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glas+rahmen

01.19

verbände

60

immer häufiger

suchen Handwerksbetriebe hände-

ringend nach Lehrlingen, und nicht selten bleiben Aus-

bildungsstellen mangels Bewerber oder geeigneter Kan-

didaten unbesetzt. Der Fachkräftemangel ist längst zu ei-

ner Bremse für das Handwerk geworden. Seit 2013 Jah-

ren beginnen jährlich mehr Jugendliche ein Studium als

eine Ausbildung, heißt es in den Wirtschaftsteilen von

Zeitungen. Dabei gibt es viele Abiturienten, die im Stu-

dium überfordert sind. In technischen Studiengängen

verlassen 50 Prozent die Hochschule ohne Abschluss

oder oft erst mit 30 Jahren, berichtete Ex-Wirtschafts-

minister Franz Josef Pschierer anlässlich einer Schul-

hauseinweihung in Niederbayern. 2030 wird es ein De-

fizit von vier Millionen Facharbeitern, aber einen Über-

hang von einer Million Akademikern geben, so sein Fa-

zit. „Die Betriebe und die Schulen müssen sich etwas

einfallen lassen“, appellieren Regierung und Ministeri-

um bei den Schulleiterdienstbesprechungen.

Neue Möglichkeiten

Christa Jungwirth, Schulleiterin der Beruflichen Schu-

len Vilshofen, ist überzeugt, dass mehr Abiturienten für

eine duale Ausbildung gewonnen werden müssen. „Vie-

le sind handwerklich geschickt und wollen auch arbei-

ten. Dieses Potenzial müssen wir für uns gewinnen. Wir

brauchen für die Abiturienten Anreize, um sie für ei-

ne Ausbildung zu begeistern.“ Beide Seiten sieht sie als

Gewinner, die Betriebe und die Abiturienten. Mit fun-

dierten Praxiserfahrungen und dem Know-how aus ei-

ner Ausbildung hätten die jungen Leute alle Möglichkei-

ten offen. Sie könnten nach einer Lehre immer noch stu-

dieren. Sie können aber auch erfolgreich als Geselle ar-

beiten oder den Meister bzw. den Techniker anstreben.

Und eines sei sicher: Sie erarbeiteten sich mit dem Ge-

sellenbrief ein Fundament, das sie beruflich und damit

finanziell absichere. Abi + Ausbildung ist ein Modell,

das es bereits seit 2007 in Landsberg am Lech gibt. An

der dortigen Berufsschule werden deutschlandweit Abi-

turienten im Bereich „Abi + Auto“ ausgebildet. Was al-

les in diesem Abiturienten-Modell steckt, erklärt Chris-

ta Jungwirth: „Eine enorme Lehrzeitverkürzung um ein

Jahr, ohne dass der fachliche Unterricht gekürzt wird.

Damit muss sich der Schüler den Unterrichtsstoff nicht

wie bei einer üblichen Lehrzeitverkürzung selbst aneig-

nen. Eine eigene Abiturientenklasse ist homogen, die

Schüler sind sehr leistungsfähig und hochmotiviert. Un-

terforderung der Abiturienten wie bei einer regulären

Lehrlingsklasse ist keinThema mehr. Auch das Image ei-

ner Abiturientenklasse spielt bei den jungen Leuten aus

Lukratives Angebot für Abiturienten

Die Berufsschule im niederbayerischen Vilshofen will Abiturienten

die handwerkliche Ausbildung schmackhafter machen. Im kommenden

Schuljahr wird sie überregionale Modellklassen in den Berufen „Abi

+ Glaser/in“, „Abi + Schreiner/in“ und „Abi + Metallbauer/in“ einrich-

ten. Die Genehmigung für die zweijährigen Ausbildungsgänge wurde

vom Kultusministerium bereits erteilt.

Die Berufsschule

Vilshofen ermöglicht

Abiturienten ab dem

nächsten Ausbildungs-

jahr, in nur zwei Jahren

den Beruf des Glasers

zu erlernen, inklusive

der Teile III und IV

des Meistervor-

bereitungskurses.

Foto: © Berufsschule Vilshofen