TECHNIK
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Fachbeitrag
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FASSADE 6/2016
Upgrade Fassadennorm:
Aktuelles zur EN 13830:2015
Von Prof. Jörn P. Lass und Dipl.-Ing. Rolf Schnitzler
Die aktuell gültige Produktnorm EN 13830:2003 „Vorhangfassaden – Produktnorm“ wurde in einem
mehrjährigen Prozess überarbeitet. Die überarbeitete EN 13830:2015 wurde bereits von den nationalen
Normungsorganisationen veröffentlicht. Eine Harmonisierung durch die europäische Kommission steht
allerdings noch aus. Die Überarbeitung der Norm bringt einige Neuerungen hervor, die es bei künftigen
Prüfungen und Bauvorhaben zu beachten gilt.
Anwendungsbereich und
Definitionen
Wie bereits im Anwendungsbereich der al-
ten Fassung der Produktnorm festgelegt,
fallen Fassaden bis zu einer Neigung von
±15° aus der Vertikalen unter die EN 13830.
Hieß es bisher jedoch lediglich: „Schräg-
verglasungselemente innerhalb der Fassa-
de können eingeschlossen sein“, so wer-
den diese nun definitiv von der Produkt-
norm erfasst. Voraussetzung ist, dass sich
der Schrägbereich innerhalb der Fassade
befindet und nicht den oberen oder unteren
Abschluss bildet. Explizit mit aufgenommen
werden auch zweischalige Vorhangfassaden
(Doppelfassaden).
Neue Struktur
Während sich die ersten Ab-
schnitte der Norm mit aus-
führlichen Beschreibungen
der Leistungseigenschaften
beschäftigen, befassen sich
die letzten Abschnitte vor
allem mit den der Baupro-
duktenverordnung geschul-
deten Änderungen. Der Be-
reich der Konformitätsbe-
wertung wird nun aufgeteilt
in die Abschnitte 5 (Prü-
fung, Bewertung und Probe-
nahmeverfahren) und 6 (Be-
wertung und Überprüfung
der
Leistungseigenschaf-
ten). Umfangreiche Anhän-
ge am Ende der Norm ge-
ben wichtige Hinweise zu
Themen wie Widerstand ge-
gen Einwirkungen, Anlei-
tung zur Anwendung des
Eurocodes (EC), Erdbeben-
einwirkungen und Brandverhalten.
Neue Anforderungen
Die Anzahl der wesentlichen Leistungs-
merkmale der neuen Produktnorm wird auf
18 (siehe Tabelle ZA.1 der EN 13830:2015)
– im Vergleich zu 14 Eigenschaften in der
noch aktuellen Ausgabe – erweitert. So
wurde die Norm um die Eigenschaften „Wi-
derstand gegen Schneelast, Erdbebensi-
cherheit, Längsschalldämmung und Strah-
lungseigenschaften“ ergänzt. Zudem sind
für einige Leistungsmerkmale zusätzliche
Nachweise erforderlich:
4.1 Brandverhalten:
Die Klassifizierung des Brandverhal-
tens erfolgt wie bisher nach EN 13501-1.
Neu sind die Hinweise im Anhang E zur
Montage und Befestigung der Probekör-
per für Prüfungen zum Brandverhalten
sowie die Angaben zum Anwendungs-
bereich und den Anwendungsregeln.
4.2 Feuerwiderstand:
Bisher waren lediglich die Nachweise für
Raumabschlüsse (E) und Raumabschluss
und Dämmung (EI) gefordert. Diese
wurden nun um den Nachweis Raumab-
schluss und Strahlung (EW) ergänzt.
4.7 Widerstand gegen Schneelast:
Zusätzlich zur Windlast und dem Ei-
gengewicht können Schrägverglasun-
gen auch Schneelasten ausgesetzt sein.
Die Berechnung der Schneelasten er-
folgt nach EN 1991-1-3 und unter Be-
rücksichtigung nationalerVorgaben. EN
13830:2015 gibt die für die Berechnung
der relevanten Grenzwerte zulässige
Durchbiegung der Rahmenelemente vor.
4.10 Erdbebensicherheit:
Diese Eigenschaft gehört in Zukunft
ebenfalls zu den wesentlichen Merkma-
len fürVorhangfassaden. Es wird diffe-
renziert zwischen der Nutzungssicherheit
bei Erdbebenereignissen mit einer ge-
ringeren Eintrittswahrscheinlichkeit und
der Gebrauchstauglichkeit bei Erdbeben
ereignissen mit einer geringeren Inten-
sität. Bei der Nutzungssicherheit muss
die Konstruktion den durch das Erdbe-
ben verursachten Kräften und Bewegun-
gen widerstehen und einen Kollaps der
Bauteile verhindern. Bei der Gebrauchs-
tauglichkeit muss nach einer Erdbeben-
einwirkung mit geringerer Intensität und
höherer Wiederholwahrscheinlichkeit die
Funktion der Fassade erhalten bleiben.
Zum Nachweis wird nach der Erdbeben-
einwirkung die Luft- und Schlagregen-
dichtheit nochmals auf Leistungskons-
tanz überprüft. Ausführliche Angaben zu
Prüfung und Bewertung finden sich im
Anhang D.
Fassadenprüfstand am ift Rosenheim.
ift Rosenheim (6)