glas+rahmen
03.18
technik
89
technik
produktionsanlagen
Quantensprung beim Glasbohren
Bis vor wenigen Jahren galt die Lasertechnik in der Glasveredlung
als zu teuer und zu kompliziert. Dank neuer Strahlquellen
und verbesserter Software hat der Laser-Spezialist Cerion nun
die Bohrgeschwindigkeit mehr als verzehnfacht.
die lasertechnik entwickelt
sich in rasantem
Tempo weiter. „Die Maschinen werden leistungsfähiger
und preiswerter. Heute sind in der Glasverarbeitung das
Bohren, Schneiden und die Kantenbearbeitung mit dem
Laser in einigen Bereichen bereits genauso wirtschaft-
lich darstellbar wie die herkömmliche Technik. Und
durch die Flexibilität des Lasers gibt es als Bonbon an-
dere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Oberflächen-
bearbeitung, sogar noch obendrauf “, erklärt Jan Ziesak,
Vertriebsleiter des im ostwestfälischen Minden ansäs-
sigen Laseranlagen-Herstellers Cerion GmbH. Ganz
aktuell wurde bei Cerion die Lasertechnologie für das
schnelle Bohren von Löchern in fast allen erdenklichen
Größen optimiert.
Rund, oval und rechteckig
Dank neuer Strahlquellen und einer von Grund auf ver-
besserten Software ist es nun möglich, die Bohrgeschwin-
digkeit mehr als zu verzehnfachen. „Mit unserem jüngs-
ten (Bohr-)Prozess ist uns ein echter Quantensprung ge-
lungen, der dem Laser plötzlich neue Anwendungsfelder
eröffnet, die vorher nicht wirtschaftlich bedient werden
konnten. Denn ebenso schnell wie der Laser heute boh-
ren kann, schneidet oder graviert er auch andere Werk-
stoffe“, erläutert Andreas Gross aus der Abteilung Tech-
nik und Vertrieb. Mit dem Cerion-Laser sind komplexe
Bohrlochgeometrien realisierbar, selbst ovale und recht-
eckige Löcher. Auch Nuten lassen sich zügig ins Glas la-
sern. Für Cerion bedeutet dieser Entwicklungsschritt den
Einstieg in weitere technische Anwendungen. Bisher rich-
tete sich mit den Anlagen c-jet und c-professional der
Fokus vorwiegend auf die Glasinnengravur und Ober-
flächenbearbeitung. Ein weiterer Schwerpunkt sind die
Oberflächenveredlungen mit der c-vertica für Flachglas
bis zur Jumbogröße. Für das Bohren und Schneiden von
Glas oder anderen Werkstoffen benötigt man in der Ver-
arbeitung einen Laser mit horizontal orientiertemTisch,
wie ihn die c-matrix Laseranlage von Cerion bietet. „Un-
sere Laseranlagen sind modular aufgebaut und können
in kürzester Zeit für weitere Anwendungen eingesetzt
werden. Das heißt: Bohren und Schneiden von Spezi-
alglas und Randentschichtung mit Highspeed am Vor-
mittag, das Aufbringen von Dekoren auf Fassadengläser
oder Ganzglastüren amNachmittag. Sogar die Nacht und
das Wochenende kann mit dem Automatikmodul ohne
Personalaufwand abgedeckt werden“, so Michael Russo
aus der Abteilung Forschung und Entwicklung. Für das
Schneiden sieht man den Laser aktuell noch als Ergän-
zung, doch auch hier schreitet die Entwicklung zügig vo-
ran. Ein großer Voteil der Technologie: Die verwende-
te Optik und Technik des Lasers kommt ohne nennens-
werten Verschleiß aus, denn der Laser arbeitet gänzlich
ohne Verbrauchsmaterialen und zudem berührungslos.
Ein weiteres Argument für diese Technologie ist, dass sie
sehr präzise arbeitet und flexibel einsetzbar ist. Die Be-
arbeitungen von Glas in Stärken von 0,5 bis 25 mm sind
für Bohr- und Schneidvorgänge kein Problem.
ESG-Bearbeitung möglich
Die Anlagen des Laser-Pioniers können auch in der
ESG-Verarbeitung eingesetzt werden. Prüfungen im
Vierpunktbiegeversuch hätten bestätigt, dass die Laser-
bearbeitung zwar einen Einfluss auf die Stabilität des
Glases habe, diese aber so kontrollierbar und reprodu-
zierbar sei, dass für laserbearbeitetes ESG immer von ei-
ner Mindestfestigkeit von 90N/mm
2
ausgegangen wer-
den könne, erklärt Cerion. Dieser Wert entspreche ex-
akt der Festigkeit von ESG aus Ornamentglas. Cerion ist
nach eigenen Angaben der einzige Anbieter vonMaschi-
nen für die Oberflächen-Glasbearbeitung, der eine Zu-
lassung seiner Technologie für die Bearbeitung von ESG
nach DIN EN12150 besitzt.
www.cerion-laser.de„Unsere Laseranla-
gen sind modular
aufgebaut und kön-
nen in kürzester Zeit
für weitere Anwen-
dungen eingesetzt
werden.“
Michael Russo
Mit der Lasertechnolo-
gie von Cerion lassen
sich nicht nur Löcher ins
Glas bohren, sondern
auch eckige und kom-
plexere Geometrien sehr
präzise ausschneiden.
Foto: © Cerion