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glas+rahmen

12.18

verbände

64

verbände fortbildung

Prämierte Asbest-Initiative

Die Aktivitäten des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks

und seiner Mitstreiter aus den Landesverbänden zur Etablierung eines

vereinfachten Verfahrens für die Bearbeitung von asbesthaltigem

kitt in Fenstern ist eine ERfolgsstory. DAs belegt nicht zuletzt die Aus-

zeichnung mit dem „Deutschen Gefahrstoffschutzpreis“.

im herbst 2016

wurde bekannt, dass im

Fensterkitt Asbest verwendet wurde, und

schnell war klar, hier muss gehandelt werden.

Denn die hohen Anforderungen, wie sie üb-

licherweise imUmgang mit Asbest gefordert

werden, sind für klassische Handwerksbetrie-

be nicht wirtschaftlich umsetzbar. Der Bun-

desinnungsverband des Glaserhandwerks

(BIV) hat sich zügig mit den geltenden Vor-

schriften und Regelungen befasst und dabei

festgestellt, dass es der praktikabelste Weg ist,

ein eigenes geprüftes Verfahren für die Ent-

fernung von Kitt zu erarbeiten und selbst die

Glaser für den sogenannten Kleinen Asbest-

sachkundenachweis auszubilden.

Konsequente Umsetzung

Diese Ziele klar vor Augen, trat der BIV mit

der BGBau und dem Institut für Arbeitsschutz

(IFA) in Verbindung, um die Möglichkeiten

der Realisierung zu eruieren. Nach den er-

folgreichen Gesprächen wurde das Verfah-

ren für das Entfernen von asbesthaltigem

Kitt erarbeitet und mit der BGBau und dem

IFA abgestimmt. Ein weiterer Erfolg ist, dass

die Kosten der für die zur Anerkennung des

Verfahrens erforderlichen Belastungsmessun-

gen von der BGBau vollständig übernommen

wurden. Ein Grund dafür war, dass es von

Seiten des Handwerks in der Regel nur we-

nig Interesse gibt, gegen Asbest vorzugehen.

Im Laufe der Bemessungen und der Vorstel-

lung des Verfahrens vor den relevanten Aus-

schüssen wurde immer wieder die gute und

konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem

Bundesinnungsverband und der BGBau ge-

lobt. Die Kooperation war nicht nur gut, son-

dern auch erfolgreich. Sie bringt den Glaser-

betrieben einen erheblichen Vorteil im Um-

gang mit asbesthaltigem Kitt. Seit Juli 2018

darf das Technische Kompetenzzentrum des

Glaserhandwerks Sachkundelehrgänge gem.

TRGS 519 Anlage 4 c zur Erlangung des soge-

nannten „Kleinen Asbestscheins“ durchfüh-

ren. Die Dozenten des Kompetenzzentrums

haben neben demAsbestsachkundelehrgang

noch eine gesonderte Ausbildung von der BG-

Bau erhalten, um die Inhalte speziell für das

Glaserhandwerk vermitteln zu können. Das

Schulungsangebot wurde bereits von rund

300 Glasern genutzt, und in den nächsten

Monaten werden bei bundesweit durchge-

führten zweitägigen Lehrgängen zahlreiche

weitere „Kleine Asbestscheine“ ausgehändigt.

Verfahren genehmigt

Ein weiterer Meilenstein war am 7. Novem-

ber geschafft. An diesemTag wurde das emis-

sionsarme Arbeitsverfahren des BIV geneh-

migt. Die Beschreibung des Verfahrens wird

jetzt im Insitut für Arbeitsschutz (IFA) redak-

tionell bearbeitet und dann veröffentlicht. So-

bald das Verfahren in der DGUV-Informa-

tion 201-012 erschienen ist, dürfen Glaser-

betriebe mit einem Sachkundigen nach der

offiziellen Beantragung bei der Arbeitsschutz-

behörde asbesthaltigen Kitt im Glasfalz an

Metall- und Holzfenstern sanieren. Mit dem

Verfahren können Ausführende sicher sein,

dass sie bei dem Entfernen von Kitt nur eine

geringe Menge von Asbestfasern freisetzen.

Dabei ist die genehmigte Vorgehensweise mit

geringemMehraufwand gegenüber der bishe-

rigen Arbeitsweise verbunden. Eine Proben-

entnahme ist nicht für jedes zu bearbeitende

Fenster erforderlich.

Engagement ausgezeichnet

Dass der BIV und seine Mitstreiter aus den

Landesverbänden mit ihrem Engagement zur

Lösung der Asbestproblematik richtig liegen,

belegt auch der Auszeichnung mit dem Ge-

fahrstoffschutzpreis, der von der Bundesan-

stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

(BAUA) ausgeschrieben wird. Der BIV hat

sich mit dem Asbestsachkundelehrgang und

dem emissionsarmen Verfahren beworben

und wurde am 13. November 2018 in Berlin als

einer von fünf diesjährigen Gewinnern aus-

gezeichnet. Die Ausschreibung stand im die-

sem Jahr unter dem Motto „Gute Ideen zum

Schutz vor Asbest“. Der BIV gewann in der

Kategorie „Aktivitäten eines gesamten Hand-

werkszweigs“.

stefan wolter

Mit viel Engagement

wurden vom BIV, Ver­

tretern der Landesver-

bände und der BGBau

Messreihen am Objekt

durchgeführt, um das

Bearbeitungsverfahren

zu ermitteln, beim dem

die Kontaminierung der

Luft bei unter 10.000

Asbestfasern pro Kubik-

meter Luft liegt. Denn

nur bei einer niedrige-

ren Belastung ist ein

vereinfachtes Verfahren

überhaupt möglich.

Foto: © BIV