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TECHNIK
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Objekte
FASSADE 6/2016
Objekttafel
Objekt:
Neubau Verbrauchermarkt
(Oldenburg-Kreyenbrück)
Bauherr:
M&L Grundstücksgesellschaft mbH
(Oldenburg)
Architekten:
neun grad architektur
(Oldenburg und Amersfoort)
Rohbau und Fassade:
Hoppmann Bau GmbH & Co. KG
(Wiefelstede/Metjendorf)
Vormauerziegel:
Wienerberger GmbH (Hannover)
Fertigstellung:
2016
Der im Frühjahr 2016 fertiggestellte Super-
markt entstand nach einem Entwurf des Ol-
denburger Büros neun grad architektur auf
der Grundrissfigur von drei teilweise inein-
andergeschobenen Kreisen. Die Kreise las-
sen sich deutlich an den Rundungen der
Klinkerfassade ablesen und gehen fließend
organisch ineinander über. Selbst Eingän-
ge und Fensterflächen passen sich der be-
sonderen Gebäudegeometrie an: Die Archi-
tekten konzipierten sie in der Mehrzahl als
parabelförmige, scharfkantig in die Außen-
wände eingeschnittene Bögen.
Für die Fassade suchten die Planer nach ei-
nem Vormauerziegel, der durch eine leben-
dige Struktur und Farbgebung auf großen
ungestörten Flächen eine markante Eigen-
wirkung entfalten kann. Bei der Bemuste-
rung fiel die Wahl auf den Bockhorner Klin-
ker Roßlau Wechselsortierung von Wiener-
berger. Seine ungewöhnliche Optik lehnt
sich an die Tradition des Ringofenbrandes
an, mit dem sich besonders rustikale Ober-
flächen erzeugen lassen. Die Experten von
Wienerberger adaptierten diese traditionel-
le Handwerkskunst für den Brand in moder-
nen Tunnelöfen, sodass hochwertige Strang-
pressklinker mit äußerst charakteristischen
Kohleausschmelzungen, Klebestellen und
Sinterspuren hergestellt werden können.
Die handverlesene Wechselsortierung der
Chargen sorgt für ringofentypische Farb-
schattierungen; für Oldenburg war ein rot-
Überraschend kreisförmig
Neuer Supermarkt in Oldenburg mit Klinkerfassade in Szene gesetzt
Mit seinen gleich mehrfach geschwungenen verklinkerten Fassaden auf drei runden Grundrissen
ist der neue Supermarkt ein unverwechselbarer Blickfang im Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück.
braun-blauer Farbkanon festgelegt worden.
Das besondere Klinkerbild der Wechselsor-
tierung wird erreicht, indem die Läufer- und
Fußseite in einem Verhältnis von circa 70:30
als Sichtseite vermauert wird.
Überzeugende Flächenwirkung
Das an sich schon sehr rustikale Erschei-
nungsbild der Roßlau Wechselsortierung
verstärkten die Architekten zusätzlich durch
eine Vermauerung im wilden Verband. Re-
gelmäßige Linien und Muster wurden be-
wusst vermieden. Gleichzeitig entfiel ei-
ne anspruchsvolle Flächeneinteilung für die
Maurer, die dadurch schneller und wirt-
schaftlicher arbeiten konnten. Eine auffällige
Regelmäßigkeit ließ sich selbst an den alle
acht bis zehn Meter erforderlichen vertika-
len Dehnungsfugen vermeiden, die optisch
sehr diskret als Mäander-Fuge mit besande-
ter Silikonfüllung ausgeführt wurden.
Supermarkt mit hoher
Energieeffizienz
Die in Form, Farbe und Fuge sehr beweg-
ten Ziegelflächen werden am oberen Mau-
erabschluss und am Übergang zu den pa-
rabelförmigen Eingangsbögen mit einem
hellen Putzband gefasst, das einerseits für
eine scharf umrissene Gebäudefigur sorgt
und andererseits noch einmal die Nachbar-
bebauung der ehemaligen Kinderklinik mit
ihren sandsteinfarbenen Fenstereinfassun-
gen zitiert. Die Außenwände erreichen ei-
nen U-Wert von 0,22 W/m²K, der in Kom-
bination mit dem Wärmeschutz der Fenster
und des Daches eine hohe Energieeffizienz
ermöglicht. Hinzu kommt: Statt einer kon-
ventionellen Beheizung mit fossilen Brenn-
stoffen wird die Abwärme der Kühltech-
nik in Kombination mit einer Luft-Wär-
mepumpe verwendet, um den Zuluftstrom
innerhalb der ohnehin erforderlichen Lüf-
tungsanlage zu erwärmen.
Wienerberger / Jens Krüger