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Technik

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RTS-Magazin 1/2017

Im Bereich von Fassaden und Dachober-

lichtern herrschte bezüglich deren tages-

lichttechnischen Auswirkungen auf das

Gebäude lange Zeit Planungsunsicher-

heit. Es fehlten Systemdaten und geeignete

Planungs- und Beratungssoftware. Dies

führt zu planerischen Fehlentscheidungen

und Potentiale der Fassadentechnik wer-

den nicht im möglichen Umfang genutzt.

Basierend auf den Ergebnissen eines Ver-

bund-Forschungsvorhabens wird nun Pla-

nern die Möglichkeit gegeben werden, die

Tageslichtnutzung über lichtdurchlässige

Fassadensysteme physikalisch richtig und

einfach anwendbar mit Hilfe der Software

DiaLux Evo zu planen. Eine entsprechende

Datenschnittstelle ermöglicht die Berech-

nung auch für andere Programme. Fassa-

densysteme und Dachoberlichter werden in

einem weiterentwickelten Goniophotome-

ter lichttechnisch vermessen. Auf den Mess-

daten arbeitende Algorithmen ermöglichen

eine Berechnung des Tageslichts in Menge

und Richtung im Innenraum in Abhängig-

keit der Außenbeleuchtung. Die Messdaten

bilden auch die Grundlage für die Erstel-

lung von elektronischen Produktkatalogen,

in denen Hersteller ihre Fassadensysteme

oder Dachoberlichter mit den relevanten

technischen und marketingbezogenen In-

formationen für den Planer hinterlegen

können (vgl. Leuchtenbranche). Die Licht-

planungssoftware DiaLux Evo ermöglicht

damit die richtige Berechnung des verfüg-

baren Tageslichts. Unterschiedliche System­

ausführungen können direkt miteinander

verglichen und optimiert werden. Basierend

auf den Ergebnissen der Tageslichtplanung

kann eine ergänzende Kunstlicht-

planung durchgeführt werden, die

energetisch optimal auf die vor-

handene Architektur abgestimmt

ist.

Die wesentliche regenerative

Energiequelle zur Senkung der

Energieverbräuche für Beleuch-

tung stellt das Tageslicht dar. Welt-

weit entfallen circa 19 Prozent des

gesamten Stromverbrauchs auf

den Betrieb von Beleuchtungsan-

lagen. Im Gebäudebereich, der in

Deutschland für ca. 40 Prozent des

Gesamtenergieverbrauchs verant-

wortlich zeichnet, kann die Be-

leuchtung bei Nichtwohnbauten

ohne Weiteres 30 Prozent des Pri-

märenergiebedarfs von Gebäuden

ausmachen. Der Fassadentechnik kommt

hierbei hinsichtlich einer gesamtenerge-

tisch effizienten und biologisch wirksamen

Lichtversorgung von Innenräumen eine

maßgebliche Bedeutung zu. Im Bereich der

Lichttechnik von Fassaden herrschte aller-

dings lange Zeit Planungsunsicherheit. Es

fehlen Fassadensystemdaten und geeignete

Beratungssoftware. Dies führt zu planeri-

schen Fehlentscheidungen. Potentiale der

Fassadentechnik werden nicht genutzt.

Das von der Deutschen Bundesstif-

tung Umwelt (DBU) geförderte Verbund-

Forschungsvorhaben von Fraunhofer IBP,

DIAL, Hochschule Rosenheim, Ratec Licht

in Zusammenarbeit mit sechs Herstellern

von Fassadensystemen und Dachoberlich-

tern setzte, wie in Abbildung 1 dargestellt,

hier an [1].

Für die Planerschaft werden kostenfreie,

einfache – aber umfassende – Berechnungs-

und damit Analyse- und Optimierungs-

möglichkeiten für die objektbezogene Fas-

sadenplanung zur Verfügung gestellt. Die

drei unterschiedlichen Forschungs- und

Entwicklungsschwerpunkte Messtechnik,

Algorithmik und Workflows und

Bedienkonzepte werden hierzu in

einem neuartigen Planungspro-

zess für Fassaden integriert.

Konkret wurden die Projekt-

schwerpunkte in der Erhebung

von Systemdaten, der Entwick-

lung von Berechnungsalgorith-

men inklusive offener Daten-

strukturen und Integration der-

selben in die frei verfügbare Licht-

planungssoftware DiaLux mit ei-

ner weltweiten Verbreitung von

etwa 500000 Anwendern, der

Modellierung und Implementa-

tion planungspraktischer Work-

flows, der Entwicklung von Da-

tenbankkomponenten und Daten

Management Tools sowie der Vali-

Qualitative und quantitative

tageslichttechnische Fassadenplanung

Workflow und

Bedienoberflächen

Praxisorientierte Workflows

Grafische Bedienoberfläche

Systemauswahl- und Ausgabedialoge

Validierung,

Qualitätssicherung

„Intermodell Comparison“

Vergleich mit Referenzdatensätzen

Plausibilisierungen

Datenformate und

Schnittstellen

Formate

Schnittstellen

Algorithmen

Fassadentechnischer Algorithmus

Lichtausbreitung in Gebäudestrukturen

Messtechnik

Erweiterung Goniophotometer

Vermessung repräsentativer,

lichtdurchlässiger Fassadenkomponenten

Abbildung 1: Durch entsprechende Messtechnik, Datenbanken und Berechnungssoftware werden

lichtdurchlässige Fassadensysteme bewertbar.

Abbildung 2: Eine Übersicht über die Teilprojekte.

Fraunhofer-Institut (19)