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GLASFassaden
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FASSADE 5/2017
isotropie von der geographischen Lage des
Mock-ups. Im Streitfall kann daher nur eine
objektive Bewertung mit festgelegten quan-
titativen Werten als Kriterium die Entschei-
dung bringen.
Forschung und Messverfahren
Die an der HSM und der RWTH entwickel-
ten vollflächigen Messverfahren zur Erfas-
sung von Anisotropien basieren auf den
physikalischen Grundlagen der Spannungs-
optik
[8], [9]
und der Weiterentwicklung der
digitalen Bildverarbeitung
[10]
. In der Span-
nungsoptik werden im Polariskop unter
Verwendung von optischen Filtern (Polfil-
ter und Verzögerungsplatten) Spannungen
in doppelbrechenden Medien vollflächig
sichtbar gemacht. Erst durch die Verwen-
dung von zirkularen Polfiltern
[1]
kann aus
den digital akquirierten Aufnahmen (sog.
Isochromatenbilder) der Gangunterschied
extrahiert werden. Isochromatenbilder lie-
fern aufgrund ihrer Richtungsunabhängig-
keit objektive und reproduzierbare Ergeb-
nisse unter hundertprozentiger Polarisation.
Die HSM und die RWTH sind im Besitz von
stationären Offline-Messsystemen mit de-
nen thermisch vorgespannte Gläser durch
die Messung von Gangunterschieden und
unter Verwendung stochastischer Verfahren
beurteilt werden können.
In dem aktuellen und bereits kurz vor Ab-
schluss stehenden BMWi-ZIM-EUREKA
geförderten Forschungsprojekt „Gläsernes
Glas“, unter Beteiligung der RWTH und
der HSM, wird derzeit von der Softsolution
GmbH ein Online-Messsystem zur vollflä-
chigen Erfassung von Anisotropien anhand
von Gangunterschiedsmessungen entwi-
ckelt. Eine Validierung zwischen den Mess-
methoden der Hochschulen und der Softso-
lution GmbH hat bereits mit Erfolg stattge-
funden.
Messmethoden
Bei dem von der RWTH entwickelten Ver-
fahren zur flächigen Analyse von Anisotro-
pien in vorgespannten Gläsern handelt es
sich um eine Datenbanklösung, basierend
auf lokalen Messungen. Es wurde ein Aus-
wertealgorithmus entwickelt, welcher Polfil-
teraufnahmen hinsichtlich ihrer Farbe pixel-
genau analysiert und einen entsprechenden
Gangunterschied zuordnet. Hierbei greift
das Programm auf die zuvor generierte Da-
tenbank zurück.
Eine Methode zur objektiven Bewertung ei-
ner thermisch vorgespannten Glasscheibe
ist die vollflächige Erfassung der Verteilung
der Anisotropie. Diesbezüglich ermittelt der
Auswertealgorithmus die relative kumu-
lierte Häufigkeit über die Verzögerung und
stellt diese graphisch dar.
Mit dem zweiten Analyseverfahren der
HSM können mit Hilfe der digitalen Aus-
wertung von Isochromatenbildern Gangun-
terschiede in der Glasfläche für jeden Pixel
lagegenau ermittelt werden. Somit bietet
auch dieses Verfahren ein quantifizierbares,
objektives Maß, mit dem Anisotropien von
thermisch vorgespannten Gläsern bewer-
tet werden können. Der Ablauf zur Kalibrie-
rung dieses Verfahrens ist bereits in vorher-
Bild 4: Vorgehensweise bei der Auswertung der RWTH
[1]
Bild 5: Reihenfolge der an der HSM verwendeten Methode
[2]
Hochschule München / RWTH Aachen (2)