glas+rahmen
03.18
technik
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technik
glasanwendungen
grosse glasfassaden werden
grundsätzlich sehr
intensiv wahrgenommen. Deshalb spielt ihre Farbgebung
eine wichtige gestalterische Rolle. Die Realisierung der
gewünschten Farbe und die farbliche Homogenität gro-
ßer Glasflächen stellen Planer häufig vor Probleme. Wa-
rum das so ist, klärt ein Blick auf die technischen Eigen-
schaften von Gläsern, denn diese wirken sich stark auf
das Erscheinungsbild aus. So entsteht beispielsweise Far-
be nicht nur durch Farbkörper: Neben der Eigenfarbe des
Glases wird sie auch durch die Reflexion des Lichts an
den Glasschichten und Beschichtungsebenen hervorge-
rufen. Deren Abfolge und Schichtdicke bestimmen al-
so letztlich die Farbwirkung entscheidend mit. So wird
deutlich, dass bauphysikalische Größen direkten Ein-
fluss auf die Farbwirkung haben. Denn Glasschichten
und Beschichtungen bestimmen maßgeblich den Wär-
medurchgangskoeffizienten, den Gesamtenergiedurch-
lass- und Lichttransmissionsgrad, die Reflexion und das
Luftschall-Dämmmaß. Auch die Statik und sicherheits-
technische Vorgaben müssen einkalkuliert werden, weil
die dadurch definierte Glasdicke die Farbwirkung eben-
falls beeinflusst.
Menschliche Wahrnehmung ist subjektiv
Erschwerend kommt hinzu, dass die menschliche Farb-
wahrnehmung sehr subjektiv ist. Unser Farbgedächt-
nis arbeitet recht unzulänglich, Farbeindrücke werden
vom Gehirn mit Erfahrungswerten verglichen. Farbe ist
im Labor zwar objektiv messbar – als Auswahlkriterium
helfen Messwerte jedoch nur bedingt, da eine neutrale Be-
wertung des Farbempfindens nicht möglich ist. So ist die
Hellempfindlichkeit des Auges im grün-gelblichen Bereich
am größten, während im kurzwelligen blau-violetten und
langwelligen tiefroten Bereich das Sehvermögen begrenzt
ist. Zusätzlich beeinflussen der Abstand des Betrachters,
seine relative Position zum Objekt und die Farbe der Um-
gebung die Farbwahrnehmung.
Den Auswahlprozess steuern
Planer stehen deshalb oftmals vor einem Dilemma. Sehr
häufig muss ein Kompromiss zwischen farblicher Idealvor-
stellung und den technischen Möglichkeiten von Gläsern
gefunden werden. Mit den bauphysikalischen Eigenschaf-
Farbabweichungen bei Glasfassaden
Wer grosse Glasflächen plant, hat dabei meist eine
Vorstellung ihrer farblichen Anmutung. Weil aber Farbe und
Wahrnehmung von Gläsern von vielen Faktoren abhängen,
lässt sich eine Planungsidee nicht immer Eins zu Eins umsetzen
und gleicht vielmehr einem Annäherungsprozess.
Der Abstand des Be-
trachters, seine relative
Position zum Objekt
und die Farbe der Um-
gebung beinflussen die
Farbwahrnehmung.
Beide hier gezeigten
Fassadenausschnitte
(Bild oben und rechts)
des Gebäudes der
AachenMünchener Ver-
sicherung AG in Aachen
sind mit identischen
Funktionsgläsern be-
stückt.
Fotos: © Christoph Seelbach Fotografie /Saint-Gobain Glass
Informative Berichte
aus der Praxis
finden Sie auch auf
www.glas-rahmen.de