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Lift

journal 6/2018

Perspektiven /

Perspectives

Aufzugsicherheit:

Die wichtigsten Regeln für Betreiber

Wer sichalsBetreiber (oderauchneudeutsch

„Arbeitgeber“)mit der Sicherheit seiner Auf-

zuganlage auseinandersetzt, findet viele

Richtlinien, Normen und Vorschriften – lei-

der oft schwerverständlich formuliert. Ein

Aufzugexperte fasst die wichtigsten Regeln

für Betreiber zusammen.

Es gibt Richtlinien, Normen und Vor-

schriften für die Aufzugssicherheit in allen

möglichen Varianten – meistens in einer

sehr technischen Sprache verfasst. Den

meisten Betreibern bringt dies aber nicht

viel. Praktische Beispiele aus verschieden

Szenarien fehlen und die Zeit, sich in die

komplizierte Materie einzuarbeiten auch.

Fest steht jedoch – ohne Wenn und Aber:

Betreiber (Arbeitgeber) müssen sicher-

stellen, dass die Aufzuganlage bestim-

mungsgemäß betrieben und benutzt wird.

Das bedeutet im Klartext: Sie sind dafür

verantwortlich, die Aufzuganlage sicher

zu betreiben.

Dafür sollten sie vor allem diese vier Bau-

steine kennen: Wartung, Notruf, ZÜS (Zu-

gelassene Überwachungsstelle)-Prüfungen

und Aufzugwärter. Wer sich um diese

Bausteine kümmert, dürfte rechtlich auf der

sicheren Seite stehen. Dazu kommen noch

möglicherweise eine Gefährdungsbeurtei-

lung und/oder ein aktueller Notfallplan.

Zusammengefasst brauchen Betreiber ne-

ben einem bestehenden Wartungsvertrag:

– Eine aktuelle Gefährdungsbeurteilung

der Aufzuganlage. Sie kann von einem

neutraler Fachplaner, derWartungsfirma

oder einer ZÜS (Dekra,TÜV, GTÜ, etc.)

durchgeführt werden.

– Sollten Abweichungen zum Stand der

Technik festgestellt werden, besprechen

Betreiber diese am besten mit einem

unabhängigen Fachplaner oder Berater.

– Eine Notrufaufschaltung – am besten

von der gleichen Firma, die dieWartung

durchführt. Achten Sie darauf, dass der

Vertrag für den Notruf und dieWartung

möglichst von der gleichen Firma sind

und die gleiche Laufzeit haben. Die

Nachrüstung eines Notrufs ist übrigens

bis Ende 2020 Pflicht.

– Einen aktuellen und anlagenspezifischen

Notfallplan. Stimmen zum Beispiel die

Telefonnummern vom Hausmeister,

Notdienst, etc. noch?

– Eine regelmäßige Begehung und Do-

kumentation durch eine Beauftragte

Person (so heißt der Aufzugwärter heu-

te). EineVorlage für die Dokumentation

kann man oft bei der ZÜS herunterla-

den.Auch dieWartungsfirmen und jede

professionelle Aufzugsberatungsfirma

bieten sie kostenlos an.

– Die Durchführung der Haupt- und

Zwischenprüfungen durch eine ZÜS.

Betreiber sollten darauf achten, dass

eine aktuelle Prüfplakette am Aufzug

angebracht wird.

– Wichtig ist die Bildung von Rücklagen

für Instandhaltungen. Die Höhe hängt

vom Alter des Aufzugs und der Bean-

spruchung der Anlage ab.

– Ein ganz wichtiges Thema ist der Zu-

gang zur Anlage. Häufig haben selbst

die Hausmeister oder Hausverwaltung

keinen Zugang zum Maschinenraum.

Betreiber sollten dafür sorgen, dass sie

einen Zugangsschlüssel zu ihrem eige-

nen Maschinenraum besitzen.

– Im Gegenzug sollte darauf geachtet

werden, dass nur befugte Personen Zu-

gang haben. Hin und wieder steht ein

Maschinenraum offen oder der Schlüs-

sel befindet sich in Griffweite. Das ist

gefährlich! Was ist, wenn sich ein Kind

in denMaschinenraum verirrt und in die

Maschine greift?

– Wichtig sind auch Kleinigkeiten: Ist

ein passender Notbefreiungsschlüssel

der Schachttüren vor Ort hinterlegt

und erreichbar? Existiert eine aktuelle

Notbefreiungsanleitung?

– Es ist kaum zu glauben, was in den

Jahrzehnten des Betriebs an einer Auf-

zuganlage alles verloren gehen kann,

vergilbt oder weggeschmissen wird oder

dazukommt. Gar nicht so selten wird

der Maschinenraum zumLagerraum für

Fahrräder, Matratzen oder auch Aqua-

rien ... Betreiber sollten darauf achten,

dass gerade bei Maschinenräumen mit

Fenster die Unterlagen gut verschlossen

sind.

– Und ganz wichtig: Betreiber sollten ihre

Mitarbeiter und Aufzugswärter regel-

mäßig an der Aufzuganlage schulen.

Die Wartungsfirma wird dabei gerne

behilflich sein.

Wer diese Bausteine beachtet, sollte auf der

sicheren Seite stehen. Natürlich helfen bei

Unsicherheiten auch alle Dienstleister rund

um den Aufzug weiter.

Hendrik Hesse

Der Autor ist Fachplaner und Inhaber der

Aufzugsberatung Hesse in Karlsruhe

www.

aufzugsberatung-karlsruhe.de

Foto:

© kadmy/123RF

Beteiber sollten vor allem vier Bausteine kennen ...