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TECHNIK
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Objekte
FASSADE 4/2016
hielt das Haus zunächst virtuell ein
neues Kleid. Nach statischem Nach-
weis der Tragfähigkeit wurde die
Unterkonstruktion mit Ankern am
Mauerwerk befestigt. Die Monta-
ge der PV-Elemente erfolgte an den
Fassaden- und Dachflächen, wo der
meiste Ertrag zu erwarten war. Da-
zu zählten auch die oberen Balkone.
Die schwarzen PV-Module mit einer
Regelgröße von 1200 x 600 Millime-
ter bestehen aus einem 9 Millimeter
starken Glasverbundaufbau, in dem
sich eine hauchdünne Halbleiter-
schicht befindet. Ihre Nennleistung
beträgt 112,5 W/m², so Regional
manager Nikos Philippou von Litho-
decor. Speziell für dieses Projekt sind
skalierte Module hergestellt worden,
die eine optimierte Belegung der Be-
standsflächen ermöglichten, fügt Kai
Brandau vom VHF-Produktmanage-
ment hinzu. Eingefügte „Nadelstrei-
fen“ verbessern die Optik. Für die filigranen
Klammern, die die Paneele an Fassade und
Balkonbrüstungen kaum sichtbar mit der
Unterkonstruktion verbinden, wurde das
erforderliche Prüfzeugnis ausgestellt.
Als
Wohnungsbaugenossenschaft
hat sich die Gewoba zum Ziel ge-
setzt, kostengünstige Wohnungen für
breite Schichten der Bevölkerung zu
bauen. Derzeit werden jährlich zwei
Prozent des auf die Wohnfläche be-
zogenen Bestands energetisch sa-
niert. Um dabei in jeder Hinsicht auf
dem aktuellsten Stand zu sein, leis-
tete sie sich ein Pilotprojekt wie die
Eislebener Str. 75 mit einem Kosten-
volumen von mehr als drei Millionen
Euro. Die vom Leitungsgremium des
Unternehmens vorgegebene Aufga-
benstellung lautete, ein Gebäude mit
mehr als 2000 Quadratmeter Wohn-
fläche auf KfW 55-Niveau als Maß-
stab künftigen Bauens zu bringen.
Einsatz erneuerbarer Energien
Ausgangspunkt für das Modernisie-
rungskonzept waren zunächst die
Forderungen, die an das Effizienzhaus KfW
55 gestellt werden. Sie betreffen unter ande-
rem die Wärmedämmung, die Nutzung er-
neuerbarer Energien und die Wärmerückge-
winnung. „Die angestrebte erhebliche Re-
duzierung des Energiebedarfs pro Haushalt
erforderte, bei der Sanierung über den übli-
chen Standard hinauszugehen“, erklärt Lars
Gomolka, Hauptabteilungsleiter Bestands-
Kraftwerk Fassade
Hochhaus in Bremen mit fassadenintegrierter Photovoltaik ausgestattet
Bei der Komplettsanierung eines neungeschossigen Hochhauses in der Eislebener Straße 75
wurden kürzlich alle drei von der Sonneneinstrahlung partizipierenden Fassaden einschließlich
Balkonbrüstungen mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet – damit erzeugt das Gebäude nun
jährlich 35000 kWh Strom.
technik/Immobilienbewertung der Gewoba.
Was bedeutete, über die Wärmedämmung
von Fassade, Dach und Kellergeschoss
decken hinaus solargestützte Warmwasser-
bereitung, Photovoltaik und Lüftungsanla-
gen mit Wärmerückgewinnung in die stra-
tegischen Überlegungen einzubeziehen. So
fiel die Entscheidung, Ost-, Süd- und West-
fassade des Hochhauses mit Photovoltaik-
anlagen auszustatten. Damit produziert ein
Fünftel der insgesamt 3500 Quadratmeter
umfassenden Fassade jährlich rund 35 000
kWh Strom.
Verarbeiter und Produkte erster Wahl
Die Gewerke Wärmedämmung/Maler-
arbeiten und Photovoltaik wurden durch
die Hans-Georg Siebrecht Malereibetrieb
GmbH aus Bremen bzw. Oldenburg aus-
geführt. Dabei fiel die Wahl auf das mine-
ralische Capatect–Wärmedämmverbund-
system und das vorgehängte hinterlüf-
tete Photovoltaik-Fassaden-System von
Lithodecor. Nach gründlicher Vorarbeit er-
Objekttafel
Objekt:
Sanierung und Modernisierung eines
neungeschossigen Hochhauses (Bremen)
Auftraggeber:
GEWOBA Aktiengesellschaft
Wohnen und Bauen (Bremen)
Sanierungskonzept:
GEWOBA Aktien
gesellschaft Wohnen und Bauen (Bremen)
Wärmedämmung:
Hans-Georg Siebrecht
Malereibetrieb GmbH Malerarbeiten
Vorgehängte Fassade/ (Oldenburg)
PV-Fassaden-Elemente:
Lithodecor (Netzschkau)
Fertigstellung:
2015
Ost-, Süd- und Westfassade des Hochhauses
wurden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.
Das neungeschossige Hochhaus in der Eislebener Straße 75
wurde komplett saniert.
Gewoba, Strehlau (2)