sich bis auf
Profilquerschnitte von alten Kastenfenstern
reduzieren, wobei dabei immer noch die sta-
tischen und thermischen Anforderungen,
unterstützt durch das dünne und tragfähige
Vakuumglas, erfüllt werden können.
- Die deutlich schlankeren Fenster ergeben
bei gleichem Stockaußenmaß eine größere
Glaslichte und damit auch einen höheren
Licht- und Energieeintrag. Außerdem ergibt
sich durch die Schlankheit der Bauteile ei-
ne größere Bewegungsfreiheit architektoni-
scher Planungen im Bereich der Fensterni-
sche. Dem Thema Beschattung ist weiterhin
besonderes Augenmerk zu schenken.
- Öffnungs- und Bewegungsrichtungen, die
von dem gewohnten mitteleuropäischen
Fenster abweichen, sind hinsichtlich Inno-
vationsgrad oftmals etwas bereits Dagewe-
senes, was sich aus verschiedenen (techni-
schen) Gründen nicht durchgesetzt hat. Die
Vakuumglastechnologie bietet aber Chan-
Bild 2: Typ B:
nach außen
öffnendes Fenster
Bild 3: Bewegungsstudie des
Schwing-Klappfensters, das
zuerst leicht angehoben wird
und erst dann die
Schwing-Klappbewegung zeigt.
Fotos: © Holzforschung Austria