Branche
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RTS-Magazin 4/2019
Es erinnert an den Wettlauf der
Autoknacker mit der Automo-
bilindustrie: Die kriminelle Kre-
ativität der Hacker auf der einen
Seite und die geballte Expertise
der Cyber-Sicherheitsindustrie
auf der anderen. Mal haben die
einen die Nase vorn, mal die an-
deren. Fakt ist, wenn etwas pas-
siert, wird es schnell ungemüt-
lich und meist sehr teuer. Was
also tun? Signal Iduna-Experte
Dr. Andreas Reinhold erklärt
im Gespräch mit dem RTS Ma-
gazin, wie Handwerksbetriebe
vorbeugen können.
RTS: Herr Reinhold, die Gefähr-
dungslage für Hacker-Angriffe
hat sich nach Angaben des
Bundesamtes für Sicherheit in
der Informationstechnik (BSI)
weiter verschärft – betrifft das
auch kleinere und mittlere Be-
triebe?
Dr. Andreas Reinhold: Leider ja!
Es ist schon paradox: Kleine und
mittlere Betriebe neigen dazu,
die Gefahr zu unterschätzen. Sie
halten sich für zu unbedeutend
und sind durch ihre Sorglosig-
keit noch stärker gefährdet. Wie
das BSI beobachtet, wurde jede
dritte mittelständische Firma
bereits Opfer von Cyber-Krimi-
nellen. Mehr als zehn Prozent
davon sogar mehrfach.
RTS: Und wie soll eine Versi-
cherung vor Internet-Angriffen
schützen?
Dr. Andreas Reinhold: Wir kön-
nen den Hackern zwar nicht das
Handwerk legen. Aber zusam-
men mit unserem Kooperati-
onspartner, Perseus Technolo-
gie GmbH, können wir Firmen
dabei unterstützen, es digitalen
Eindringlingen so schwer wie
möglich zu machen. Schluss-
endlich stehen wir natürlich für
die finanziellen Folgen eines
Cyber-Schadens ein. Denn die
Kosten sind kein Pappenstiel.
RTS: Wie teuer ist sowas denn?
Dr. Andreas Reinhold: Im
Schnitt müssen kleine und mitt-
lere Betriebe nach Cyber-At-
tacken von einem Schaden in
der Größenordnung von 10 000
„Unser Augenmerk liegt auf aktiver Schadensbegrenzung“
Euro aufwärts bis zu mehreren
10 000 Euro ausgehen.
RTS: Und sind Cyber-Versi-
cherung denn auch für einen
kleinen Handwerksbetrieb er-
schwinglich, sprich was kostet
so ein Schutzpaket?
Dr. Andreas Reinhold: Das rich-
tet sich nach der Größenord-
nung des Betriebes. Monatlich
gerechnet beginnt der Schutz bei
uns für kleine Betriebe bei 20,73
Euro. Mit der Perseus-Clubmit-
gliedschaft bekommt der Kunde
nochmal einen Rabatt von 10
Prozent auf die Versicherung. Für
die Clubmitgliedschaft sollten pro
Monat 24,00 Euro zurückgelegt
werden, alles inklusive Steuern.
RTS: Sie haben zusammen mit
Perseus den digitalen Schutz-
schild auf den Markt gebracht.
Was steckt da alles drin?
Dr. Andreas Reinhold: Der
Schutzschild umfasst drei Kom-
ponenten: Vorkehrungen zur IT-
Sicherheit, also Prävention, so-
wie
Erste-Hilfe-Maßnahmen
und natürlich den Cyber-Versi-
cherungsschutz. Wir warten also
nicht teilnahmslos ab, bis das
Kind in den Brunnen gefallen,
sprich Ihr Betrieb lahmgelegt ist
und bezahlen dann die Rech-
nung. Unser Augenmerk liegt
auf aktiver Schadensbegrenzung.
Damit ist unseren Kunden am
meisten geholfen. Wenn erstmal
alle Räder stillstehen, weil ein
Hacker Lösegeld verlangt, dann
ist Gefahr imVerzug. Dann muss
gehandelt werden und zwar rou-
tiniert. Dazu braucht es schnel-
len Zugriff auf die nötigen Ex-
perten.
RTS: Sie setzen aber doch schon
an bevor etwas passiert?
Dr. Andreas Reinhold: Genau.
Stellt ein Betrieb beispielsweise
Auffälligkeiten in seiner IT oder
auf seiner Webseite fest, kann er
sich an eine 24-Stunden-Hotline
wenden, die eine Art Erste-Hilfe
am Telefon anbietet. In 70 Pro-
zent der Fälle ist das Problem da-
mit behoben.
RTS: Und wenn nicht?
Dr. Andreas Reinhold: Wenn die
ambulante Hilfe nicht ausreicht,
helfen unsere Dienstleister vor
Ort weiter.
RTS: Und wann und was zahlt
die Versicherung?
Dr. Andreas Reinhold: Der Cy-
ber-Schutz zahlt unter anderem
die Kosten für die Fachleute, die
den Schaden beurteilen und be-
heben, sogenannte Forensiker.
Die sind nicht gerade preiswert.
Die Versicherung deckt auch
Schäden ab, die durch Fahrläs-
sigkeit zum Beispiel von Mit-
arbeitern entstehen, etwa beim
Öffnen eines verseuchten An-
hangs in einer E-Mail. Das sind
sogenannte Vermögensschäden,
die decken wir auch infolge von
Datendiebstahl, -manipulation
oder Cyberspionage. Ebenfalls
versichert sind die Kosten für
Rechtsberatung und Krisenma-
nagement, um den guten Ruf
der Firma zu retten. Darüber hi-
naus sind die Kosten für einen
Betriebsstillstand optional versi-
cherbar. Das Paket ist so vielsei-
tig wie das Bedrohungsszena-
rio. Im Kern deckt es sowohl die
dem Betrieb selbst entstande-
nen Schäden ab als auch even-
tuelle Schadenersatzansprüche
Dritter, etwa von Geschäftspart-
nern.
RTS: Wo drückt der
Schuh denn noch?
Dr. Andreas Reinhold: Tja, die
meisten denken bei Hackeran-
griffen an den bösen Unbekann-
ten im Kapuzenpulli. Das ist lei-
der auch so ein Irrglaube. Viel
häufiger stecken unachtsame
oder rachsüchtige Mitarbeiter
und Ex-Mitarbeiter dahinter.
RTS: Dagegen kann man
wenig tun, oder?
Dr. Andreas Reinhold: Ein gu-
tes Betriebsklima ist schon von
Vorteil. Das A und O ist Aufklä-
rung und Sensibilisierung. Der
Perseus Cyber Security Club
(PCSC) bietet Betrieben Mitar-
beiterschulungen an. Das ist ein
ganz entscheidender Baustein
zur Cyber-Sicherheit. Club-Mit-
glieder erhalten einen Beitrags-
nachlass auf die Versicherung
und umgekehrt.
RTS: Herr Dr. Reinhold, vielen
Dank für das Gespräch!
www.signal-iduna.deDr. Andreas Reinhold ist bei der Versicherungsgruppe als Bereichsleiter unter
anderem für modernen Cyber-Versicherungsschutz zuständig.
Foto: © Signal Iduna