TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 3/2017
Dipl.-Ing. Wolf-
gang Priedemann
ist Geschäftsfüh-
rer der internati-
onal renommierten Priedemann Fassadenbera-
tung GmbH (Großbeeren).
wechsel für Großraumbüros ausgelegt ist.
Die Luftmenge ist demnach erheblich und
trägt entscheidend zur guten Sauerstoff-
versorgung und Entsorgung der CO
2
-Ga-
se bei. Die mechanische Luftversorgung re-
gelt maßgeblich die operative Temperatur im
Raum, d. h. sie regelt die empfundene Ober-
flächentemperatur auf der Haut des Nut-
zers durch erhöhte Luftzirkulation und die
Luftvorkühlung. Sie übernimmt damit den
Transport der inneren Lasten eines Raumes
und führt sie der zentralen Rückkühlung zu.
Zur Reduzierung der solaren Einträge über
großflächige Verglasungen trägt eine innere
Sonnenschutzmaßnahme bzw. eine Blend-
schutzmaßnahme entscheidend bei. Das
Prinzip der Abluftfassade funktioniert nur
mit einem inneren Sonnen-/ Blendschutz
aus einem seitlich geführten und dichten
Screengewebe. Dieses liegt zwischen zwei
statischen Fassaden-Pfosten und in einer
definierten Distanz zur inneren Glasebene,
so dass durch diesen Korridor die Abluft des
Raumes strömen kann.
Also erfolgt die Entwärmung durch die so-
lare energetische Absorption an der Stelle,
wo diese am wirtschaftlichsten und kontrol-
liert abzuleiten ist und zentral rückgeführt
werden kann. Die Ableitung der absorbier-
ten Energie des Raumes erfolgt mittels ei-
ner relativ großen Luftmenge und mit ho-
her Strömungsgeschwindigkeit über diesen
Abluftkorridor. Die mechanische Wirkung
ist ausreichend, um den Großteil des solaren
Eintrages durch die 3-Scheiben-Sonnen-
schutzverglasung und die Absorptionsener-
gie aufzunehmen und abzutransportieren.
Bisherige Abluftfassaden benötigten dafür
immer einen Zweischeiben-Korridor mit ei-
ner zweiten inneren Scheibe und im Korri-
dor zwischen der innerern Scheibe und äu-
ßererVerglasung eineVerschattung. Die Neu-
erung der Festo-Abluftfassade besteht darin,
dass tatsächlich nur die 3-Scheiben-Sonnen-
schutzverglasung und der innere Blendschutz
als zweite Ebene ausreichend sind, um ei-
ne große energetische Effizienz zu erreichen.
Dieser Fassadenaufbau bietet kostenneutral
und wirtschaftlich eine erweiterte Funktion
mit hervorragender energetischer Wirkung
an. Zu beachten ist, dass im physikalischen
und energetischen Berechnungsmodell die
Behaglichkeit des Nutzers eine entscheiden-
de Rolle spielt. Bei gleichen Oberflächentem-
peraturen auf allen Flächen im Raum und
beim heruntergelassenen, durchströmten
Screen benötigt der Nutzer weniger Kühl-
leistungen, um sich behaglich zu fühlen. Das
heißt, eine Reduzierung der Kühlleistung um
einen Kelvin bedeutet per se eine Energie-
einsparung in der mechanischen Kühlung
des Gebäudes von ca. 8-10 Prozent. Diese Ef-
fizienz ist in der Nutzung des Festo-Gebäu-
des seit einem Jahr nachgewiesen.
Das im winterlichen Lastfall bei tiefstehen-
der Sonne der Korridor als Kollektorfläche
wirkt und dazu beiträgt, dass die Energiebi-
lanz in dieser Heiz-Periode um ca. 30 Pro-
zent niedriger ausfällt als mit vergleichbaren
Fassaden, wundert keinen.
Fazit
Es ist zur Kenntnis zu nehmen, dass mit-
tels einer einschaligen 3-Scheiben-Isolier-
verglasung, in Verbindung mit einem inne-
ren Blendschutz und mittels einer obligato-
rischen lufttechnischen Komponente eine
neue Funktion der Fassade aktiviert wurde.
Diese Funktion überzeugt sowohl in Flä-
cheneffizienz, Wirtschaftlichkeit und der
behaglichen Nutzung der Immobilie, zum
Wohle der Mitarbeiter und zu deren Effizi-
enzsteigerung.
Prinzip: Aktivierte Abluftfassade mit aktiven TGA-Leitungen.
Prinzip: Nicht aktivierte Abluft, nur Strahlung.
Facade-Lab (2)