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Vorgehängte hinterlüftete Fassaden
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FASSADE 4/2017
Fassadenaufbau der VHF
Die
Fassadenbekleidung
selbst ist
die Gebäudeaußenhülle und schützt
die Wärmedämmung und die tragen-
den Wände vor äußeren Witterungs-
einflüssen. Hierbei stehen eine Viel-
zahl an unterschiedlichen Materiali-
en wie Holz, Kunststoff, Faserzement,
Naturstein, Glas, Blech oder andere
Verbundwerkstoffe zur Auswahl. Eine
Vielzahl dieser Materialien zeichnen
sich durch Vorteile wie Wartungsfrei-
heit, Langlebigkeit und Witterungs-
beständigkeit aus. Es dürfen jedoch
nur Bauteile verwendet werden, de-
ren Brauchbarkeit bzw. Verwendbar-
keit für diesen Verwendungszweck
nachgewiesen ist. Die Außenwand-
bekleidung selbst ist in Flächen von
etwa 50 m² zu unterteilen (horizon-
tal ca. alle 8 m, vertikal ca. alle zwei
Geschosse) um bei örtlichem Versa-
gen ein fortlaufendes Abreißen der
Bekleidung zu begrenzen. Die Be-
kleidungen müssen technisch zwän-
gungsfrei montiert werden. Bei den
Gleitpunkten muss ein ausreichendes
Spiel zwischen den gleitenden Teilen
sichergestellt werden. Die Korrosi-
onsschutzschichten dürfen hierbei
nicht zerstört werden. Auftretende
Beanspruchungen der Bekleidungs-
elemente infolge von Formänderungen
müssen bei der Planung bedacht werden.
Jedes Bekleidungselement muss einzeln be-
festigt werden, für den vertikalen Lastabtrag
aus Eigengewicht dürfen je Platte nur zwei
Befestigungspunkte berücksichtigt werden.
Die Lagerungsbedingungen der Konstruk-
tion (starr oder nachgiebig) müssen eben-
falls berücksichtigt werden. Um eine even-
tuelle Wartung der Fassade zu ermöglichen,
vorzugsweise so, dass keine Elemente bei
einer Gerüstmontage demontiert werden
müssen, empfiehlt sich dieVerwendung von
Dauergerüstankern.
Die
Hinterlüftung
ist ein wesentlicher Be-
standteil einer funktionierenden vorge-
hängten Fassade. Als Hinterlüftung wird
der Luftraum zwischen der Fassadenbeklei-
dung und der tragenden Wand bzw.
der Wärmedämmung verstanden. Ei-
ne Hinterlüftung ist zur Reduzierung
von Feuchte, zur Ableitung von ein-
dringendem Niederschlag, zur kapil-
laren Trennung der Bekleidungen von
der Dämmstoffschicht und zur Ablei-
tung von Tauwasser erforderlich. Dies
wird normalerweise erfüllt, wenn die
Bekleidungen mit einem Abstand von
mindestens 20 mm von der Außen-
wand bzw. Dämmstoffschicht ange-
ordnet werden. Örtlich (z. B. im Be-
reich der Unterkonstruktion) darf
dieser Abstand auf 5 mm reduziert
werden. Die Empfehlung liegt jedoch
bei ca. 50 mm. Am Gebäudefußpunkt
und am Dachrand sind Be- und Ent-
lüftungsöffnungen von mindestens
50 cm² je 1 mWandlänge vorzusehen.
Die
Fassadendämmung
besteht in
der Regel aus mineralischen Dämm-
stoffen. Die Hinterlüftung sorgt da-
für, dass die Wärmedämmung trocken
und dauerhaft funktionsfähig bleibt.
Alle geforderten energetischen An-
forderungen können erfüllt werden,
da der Einbau jeder gewünschten
Dämmstoffdicke systembedingt mög-
lich ist. Die Energieverluste durch die
Wärmebrückenwirkung der Veran-
kerungen müssen jedoch bei der Be-
rechnung des Wärmedurchgangsko-
effizienten berücksichtigt werden. Um diese
Wärmebrücken möglichst gering zu halten,
werden Edelstahl- oder GFK-Konsolen ver-
wendet bzw. Aluminiumkonsolen mit Ther-
mostop-Unterlage.
Die
Unterkonstruktion
ist das statische
Bindeglied zwischen der Bekleidung und
der tragenden Wand. Die Unterkonstruk-
tion (horizontal, vertikal) besteht aus Trag-
VHF: Aufbau, Standsicherheit,
Befestigung
Von Dipl.-Ing. Jürgen Medzech
Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF) gehören in der heutigen Zeit durch die Vielzahl der
gestalterischen Möglichkeiten und die vorhandene funktionale Sicherheit zu den gängigsten
Fassadensystemen. Das System lässt sich individuell auf die verschiedensten Gebäudetypen abstimmen,
sowohl im Neubau als auch in der Sanierung. Durch den Einsatz der unterschiedlichsten Materialien
kann die Außenhülle des Gebäudes individuell auf die architektonischen Anforderungen abgestimmt
werden. Die Funktionen der Gebäudeaußenhülle werden bei einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade
getrennt in Wetterschutz, Hinterlüftung, Wärmeschutz und tragender Wand.
Die von Staab Architekten geplante Instandsetzung
und Erneuerung des Hochhauses C10 der Hochschule
Darmstadt wurde 2013 mit dem Deutschen Fassadenpreis
des FVHF ausgezeichnet.
Werner Huthmacher, Berlin