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Glasfassaden

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FASSADE 5/2018

diese Weise können spannungsoptische Ef-

fekte dem vorangegangenen Produktions-

prozess zugeordnet werden.

Die Auswertung der Messobjekte kann in

Zonen frei definierbarer Größe unterteilt

werden. Eine gängige Einteilung ist die in

Haupt-, Rand- und Falzzone gemäß der

Hadamar-Richtlinie. Dadurch ist es mög-

lich, in der Fassade nicht sichtbare Bereiche

von der Bewertung auszunehmen.

Die Visualisierung der Anisotropien und

Spannungen können automatisch ge-

speichert werden. Zudem ermöglicht eine

Schnittstelle die Zuordnung aller Ergebnis-

se zu Datensätzen aus einer Betriebsdaten-

erfassung.

Anisotropien in Flachglas

Eine wichtige Anwendung des StrainScan-

ners ist die objektive Messung und Bewer-

tung von optischen Anisotropien in ther-

misch vorgespanntem Architekturglas. Diese

entstehen durch Unregelmäßigkeiten imVor-

spannprozess und machen sich bei Beleuch-

tung mit teilpolarisiertemTageslicht als uner-

wünschte Flecken oder Streifen bemerkbar.

Die Messwerte (Betrag und Orientierung

der Spannungen) dienen als Eingangsgrö-

ßen für die von arcon entwickelte Isotro-

piewert-Berechnung sowie für die Aniso-

tropie-Simulation. Der Isotropiewert ist der

Flächenanteil der Scheibe, der auch un-

ter ungünstigsten Beleuchtungsbedingun-

gen frei von störenden Anisotropieeffek-

ten ist. Bei der Anisotropiesimulation han-

delt es sich um eine intuitive Visualisierung

der störenden Effekte auf der Scheibe. An-

dere Messverfahren bestimmen die Über-

lagerung der Irisationen aus allen Betrach-

tungswinkeln (Winkel der Lichteinfalls­

ebene in Bezug zur Scheibe). Allerdings tritt

diese Situation an der Fassade nie auf. Der

StrainScanner ermöglicht die Bestimmung

der Anisotropien in Abhängigkeit des Be-

trachtungswinkels. Dadurch ist es möglich,

real auftretende Verteilungen von Anisotro-

Gregor Saur

ist Applikationsspezialist bei der ilis gmbh und

Experte für Anisotropien in Glas.

Typische Anisotropie-Erscheinungen in Archi-

tekturglas. Die mittlere Scheibe im Bild wurde

in einem optimiertem Vorspannprozess her-

gestellt und zeigt keine störenden optischen

Effekte.

In Kooperation mit arcon entstand in Feuchtwangen der erste Inline-StrainScanner zur objektiven

und kontinuierlichen Messung der Vorspannqualität von Einscheibensicherheitsglas.

pie-Erscheinungen zu bestimmen und die

Qualität des Fassadenglases anhand dieser

zu beurteilen.

Zusammenfassung

Die unmittelbare Darstellung der Homoge-

nität der Vorspannung der Scheiben ermög-

licht ein kontinuierliches Optimieren des

Vorspannprozesses. Das macht ein vollauto-

matisches Messsystem wie der StrainScan-

ner möglich, mit dem Betrag und Orientie-

rung der Spannungen direkt im Prozess ge-

messen werden können. DieVorhersage von

Anisotropieeffekten unter verschiedenen

Beleuchtungssituationen machen ein sol-

ches Messsystem einzigartig und ersetzen

aufwendige, selektive und stationäre Mess-

verfahren.

Die Anisotropie-Simulation visualisiert auf Grundlage des gemessenen vektoriellen

Spannungsbildes einer Glasscheibe (links) unerwünschte Anisotropie-Effekte unter

ungünstigsten Beleuchtungsbedingungen (rechts).

Foto:

© arcon

Fotos (2):

© ilis

Foto:

© arcon