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Sonnenschutz an der Fassade
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FASSADE 2/2019
Ende der 1990er Jahre wurde das Therapie-
zentrum nach neuesten Sicherheitsanforde-
rungen modernisiert und im Jahr 2008 er-
weitert. Federführend war in beiden Fällen
das Büro Plassmann + Plassmann-Architek-
ten, das auf die Umrüstung und den Neu-
bau von forensischen Einrichtungen spezia-
lisiert ist und auch den patentierten Sonder-
aufbau der Hochsicherheitsfenstersysteme
entwickelte. Alle Fenster sind zudem elek-
tronisch verriegelt und können nur vom Si-
cherheitspersonal bedient werden. Im Jahr
2017 entschied sich das Land zur Umrüs-
Auf Nummer sicher
Ausbruchsichere Gläser und Sonnenschutz für eine Forensische Psychiatrie
Als technisch und logistisch höchst anspruchsvolle Aufgabe erwies sich der Einbau
neuer ausbruchsicherer Gläser mit Alarmfunktion und Isolette-Sonnenschutz im LWL-
Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg. Dort, wo schwerpunktmäßig
suchtkranke Straftäter behandelt werden, genießt Sicherheit beim Betrieb der
Einrichtung sowohl im als auch um das Gebäude höchste Priorität.
tung der Verglasungen auf den neuesten Si-
cherheitsstand der Technik. In den neuen
Fenstern, von denen 67 mit Isoletten aus-
gestattet wurden, erfüllt der Aufbau aus
P6B und P8B ausbruchsicheren Verbundsi-
cherheitsgläsern mit selbsttragendem und
durchschlagsicherem Sentryglass-Verbund
und SGG Securit Alarmgläsern für VdS-ge-
prüfte Meldeanlagen der Klasse C alle Si-
cherheitsanforderungen.
Patentiertes Verbundverfahren
Der digitale 24V-Isolette-Sonnenschutz
mit selbstreferenzierendem Antrieb als Ja-
lousie im Isolierglaszwischenraum neues-
ter Generation sorgt in Kombination mit
Wärmeschutzisolierglas mit verbessertem
Wärmedämmwert für Klimakomfort. Die
Gesamtdicke der Gläser beträgt bis zu 64
Millimeter. Das P8B-Verbundsicherheits-
glas besteht aus drei Floatglasscheiben, die
durch eine sehr starre Sentryglass-Folie mit-
einander verbunden sind. Das spezielle, pa-
tentierte Verbundverfahren aus Druck und
Wärme sorgt dafür, dass es weder zur De-
laminierung noch zu dem unerwünschtem
„Haze“-Effekt (milchiger Rand) kommt.
Das Verfahren, ebenso wie die dazu gehöri-
ge Maschine, entwickelte das Unternehmen
Fotoverbundglas in Marl, das die Gläser
produzierte. Das als Einscheibensicherheits-
glas ausgeführte SGG Securit Alarmglas als
Gegenscheibe im Isolierglas fertigte Glas
Trienes in Kempen. Der Austausch der Ver-
glasung im laufenden Betrieb war sehr he-
rausfordernd. So durften pro Tag nur inner-
halb weniger Stunden einzelne Bereiche
betreten werden. Zudem durften keiner-
lei Baumaterial, Gerüste oder Montagege-
rät über diese Zeitfenster hinaus deponiert
oder installiert werden. Enge Zeitfenster be-
stimmten auch die Logistik zur Anlieferung
und Lagerung sowie zum Ausbau und zur
Neuinstallation.
Technische Sonderlösung
In Abstimmung mit der Isolette-Zentrale
gelang es dem Unternehmen mithilfe ei-
nes Spezialbauteils zur Spannungswand-
lung, eine technische Sonderlösung für die
Umrüstung des alten auf das neue System
zu finden. Als schwierig stellte sich auch der
Austausch der Fenster selber heraus, denn
die alten Fensterprofile ließen sich teilwei-
se nur schwer lösen, weil auch diese unter
Hochsicherheitsbedingungen
ausgeführt
worden waren. Trotz der hohen Sicherheits-
maßnahmen und dem engen Durchfüh-
rungszeitraum von nur drei Monaten wur-
den die Arbeiten fristgemäß abgeschlossen.
Objekttafel
Objekt:
LWL-Therapiezentrum für Forensische
Psychiatrie (Marsberg)
Architekt:
Plassmann + Plassmann-
Architekten (Bad Sassendorf)
Glashersteller:
Fotoverbundglas (Marl) und
Glas Trienes (Kempen)
Montage:
Glas Risse (Rüthen)
Sachverständiger:
Hermann Fimpeler
(Haltern)
Fertigstellung:
Dezember 2017
Fotos (2):
© Hermann Fimpeler
Die Fassade des forensischen Therapiezentrums wurde mit neuen Fenstern versehen.
Der Einbau gestaltete sich durch die hohen
Sicherheitsvorkehrungen kompliziert und
musste präzise abgestimmt werden.